Kapitel 54

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An nächsten Morgen wollte ich Lori einen anderen besonderen Ort von mir zeigen. Der Friedhof von Oahu. „Du Nachmacher, musst du mir jetzt auch einen Friedhof zeigen?", neckte Lori mich. „Eigentlich wollte ich dir nur ein Grab zeigen." Sie hatte sich bei mir untergehakt: „Du musst das nicht, ist schon gut." Sie wusste wohl bereits, um wen es sich handelte. Vor seinem Grabstein setzten wir uns ins Gras. Lieutenant John McGarrett. Manchmal fiel es mir leichter, hier zu sein, aber manchmal auch nicht. Lori legte einen Arm um meine Schulter: „Hier liegt also dein berühmt berüchtigter Vater." Ich nickte: „Ja. Und glaub mir, er mag dich." Sie lächelte: „Das freut mich zu hören. Wie war er so?" „Hilfsbereit, ehrgeizig und ein starker Vater, als er nach dem vorgetäuschten Tod meiner Mutter mit uns Kindern alleine war." „Hast du seinen Mörder getötet?", mit ihrer freien Hand wischte sie ein paar kleine Blätter von seinem Grabstein herunter. „Ja, zuerst hat es sich gut angefühlt. Das hat ihn aber auch nicht zurückgebracht." Ich vermisste ihn, besonders jetzt. Wie gerne hätte ich ihm Lori vorgestellt...
Wir saßen noch eine Weile hier, bevor wir Richtung Ausgang gingen. Irgendwann blieb Lori vor einem Grabstein stehen. „Ich muss dir etwas beichten, ich war schonmal hier auf dem Friedhof." Erst sah ich sie an und dann den Grabstein: Lieutenant Commander Emilia Walker. „Sie war ein Navy Seal, so wie du", Lori bückte sich und berührte die Schrift des Steines. „Emilia war meine beste Freundin, ihr Tod hat mich ziemlich aus der Bahn geworfen." Ich hockte mich neben sie und streichelte ihre Schulter: „Wie ist sie gestorben?" „Ein Autounfall und es war nicht mal ihre Schuld. Damals durfte ich nicht ermitteln, weil der Fall ja zu persönlich für mich sei." Lori hatte mit ihren 30 Jahren auch schon viel Negatives erlebt und hatte es verarbeiten müssen. Ihr Handy klingelte und riss mich aus meinen Gedanken. „Weston?" Sie schaute weiter auf den Stein und wurde schlagartig blass im Gesicht. Dann fixierte sie mich und sie stockte: „W-was? D-das k-kann n-n-nicht sein!" Wer war das? „E-E-Emilia?!" Ich nahm das Telefon von ihrem Ohr und stellte es auf laut. Lori liefen die Tränen und sie stützte sich an mir ab. Die vermeintliche Emilia sprach leise und atmete schwer: „Lori, ich kann dir das alles später erklären. Ich brauche jetzt unbedingt deine Hilfe, ich bin in Schwierigkeiten. Du kennst doch die Kukui High School, oder? Ich liege hier, mein Fuß ist eingeklemmt und ich bin schwer verletzt. Du musst schnell kommen, bevor sie mich finden. Alleine schaffe ich das nicht. Bitte, hilf mir!" Lori starrte aufs Handy, ungläubig darüber, die Stimme ihrer Freundin zu hören. „O-oh Gott! Ja, wir b-beeilen uns. Bis gleich!" Sie legte auf und sah mich an. Wir rannten zum Auto und ich raste mit Sirene los. Lori rieb sich die Schläfen und schüttelte den Kopf: „Ich verstehe das alles nicht. Ich habe noch ihre Überreste gesehen, zumindest habe ich gedacht, dass sie das wäre..." Sie sah mich kurz von der Seite an: „Aber das war ihre Stimme, ich bin mir ganz sicher. Emilia lebt!" Ich legte meine freie Hand auf ihr Bein: „Wir finden sie, keine Sorge. Ruf mal Kono an, damit sie ihr Handy orten kann." Lori atmete ein paar Mal, dennoch war sie total aufgeregt. Wer konnte es ihr verübeln? Dann wählte sie Konos Nummer.

Die Autofahrt war fast wie eine Folter, für uns beide. Lori atmete viel, um sich zu beruhigen, mit mäßigem Erfolg. Und ich heizte durch die Straßen, um Kurven, über rote Ampeln. Die Anspannung und Neugier drückten mir gegen die Brust. Konnte Emilia wirklich noch leben? War das eine Falle? Die Gedanken wischte ich jetzt noch beiseite, die Kukui High School war circa 30 Minuten entfernt. Doch durch meine riskante Fahrweise erreichten wir unser Ziel schon nach der Hälfte der Zeit. Kono hatte uns bestätigt, dass sich Emilias Handy noch immer hinter der Schule befand.

„Warte", sagte ich, als Lori gerade die Autotür öffnen wollte. Sie wirbelte zu mir herum: „Was ist? Wir müssen uns beeilen!" „Hast du deine Waffe?" Lori nickte. „Denk an die Sicherung. Wir wissen nicht, was uns erwartet", erwiderte ich noch und stieg mit gezückter Waffe aus.
Es wurde spannend. Mit gezückten Waffen gingen wir hinter das Gebäude und niemand war zu sehen. Lori stieß mich leicht an und deute mit dem Kopf auf eine Blutspur. Ich nickte und wir verfolgten sie bis zu einem Müllcontainer. Hinter diesem lag eine blutende Frau auf dem Rücken, das sah sehr übel aus. Lori steckte die Waffe sofort weg und beugte sich zu ihr runter: „Emilia? Ich bin es, Lori." Ich fühlte ihren Puls: Sehr schwach, weshalb ich sofort einen Krankenwagen rief. Lori wischte ihrer besten Freundin eine Haarsträhne aus dem Gesicht und drückte mit der anderen Hand auf die Schusswunde am Bauch. „Lori?, Emilia öffnete die Augen, was Lori erleichtert ausatmen ließ. Ihr Fuß war wirklich unglücklich unter dem Container eingeklemmt, deshalb bewegte sie sich auch nicht. „Was ist passiert?", fragte meine Freundin mit einer zitternden Stimme. „Sie sind hinter mir her, aber ich konnte mich hier verstecken", Emilia hustete. Sie hatte einige Schusswunden. Wie lange lag sie schon hier? „Von wem sprichst du?" „Ich stecke in Schwierigkeiten, sie werden mich bestimmt finden." Emilia rückte nicht wirklich mit der Sprache raus, was mich doch ziemlich nervte.
Nach ein paar Minuten und ohne wirklich brauchbare Informationen wurde Emilia Walker mit dem Krankenwagen zum Kings Medical Center gefahren. Wir fuhren ebenfalls mit Sirene und Blaulicht hinterher.

Unsere erste Begegnung veränderte alles - Hawaii Five-O ❤️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt