Kapitel 81

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Steves Sicht

Die Tage, Wochen und Monate vergingen. Es gab wirklich viel zu tun: Unter anderem die Arbeit mit vielen Fällen. Dann aber auch noch die einigermaßen regelmäßigen Telefonate mit Loris Familie vom Festland. Des Weiteren kam noch der Wirbelwind Eddie dazu sowie die Gartenarbeit. Dort hatten wir schon einiges an Obst und Gemüse ernten können.

Heute, am 22. Dezember, war der große Tag. Über das Vorhaben hatte ich mir bereits seit Monaten den Kopf zerbrochen und mich letztendlich für diese Variante entschieden. An diesem Morgen, es waren warme 20 Grad in dieser eigentlich so kalten Jahreszeit, gingen wir zu den Koko Head Stairs mit Eddie. Es war noch kein Fall reingekommen und unser Dienst hatte noch nicht begonnen, weshalb wir uns eine Sporteinheit ausgesucht hatten. Wir drei standen am Fuß der Treppen und blickten hinauf. Es war kurz nach 8 Uhr, die Sonne schien und erhellte die Umgebung. Da wir mehr oder weniger ‚Stammgäste' waren, kannten wir eigentlich auch alle Läufer, die um diese Zeit da waren. Das ältere deutsche Ehepaar zum Beispiel, das jeden Tag eine halbe Stunde hier verbrachte. Die zwei liefen zwar nicht, aber walkten die Stufen schnell. Sie waren so nett und ergänzten sich perfekt. Es erinnerte mich an Lori und mich. Außerdem begrüßten sie uns auch immer, auch Eddie bekam nicht selten ein Leckerbissen. Auch an diesem Tag waren sie hier und stiegen die Stufen mit einem Lächeln hinab. Hallo, Lori!", rief Else, die weiße Haare hatte, schon aus einigen Metern Entfernung. „Guten Morgen, Else", antwortete meine Freundin, als sie von der fitten Rentnerin in eine herzliche Umarmung gezogen wurde. Ich hatte manchmal das Gefühl, als wären wir ihre Kinder. So eine Fürsorge und Herzlichkeit für eigentlich fremde Menschen war doch sehr ungewöhnlich. Sie waren tatsächlich kinderlos, wie ich es durch meine Recherchen erfahren hatte, und sahen uns wohl als eine Art von Verwandten an. Lori und ich hatten nichts dagegen, schließlich mochten wir die beiden. „Hallo, Friedrich. Seid ihr schon wieder fleißig?", fragte ich, während sich die Frauen noch immer umarmten. Er lachte: „Was muss, das muss." Wir umarmten uns kurz wie Männer, bevor er Eddie streichelte. „Es ist ein herrliches Wetter und nicht viel los", sagte Else, die nun auch mich begrüßte. „Das ist super, so bleibt mehr für uns", ergänzte Lori, die mich anlächelte. Allein wegen ihres Blickes hätte ich schon dahinschmelzen können. Aber auch einige andere Aspekte ließen mich wieder ordentlich schlucken: Selbst in Sportklamotten sah mein Schatz unfassbar gut aus. Heute trug sie eine schwarze Shorts, Sportschuhe und ein hellblaues Top, welches ihre Augenfarbe betonte. Die langen und manchmal wilden Haare hatte sie mit einem hohen Pferdeschwanz zusammengefasst. Konzentrier dich, Steve! „Wollt ihr schon wieder ein Wettrennen machen wie eigentlich immer?", fragte Friedrich neckend. „Gut möglich, aber Lori ist auch keine Konkurrenz für mich. Also ist das ein Kinderspiel." Lori, die neben mir stand, schlug mir leicht gegen den Oberarm: „Das wollen wir ja erstmal sehen. Das sagt der Opi nur, weil er ja insgeheim weiß, dass er gnadenlos verlieren wird." Else lachte und nickte ihrem Mann vielsagend zu: „Die Jugend von heute, unfassbar. Aber so waren wir früher doch auch, jung und schwer verliebt." Friedrich tätschelte die Hand seiner Frau und sah sie verliebt an: „Oh ja." Die beiden waren so zuckersüß.

Eddie hatte sich jetzt neben unsere Wasserflaschen, welche neben der erste Stufe standen, gesetzt und sah uns zu. Lori machte sich bereit und auch ich wartete auf das Startzeichen. „Und bloß nicht schummeln wie sonst immer", flüsterte ich. „Ich doch nicht", nach diesen Worten rannte Lori bereits los. „LOS!", rief Else zwei Sekunden später und ich sprintete hinterher. Diesen Unschuldsblick hatte meine Freundin jedenfalls drauf und war mir wieder etwas voraus. Warum musste sie ständig schummeln? Ich nahm es ihr keineswegs böse, so konnten wir uns ja immer necken. Des Weiteren brachte ihr der Vorsprung nichts, da ich gut aufgeholt hatte. Es war ein knappes Rennen, mal war sie vorne und mal ich. Dann ließ ich mich absichtlich zurückfallen, für meinen Plan, und sackte zu Boden. „Aua, Mist!" Lori, die einige Stufen vor mir war, blieb stehen und drehte sich zu mir um: „Schatz, alles in Ordnung?" Ich rieb meinen linken Knöchel und sah zu ihr auf. Sie kam die paar Stufen herunter und hatte sich zu mir heruntergebeugt, sodass ich ihr perfekt in den Ausschnitt schauen konnte. Oh mein Gott, denk an den Plan und konzentrier dich endlich! „Ich bin umgeknickt, mein Knöchel tut weh", schauspielerte ich möglichst echt. Lori stellte sich wieder auf und sah sich um, wie ich hier am besten runterkommen würde. Ihr Blick war sorgenvoll... Vielleicht hätte ich eine andere Variante wählen sollen... Nein, zieh es jetzt durch!

Ich wechselte meine Beinstellung, sodass ich vor ihr kniete: „Schatz, ich muss dir etwas sagen." Lori sah mich an und schien wohl voller Neugier zu sein. „Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll. Du bist eine unfassbar tolle Frau und ich bin wirklich froh, dich an meiner Seite zu haben. Schatz, du bist so schlagfertig, ehrlich, nett, freundlich, hilfsbereit, offen und auch manchmal ein wenig besserwisserisch." Ich schaute ihr währenddessen die ganze Zeit in die Augen und konzentrierte mich nur auf sie. „Bereits in dem Moment, wo wir uns beim Gouverneur erstmalig begegnet sind, wusste ich, dass du mein Leben auf den Kopf stellen würdest und das im positiven Sinn."

Unsere erste Begegnung veränderte alles - Hawaii Five-O ❤️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt