Kapitel 98

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Zwischendurch hatten wir immer mal wieder Fälle und Lori mutierte zum Bücherwurm, da sie ja fleißig lernte. Am 13. Februar hatten wir einen großen Fall und der erste ohne Kono und Chin. Ich vermisste die beiden sowie auch Adam und Abby. Ohne sie war es irgendwie so anders, aber wir hielten eigentlich regelmäßig Kontakt. Jedenfalls fuhren wir zu einem Farmhaus, das etwas abgelegen mitten im Wald lag. Um es kurz zu machen: Wir hatten einen Haftbefehl für zwei Schwestern, die polizeilich immer wieder auffällig waren. Drogen, Alkohol, Menschenschmuggel, Geldwäsche etc. Und jetzt hatten wir endlich die belastenden Beweise, um es ihnen nachweisen zu können und sie verhaften zu können. Seit kurzer Zeit waren sie von der Bildfläche verschwunden, nachdem sie einen bekannten Drogendealer erschossen hatten.

Das Haus und das umliegende Areal war riesig, weshalb wir zuvor das Vorgehen besprachen. Oberste Vorsicht war geboten, da beide sehr gefährlich und unberechenbar waren. Lori legte sich ihre Chevlar-Weste an und bereitete sich vor, während ich zum Haus fuhr. Auch die anderen rüsteten sich aus, während Lou mir hinterherfuhr. Wir hatten einen Vorteil: Die Cranford Schwestern wussten nicht, dass wir von ihrem Haus wussten.

Emilia und Lori gingen hinten rein, Danny und ich vorne, Lou übernahm das restliche Gelände. Uns fehlten Leute, vielleicht sollte ich das Team wieder vergrößern. Jerry war im Hauptquartier, hatte aber zu uns allen eine Funkverbindung. Das Gelände war totenstill und auch aus dem umgebenen Wald hörte man nichts. Waren sie etwa nicht zu Hause? Nach und nach sicherten wir die Räume des Hauses. Danny und ich hatten uns ins Obergeschoss vorgearbeitet, als sich der Boden unter unseren Füßen zu bewegen begann. Ein Erdbeben kam schon mal vor, nichts Schlimmes. Auch diese Stärke war nur geringfügig, weshalb wir unsere Suche fortsetzten.

Doch dann überschlugen sich die Ereignisse. „Ich sehe sie, sie wollen durch den Hintereingang verschwinden", teilte Lou uns über Ohrfunk mit. „Steve, ich glaube wir haben ein Problem. LAUF!", schrie Danny und rannte los. Auch ich folgte ihm geschwind ohne eine Nachfrage. Als wir das Zimmer verlassen hatten, explodierte eine Bombe. „Fuck... Mahalo, Danny", sagte ich leise, weil das Piepen in meinen Ohren laut war. Er klopfte mir auf den Arm: „Kein Ding. Ich habe sie aber auch fast nicht gesehen, weil sie gut versteckt war." „Geht es euch gut?", fragte Jerry über Funk. „Wir kommen zurecht. Lou, Emilia, Lori, schnappt euch die Flüchtigen. Sie dürfen nicht entwischen!", sagte ich. Danny und ich verließen das Haus und meine Ohrgeräusche verschwanden langsam. Ich sah, wie Lou und Emilia die Frauen durch den Wald verfolgten. Wo war Lori? Schnitt sie ihnen gerade den Weg ab? Danny und ich setzten uns einige Meter vom Haus entfernt ins hohe Gras und erholten uns von der Bombe. Der Boden bebte wieder, nur dieses Mal viel stärker. Man hörte zwei Explosionen aus dem Haus und dieses stürzte langsam ein. Die Schwestern wollten wohl Beweise vernichten, sehr effektiv. Eddie sprang aus dem Auto und schleckte meine Hand ab. Wir drei beobachteten, wie das Haus langsam einstürzte und nur ein Trümmerhaufen übrig blieb. Das Erdbeben war so schnell wieder weg, wie es gekommen war. Emilia und Lou kamen mit den gefesselten Schwestern auf uns zu. „Ach du Scheiße!", Emilia fuhr sich durch die Haare, „LORI IST NOCH DA DRIN!!" Ich sprang schnell auf, sodass mir schwindelig wurde: „WAS?!" Auch die anderen Teammitglieder sahen geschockt zu den Trümmern. „Die ist sicher tot", grinste die ältere Cranford Schwester. „Halten Sie die Klappe!", fuhr Lou sie an. „Ein Suchtrupp, Feuerwehr, die anderen Polizeibehörden und ein Krankenwagen sind schon unterwegs, aber das wird aufgrund der Lage mindestens eine Stunde dauern", gab Jerry bekannt. „Das dauert zu lange", sagte Danny. Ich kämpfte mich durch die aufgewirbelte Staubwolke zu den Trümmern vor, mit Tränen in den Augen. Ich grub die scheinbar unendlich vielen Trümmer zur Seite. Das würde ewig dauern. Die anderen Kollegen halfen mir natürlich auch und Eddie lief wild durch die Gegend. „Hast du irgendetwas von Lori? Ein Kleidungsstück oder so?", fragte Jerry am anderen Ende der Leitung. „Ihre Jacke liegt im Auto", schniefte ich. „Eddie soll ihre Fährte aufnehmen, er ist doch auch ein Spürhund. Vielleicht hilft es euch, Lori zu finden." Ich sprang auf und holte schnell die Jacke für Eddie: „Danke Jerry, daran habe ich nicht gedacht. Los Eddie, such Frauchen." Eddie roch an der Jacke und rannte immer wieder schnüffelnd um die Trümmer. Währenddessen suchte ich weiter: Ich wollte nicht daran denken, dass sie tot sein könnte. Und trotzdem kamen mir immer wieder die Tränen....

Nach einer Weile blieb Eddie beim linken Teil des großen Haufens stehen, er hatte das Gebiet wohl eingrenzen können. Wir und auch Eddie gruben in diesem Bereich, immer und immer weiter. Ich hatte aber das Gefühl, dass wir gefühlt kein Stück vorankamen. Ohne Pause grub ich solange, bis die Hilfe nach einer Stunde eintraf. Es war mittlerweile 13 Uhr und jede Sekunde dachte ich daran, dass ihre Überlebenschance immer geringer wurde. Danny packte mich am Arm und zerrte mich auf die Beine: „Mach mal eine Pause und trink was." „Ich kann nicht und das weißt du." Die Schweißperlen auf meiner Stirn, das Kratzen in meinem Hals, den Druck meiner Blase, meine schmutzigen sowie zerkratzten Hände und meine tränenden Augen hatte ich verdrängt. „Du siehst nicht gut aus, Steve. Mach fünf Minuten Pause, das ist wichtig. Die anderen helfen doch mit." „Lori ist WICHTIG, ich bin es nicht!", schrie ich wütend. Mein Blick wanderte zu allen Helfern, die den großen Berg langsam und stückweise bezwangen. „Natürlich ist sie wichtig, aber wir alle müssen einen kühlen Kopf bewahren. Versuch sie mal anzurufen." Ich dachte nicht, dass das etwas nützte, weil Jerry sie schon nicht über Funk erreichten konnte. Aber ich nahm mein Handy heraus und wählte mit zitternden Fingern ihre Nummer...

Unsere erste Begegnung veränderte alles - Hawaii Five-O ❤️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt