Kapitel 38

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Irgendwann gingen wir wieder zu unserer Decke und trockneten uns ab. „Soll ich dir beim Rücken helfen?", fragte ich blitzschnell, als Lori Sonnencreme aus ihrer Tasche holte. Sie zögerte kurz: „Ja, das wäre super." Ich bekam die Flasche von ihr und sie legte sich auf den Bauch. Ich spitzte etwas auf ihren Rücken und legte meine Hände auf ihre Haut, das erzeugte eine Gänsehaut bei mir. Dann verteilte ich die Creme gleichmäßig und fühlte, dass Lori eine starke Rückenmuskulatur hatte. War das merkwürdig? Nein, sowas machen Freunde doch. Anfangs war sie etwas angespannt, was sich aber schnell legte. „Fertig", sagte ich und nahm meine Hände weg. Lori setzte sich wieder auf und lächelte mich an: „Danke, soll ich bei dir auch?" Ich nickte und legte mich auf den Bauch. Mein Blick war aufs Meer gerichtet, aber ich war gedanklich bei Lori. Sie legte die Hände auf meinen Rücken und verteilte die kalte Creme. Sie hatte zarte Hände und beinahe war es wie eine Massage. Es war ruhig, nur das Meeresrauschen war zu hören. Wir hatten wohl beide kein Problem damit, auch mal zu schweigen und den Moment zu genießen. Als Lori ihre Hände von meinem Rücken entfernte, setzte ich mich auf und sah sie an. „Kamekona hat mir erzählt, dass du gerade Hawaiianisch lernst." Sie holte ein kleineres Handtuch aus ihrem Rucksack und drückte ihre nassen Haare sachte aus: „Ja, das stimmt. Und ich mache schon Fortschritte." „Wenn du möchtest, könnten wir zusammen üben. Ich wurde ja hier geboren und beherrsche die Sprache." „Was kannst du eigentlich nicht?" „Ich hätte auch noch Mandarin, Französisch, Kroatisch, Koreanisch oder auch Japanisch im Angebot, falls du nichts Besseres zu tun hast", lachte ich. Sie schüttelte lächelnd den Kopf: „Wow, so habe ich ja noch nie jemanden angeben gehört." Wir shakerten noch öfter an diesem Tag, aber das nur mal so am Rande. „Warum möchtest du eigentlich Hawaiianisch lernen?", sie war die erste Person vom Festland, die ich kannte, welche sich ernsthaft für diese Sprache interessierte. „Ich finde es unglaublich spannend. Hawaiianisch ist ja in vielen Bereichen von Hawaii noch der Schlüssel der Kommunikation." „Absolut, wir haben viele traditionelle Einheimische, da kann es ja auch nicht schaden." Lori nickte und dann fragte ich: „Sprichst du denn noch andere Sprachen?" „Neben Englisch spreche ich noch Norwegisch, Deutsch, Russisch, Arabisch, Polnisch und Latein." „Respekt, das ist wirklich cool." „Sprachen haben mich schon seit meiner Kindheit fasziniert, weshalb ich mich gerne weiterentwickelt habe. Und so kam es, dass die Teenager-Lori in den langen Sommerferien eine neue Sprache gelernt hat." Ich lächelte und konnte es mir richtig vorstellen, wie sie mit einem Bücherberg an ihrem Schreibtisch gesessen hat. „Darüber hinaus war ich in vielen Ländern, wo ich die Sprache auch gelernt habe, da ich dort mal bei der Polizei gearbeitet habe." Das hatte ich auch in ihrer Akte gelesen. Ich schmunzelte: „Latein also? „Ich liebe diese tote Sprache wirklich sehr. Veni, vidi, vici", sie lächelte mich an. „Was heißt das noch gleich? Davon habe ich schonmal gehört", ich überlegte scharf. „Ich kam, ich sah, ich siegte. Ein berühmtes Zitat von Caesar", erklärte sie und ergänzte, „Das trifft auch gerade auf mich zu. Ich kam zum Gouverneur, sah dich und siegte im Sinne des neuen Jobs beim angesehenen Five-O."

Ich grinste sie an: „Oh Lori, das war gut kombiniert." Sie schlug leicht gegen meinen rechten Oberarm: „Sei du bloß still, du wolltest mich anfangs nicht in deinem Team haben. Glaub ja nicht, dass ich das nicht gemerkt hätte." Ich rieb mir symbolisch, obwohl es nicht wehgetan hatte, die Stelle und verdrehte die Augen: „Wie oft willst du mich noch damit aufziehen?" Sie grinste und legte ihren Kopf dramatisch in den Nacken, was nebenbei bemerkt ziemlich elegant aussah: „Tja, vielleicht lasse ich das zur Gewohnheit werden." „Du bist unglaublich... unglaublich nachtragend. Ich habe meine Meinung geändert und jetzt bin ich froh, dich im Team zu haben." Lori stand auf und zog sich ihre Klamotten über den Bikini, auch meine Badehose war mittlerweile wieder trocken. „Entschuldigung angenommen. Aber nur, weil ich mir deine Hilflosigkeit nicht mehr länger mit anschauen kann." Sie war echt humorvoll, nicht auf den Mund gefallen und schlagfertig. Ich zog gespielt beleidigt einen Schmollmund: „Man kann mir aber auch nie lange böse sein und verzeiht mir schnell." „An Selbstbewusstsein mangelt es dir wohl nicht, dennoch ist zu viel davon auch nicht gesund."

Wir mussten uns immer weiter necken, es machte einfach so viel Spaß und jeder wollte das letzte Wort haben. So kam es, dass wir weitermachten und währenddessen die Sachen einpackten und unsere Inseltour fortsetzten.
Es gab noch einige schöne Stellen, die ich Lori zeigen musste.

Der Tag verging unglücklicherweise viel zu schnell, da wir beide wirklich Spaß hatten und ich jetzt einiges mehr über Lori wusste. Kamekona hat uns pünktlich um 18 Uhr abgeholt und flog uns wieder zurück. Wir mussten ihm natürlich noch erzählen, was wir auf Lanai gemacht hatten. Nebenbei schauten wir aus dem Fenster des Helikopters. Auch wenn ich schon oft vom Helikopter aus die Erde beobachtet hatte, war es heute eine besondere Kulisse. Das Abendrot deutete sich schon leicht am Himmel an und unter uns fuhren die Schiffe und Boote zum Strand, genauso wie die Surfer.

So sehr ich meine Arbeit auch liebte: Morgen hatte ich keine Lust, wieder dort zu erscheinen. Danny hatte mir nicht geschrieben, also kein neuer Fall. Dann hatten wir wohl nicht viel verpasst.

Unsere erste Begegnung veränderte alles - Hawaii Five-O ❤️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt