Kapitel 64

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„Warum hast du nicht auf meine Anrufe reagiert?", Emilia sah mich besorgt an. „Tut mir leid, aber ich brauchte Zeit für mich", antwortete ich. Steve, der neben mir stand, warf ihr einen Blick zu, den ich nicht deuten konnte. Beide waren wohl besorgt.
Der Gouverneur stand bei einem Pult mit Mikrofon, im Raum waren viele Polizisten und natürlich die Presse. „Commander Emilia Walker, Lieutenant Commander Steven John McGarrett und Officer Lori Weston bitte ich jetzt, nach vorne zu kommen." Warum fühlte ich mich als Officer neben den anderen beiden so unwichtig? Ich muss unbedingt noch ein paar Ränge aufsteigen. Wir standen neben der Bühne und hatten auf diesen Moment gewartet. Wir drei stellten uns aufgereiht neben den Gouverneur, mit dem Blick zu den anderen Menschen. Denning hängte uns allen eine Medaille um den Hals nach ein paar Worten bezüglich der guten Polizeiarbeit und des Zerschlagens des großen Drogenrings. Obwohl Steve und ich nur die zahlreichen Verhaftungen organisiert hatten, war ich trotzdem stolz auf uns. Als der Gouverneur mir die Medaille umgehängt hatte und danach anerkennend meine Hand geschüttelt hatte, lächelte ich. Das erste Mal seit einer Ewigkeit und die Kameras konnten sich das ja auch nicht entgehen lassen. Links neben mir waren Emilia und Steve, beide trugen die weiße Uniform der Navy, welche beiden ausgezeichnet stand. Uns wurden noch ein paar Fragen der Reporter gestellt und zum Schluss noch einige Bilder.
Je länger ich auf dieser kleinen Bühne stand, desto unwohler fühlte ich mich. Trotzdem ließ ich mir nichts anmerken und strahlte förmlich in die Kameras. Keiner konnte auch nur ansatzweise mein Inneres vermuten...

„Officer Weston, warten Sie bitte kurz." Diese Ehrung war nach einer Stunde zu Ende, Steve und ich waren auf dem Weg zum Auto. Ich drehte mich um, der Gouverneur lief auf uns zu. Emilia unterhielt sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite mit einigen ihrer Leute, schaute aber kurz zu mir herüber. „Was kann ich für Sie tun, Sir?", fragte ich höflich, als er vor mir stehenblieb. Ich stand kerzengerade und war innerlich total nervös. „Wie geht es Ihnen?", er sah mich besorgt durch seine dunkelbraunen Augen an. Ich spürte auch Steves Blick von der Seite, der auf mir lag. „Schon etwas besser, danke der Nachfrage", dabei wusste ich nicht mal, ob das der Wahrheit entsprach. „Nehmen Sie sich alle Zeit, die Sie brauchen, um das zu verarbeiten. Sie sind sozusagen suspendiert." Ich nickte: Es ärgerte mich ein wenig, weil ich meine Arbeit liebte. Aber andererseits war ich auch erleichtert, weil ich einfach noch nicht in der Verfassung war. „Trotzdem finde ich es bewundernswert, dass sie heute gekommen sind", Denning drehte sich bereits von uns weg. Der Blickkontakt war aber noch da und er sagte lächelnd: „Sie werden es noch weit bringen, Officer Weston." Diese Worte lösten etwas in mir aus, vermutlich so eine Art von Hoffnung. Denning ging zu seinem Auto, auch wir gingen dann zu Steves Auto.

Seine Stille verwirrte mich sehr. „Alles in Ordnung?", fragte ich deshalb, als er auf den Highway bog und noch immer nichts gesagt hatte. „Was soll denn sein?", Steves Blick war auf die Straße gerichtet, während ich ihn ungeniert anstarrte. „Was geht in dir vor?", behutsam legte ich meine Hand auf seinen Arm und spürte die Muskeln unterhalb des weißen Stoffes. „Ich bin irgendwie total verwirrt und werde gerade nicht schlau aus dir", gab er ehrlich zu. „Es tut mir leid, aber gib mir bitte noch etwas Zeit, um damit abschließen zu können", ich drehte mich zu dem Fenster auf der rechten Seite und zog meine Hand weg. „Es tut mir so leid, ich bin eine schlechte Freundin. Ich verletze dich sehr, das war niemals meine Absicht. Vielleicht sollten wir uns trennen." Hatte das gerade wirklich meinen Mund verlassen? Die an uns vorbeiziehende Landschaft wurde verschwommen, da sich meine Augen mit Tränen füllten. Steve legte plötzlich eine halbe Vollbremsung hin und mein Herz schlug rasend schnell. Hatte er wegen meiner Worte gebremst, aus Fassungslosigkeit? Mein Blick wanderte sofort zur Windschutzscheibe, vor uns war ein langer Stau. Na super! Steve stellte den Motor aus, da sich wohl niemand mehr vom Fleck bewegen konnte. Mein Blick war schnurstracks geradeaus gerichtet und ich versuchte die Tränen zu unterdrücken. Er drehte sich zu mir. Ich atmete schnell und laut, mein Herzschlag wollte sich nicht wieder beruhigen. Dazu kam ein Schluchzen wegen meiner Worte und aus Angst vor seiner Antwort. „Machst du gerade mit mir Schluss? Ohne mich auch nur anzusehen?", lachte Steve. Versuchte er seine Wut so zu überspielen? Mein Kopf drehte sich zu ihm, während eine Träne kullerte. „Schatz, du kannst nichts für diese ganze Situation. Ich stehe dir bei, gemeinsam ist besser als allein. Und außerdem würde ich mich niemals wegen so etwas von dir trennen, nur weil ich dein Verhalten vielleicht nicht leiden könnte. Du bist die Liebe meines Lebens und ich werde mich NIEMALS von dir trennen können und wollen", er streckte zögerlich seine Hand aus und legte sie auf meine Wange, um mir seine Zuneigung zu zeigen und die Träne wegzuwischen. Ich lächelte und setzte an, aber mit zitternder Stimme: „Es tut mir leid. Keine Ahnung, was in mich gefahren ist." „Wie oft willst du dich eigentlich noch wegen so unnötigen Sachen bei mir entschuldigen?!" Ich beugte mich langsam über die Mittelkonsole des Wagens: „Hör endlich auf zu reden und küss mich." Überrascht sah er mich an und überwand die letze Distanz zwischen uns, seine warmen und vollen Lippen legten sich auf meine. Ich schlang meine Arme um Steves Nacken, so gut es mit dem Anschnallgurt eben ging. Am liebsten wäre ich ewig so mit ihm verharrt gewesen, doch wir lösten uns, als wir keine Luft mehr hatten. Mit meiner rechten Hand öffnete ich das Handschuhfach: Ein kleiner Vorrat kam zum Vorschein. „Möchtest du Nüsse?", ich hielt ihm eine Tüte hin und holte noch eine Wasserflasche raus. „Ja, ich verhungere gleich", er nahm mir beides ab, damit ich das Fach wieder schließen und mich abschnallen konnte. „Jetzt hast du einen Grund, um den Proviant zu plündern. Und ich fand das zuerst ein bisschen übertrieben", gab ich zu, nachdem ich einen Schluck getrunken hatte. Steve hielt mir mit einem breiten Grinsen eine Walnuss hin: „Siehst du, manchmal habe ich auch mal gute Ideen."

Unsere erste Begegnung veränderte alles - Hawaii Five-O ❤️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt