Kapitel 107

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Loris Sicht

Als ich zum Krankenhaus kutschiert wurde, erkundigte sich der Gouverneur nach der Prüfung. So langsam ging es mir richtig auf die Nerven, dass alle fragten. Ich antwortete eher ausweichend und wechselte das Thema: „Wie lange würde ich wohl noch im Krankenhaus bleiben müssen?" Nach meinem ewig langen Monolog darüber, wie die Intensivstation war, verstummten alle Anwesenden. Hatte ich sie in Grund und Boden geredet? Denning und seine Bodyguards sahen mich verwundert bis verstört an, so als hätte ich gerade die Existenz Gottes angezweifelt oder ein Verbrechen gestanden.

Und als ich am wenigsten mit einer guten Nachricht gerechnet hatte, war sie plötzlich da. Ich wurde doch tatsächlich auf ein anderes Zimmer verlegt. Nicht mehr auf der Intensiv und meine Zimmergenossen waren zwei im Dienst verwundete Polizisten. Nach meiner Ankunft folgte eine ärztliche Untersuchung, die ergab, dass sich mein Zustand nicht verschlechtert hatte, was mich natürlich freute. Nachdem ich den Arzt ein wenig bequatscht hatte, entschied er das Folgende: Regelmäßige Kontrollen, Schonung, keinen Sport (wie denn bitte? Etwa Rollstuhlbasketball?), nicht arbeiten und am Abend durfte ich schon entlassen werden. Ich konnte mein Glück gar nicht fassen, selbst die Schmerzen und der Rollstuhl waren mir gerade egal. Dann dachte ich unweigerlich an Steve, als ich mein neues Zimmer bezogen hatte. Er war gerade in Ewa Beach, wo sich das Krankenhaus befand, um den Fall zu lösen. Ich schrieb ihm schnell, dass er mich um 20 Uhr abholen konnte, was er natürlich jetzt nicht las. Wie gerne wäre ich bei der Jagd nach dem Krankenhaus-Killer dabei...

„Du wurdest doch lebendig begraben. Wow, ich bewundere dich, Lori", Courtney, die das Bett in der Mitte hatte, sah zu mir herüber. Sie war beim HPD und hatte sich den Fuß gebrochen, als ein LKW rübergefahren war. „Ich wäre auch gerne so oft in den Nachrichten", neckte mich Connor, ein Detective des FBIs. Er lag am Fenster und hatte sich beide Arme gebrochen. Das war doppelt mies. Connor wurde bei einer Verfolgungsjagd die Rolltreppe hinunter geschubst und er hatte sich sonst nicht anderweitig verletzt bis auf die Arme. Unvorstellbar. „Soll ich dein Haus zum Einstürzen bringen? Kein Problem", lachte ich und schnappte mir mein Notizbuch vom Tisch. Die zwei waren super nett und ich kannte sie schon vom flüchtigen Sehen. „Was machst du da?", fragte Courtney und reckte den Kopf in meine Richtung. „Ich möchte Notizen machen, für mein erstes Buch." Ich begann mit einer Mindmap, um meine Ideen sinnvoll zu gliedern. Meine Zimmergenossen, wenn auch nur für kurze Zeit, waren interessiert. So erzählte ich ihnen wieso, warum und weshalb. Jeder wusste wohl, dass es sich um meine Nahtoderfahrung handeln würde und die Zeit danach sowie davor. Für mich hatte es aber noch eine weitaus tiefgründigere Bedeutung, da ich mich so mal wieder selbst therapieren wollte. Zum anderen würde es mich aber auch ein wenig ablenken, um mich nicht schon jetzt mit den Testergebnissen verrückt zu machen. Hoffentlich hatte ich bestanden..

„Hey, Schatz", Steve betrat den Raum und wurde zum interessantesten Objekt des Raumes. Meine beiden Zimmergenossen hatten mich, wie konnte es anders sein, über meinen Verlobungsring ausgefragt und alles drum und dran. Jetzt schienen sie Steve zu analysieren, der ja durchaus auch nicht unbekannt bei der Polizei war. „Hey, Liebling", antwortete ich und setzte mich auf. Es war bereits Abend und Steve holte mich ab. Er hatte meine Nachricht gelesen und war sogar überpünktlich erschienen. Steve trat an mein Bett heran und küsste mich lange, währenddessen spürte ich die Blicke von Courtney und Connor auf uns. Nachdem wir uns wieder gelöst hatten, streichelte er langsam meine linke Hand und lächelte. „Wie waren deine letzten Stunden?" „Dank meinen beiden neuen Freunden schon wesentlich besser und ich habe mein erstes Brainstorming zum Buch notiert. Und wie läuft es beim Fall?" Meine Mundwinkel schnellten nach oben, da ich mir meinen Nachmittag und Abend deutlich schlimmer beziehungsweise langweiliger vorgestellt hatte. „Wir haben viele neue Hinweise und sind ihm jetzt näher als jemals zuvor. Morgen könnten wir ihn schon haben." „Das klingt gut. Vielleicht kann ich ja noch helfen." Er schüttelte energisch den Kopf und stellte den Rollstuhl neben mein Bett: „Vergiss es. Du fällst jetzt erst mal einige Zeit aus, weil du ja schnell gesund werden sollst." „Du hast recht", ich hob meine Beine langsam aus dem Bett. Sie baumelten leicht und der Gips war wortwörtlich wie ein Klotz am Bein. Steve half mir dabei, vorsichtig in den Rollstuhl zu kommen. Als uns dieses gelungen war, stellte er mir meine kleine Krankenhaustasche auf den Schoß. „Sie sind ja überpünktlich", lachte der Arzt, als er das Zimmer betreten hatte. Wir unterhielten uns noch kurz, bevor ich die Entlassungspapiere bekam sowie Schmerzmittel.

Eddie begrüßte mich stürmisch, als Steve die Haustür aufgeschlossen hatte. Wie sehr hatte ich unser Zuhause und den Vierbeiner vermisst. Ich rollte mich selbstständig in die Küche, um mir ein Glas Wasser zu machen. Steve und ich waren beide erschöpft vom Tag, weshalb wir uns schon bettfertig machten. „Geht das so?", fragte Steve, als er mich vorsichtig die Treppen hochtrug. „Ja. Aber so ganz kann ich das nicht genießen", ich deutete mit dem Kopf auf den Gips. Leichte Schmerzen hatte ich dabei auch, was ich ihm aber nicht sagte. Er lachte: „Das glaube ich. Aber das bist du bald schon los, bestenfalls noch vor der Hochzeit. Ansonsten heirate ich dich auch mit Gips und allen anderen Verbänden." „Wie nett von dir", schmunzelte ich und verdrehte die Augen. Als er mich aufs Bett setzte, atmete ich tief ein. Es fühlte sich an, als wäre ich ewig nicht hier gewesen und trotzdem war alles total vertraut.

Unsere erste Begegnung veränderte alles - Hawaii Five-O ❤️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt