Kapitel 110

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Ich fuhr Lori gelegentlich zu Arztterminen und der Arzt meinte, dass die Verletzungen gut verheilten. Lori benahm sich zudem vorbildlich, weil sie eigentlich immer lag, um alles zu schonen. Doch aufgrund ihrer Suspendierung konnte sie nicht an der offiziellen Ehrung zum Detective teilnehmen, weshalb wir unsere eigene Ehrung am ersten Arbeitstag geplant hatten. Der Gouverneur hatte es abgesegnet und für meine Liebste sollte es eine Überraschung werden. Ihr Krankheitsurlaub ging erst mal bis Mitte April, die Länge war aber durchaus noch verhandelbar.
Es tat mir wirklich im Herzen weh, gefühlt alles alleine zu machen, was wir sonst gemeinsam gemacht hatten. Sport, schwimmen, die Arbeit, mit Eddie Gassi gehen, kochen, kuscheln, duschen, Sex... Gefühlt sahen wir uns an meinen normalen Arbeitstagen auch nur noch morgens und abends. Ich war heilfroh, wenn das alles vorbei war. Dann würde ich auch ihren Leibwächter spielen und mich von Trümmern begraben lassen. Hatte ich heute Morgen einen Clown gefrühstückt? Else und Friedrich hatten mich bei den Koko Head Stairs auch schon nach Lori ausgefragt. Sie wollten Lori mal besuchen, um ihr mal ein wenig Gesellschaft zu leisten. Emilia war abends nach der Arbeit, davor oder während den Mittagspausen öfter mal bei ihr. Außerdem skypte sie oft mit ihrer Familie. Das lag aber nur daran, dass Lukas ihren Gips immer wieder sehen wollte, wie Lori es scherzhaft begründet hatte. Andere Freunde wie beispielsweise ihre alten Mitbewohnerinnen besuchten uns auch gelegentlich.
Die erste Zeit trug Lori noch normale Klamotten auf der Couch, doch mit den Wochen, die vergingen, veränderte sich das. Sie trug nun oftmals eine Hotpants sowie einen Hoodie von mir, der ihr viel zu groß war. Der lockere Dutt war krönende Abschluss. Damit wollte ich nicht sagen, dass sie wie ein Assi aussah. Ihr stand nämlich alles. Doch es war
immer ein sehr lustiges Bild, wie sie morgens in dieser Montur hochkonzentriert ihre Notizen schrieb, bevor ich das Haus verließ.

Abends hatten wir die Zeit, wo wir uns von unserem Tag erzählten. Sie übernahm auch einige Aufgaben im Haushalt, die ich ihr nicht verboten hatte, weil sie sich dafür nicht bücken oder großartig anstrengen musste. Kochen zum Beispiel, sie buck auch viel. Da konnte ich mich keineswegs beschweren und nahm mir viel mit zur Arbeit oder war, wenn es der Tag zuließ, zum Mittagessen zu Hause. Leider kam das eher seltener vor, weil sich die Verbrechen gerade häuften und mich das ziemlich nervte. Eigentlich hatte ich es eher vermieden, abends von meinen Fällen zu erzählen. Doch Lori wollte gefühlt von jedem wissen und was sie sonst so verpasst hatte. Sie wollte garantiert nur ein wenig Arbeit indirekt erleben, obwohl es ja keineswegs in Relation stand.

Ein anderes Thema, worüber ich mir nicht nur auf der Arbeit den Kopf zerbrach, war die Hochzeit. Konnte sie jetzt überhaupt stattfinden? Sollten wir es vielleicht doch wieder auf den Herbst zurückverlegen, bis Lori (hoffentlich) wieder ganz gesund war? Danny meinte, dass ich das mit ihr besprechen müsse, doch ich drückte mich eine Weile davor. Zumal mir auch aufgefallen war, dass in letzter Zeit viele Hochzeitsprospekte herumlagen und sie mich indirekt ausgefragt hatte. Würde sie es dann noch verschieben wollen?

Es war ein Samstagabend, Ende März. Wir hatten gerade einen von Loris Lieblingsfilmen „The Choice - Bis zum letzten Tag" geschaut und es hatte mich ein wenig an unsere jetzige Situation erinnert. Ich saß normal auf dem Sofa und Lori hatte ihren Kopf auf meine Oberschenkel gelegt, der Kopf zum Fernseher gerichtet. Ich streichelte Loris Schulter und hatte sie zu Beginn schon zugedeckt. Dieser Film machte mich jedes Mal aufs Neue fertig, weil diese Liebe so ergreifend war. Nicht selten hatte ich mal eine Träne vergossen, was Lori nicht glauben konnte. Doch auch ein harter Navy SEAL konnte Gefühle haben und zeigen. Als der Abspann lief, drehte sich Lori auf den Rücken, sodass sie mich ansehen konnte. Ich legte meine linke Hand oberhalb der Decke auf ihren Bauch und die andere Hand streichelte ihr über den Haaransatz. Lori grinste und wischte sich eine Träne weg, die ich mit dem Film begründete. Jetzt oder nie. Ich räusperte mich kurz, damit meine Stimme nicht so bröckelig war: „Soll die Hochzeit eigentlich Anfang Mai noch stattfinden? Ich meine, wir könnten das ja verschieben, weil..." Sehr überzeugend, Steven. Lori riss die Augen auf, so als hätte ich sie angeschrien. „Was? Willst du mich nicht mehr heiraten?", ihre Stimme zitterte. Tolle Wurst. Loris Augen wurden immer glasiger, als würde sie im nächsten Moment losheulen wollen. Doch es war bereits zu spät, weil ihr ein paar Tränen über die Wangen liefen. Ich wischte sie sanft weg: „Schatz, natürlich will ich dich heiraten, so war das nicht gemeint. Ich wollte nur rücksichtsvoll sein, sodass du dich ohne Druck oder Stress vollständig auskurieren kannst, damit wir das beide gleichermaßen genießen können." Sofort wurden ihre Augen klarer und die Tränen verschwanden. „Tut mir leid, dass ich so übertrieben habe. Das ist total süß von dir. Ich habe einfach das Gefühl, als würde mir die Decke auf den Kopf fallen. Ich habe schon ein wenig mit der Planung weitergemacht, um mich etwas abzulenken."

Unsere erste Begegnung veränderte alles - Hawaii Five-O ❤️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt