Jerrys Fall hielt uns ganz schön auf Trapp. Umso erleichterter waren wir, als wir ihn endlich befreien konnten. Er hatte mehr Glück als ich, dass er nicht physisch verletzt wurde. Aber durch diese ganze Sache hatten wir eine komplett neue Verbindung, wir wurden beide von einem Psychopathen gefangen gehalten. Bei Jerry ging es um Rache: Ein Freund aus der Schule saß ewig im Gefängnis und wollte sich dann an Jerry rächen, da er der Grund für seine Misere sei. Kompletter Blödsinn, weil Jerry ihn über zehn Jahre nicht mehr gesehen hatte, als seine Familie umgezogen war. Letztendlich hatte sich sein Entführer aus Verzweiflung vom Dach eines Hochhauses gestürzt. Ein Problem weniger. Jerry konnte meine Situation von damals umso besser verstehen, doch er kam schon nach zwei Wochen wieder putzmunter zur Arbeit.
Und dann kam der 31. Oktober, also Halloween. Ich hasste es wie die Pest: der Tag mit den meisten Verbrechen des Jahres, diese wirklich unfassbare Mentalität vieler Menschen und diese unnötigen Gruselgeschichten. Die Halloweendeko mochte ich und auch eine klassische Halloweenparty waren die akzeptableren Dinge während dieses Feiertages. Die Arbeit war allerdings nervtötend: So viele Anrufe und das meistens wegen Kleinigkeiten, weil sich die Menschen an Halloween idiotisch benahmen (so als hätten sie ihr Gehirn für diesen Tag ausgeschaltet). Jedenfalls hatte sich das gesamte Team im Hauptquartier beim Computertisch versammelt, um Punkt 9 Uhr. Steve hatte mich bereits gestern Abend mit der heutigen Wette betraut und ich war total aufgeregt. Five-O hatte das Ritual, in Teams Fälle zu bearbeiten. Wer die meisten bearbeitet hatte bis um 3 Uhr früh am nächsten Morgen, der hatte sich eine Woche Urlaub erkämpft. So weit, so gut. Ich starrte angespannt auf die kleine Schüssel, die Fong in den Händen hielt. Die Teams wurden nämlich per fairem Losverfahren gebildet. Fong und Max spielten nicht mit, weil sie in der Kriminaltechnik und der Autopsie bei jedem Fall gebraucht wurden. Max griff nach dem ersten Zettel. Ich mochte zwar alle meine Kollegen: Mit einem wollte ich liebend gerne arbeiten (Steve, Dream Team und so) und mit einem nicht so gerne (Eric, weil er ja in mich verliebt war oder es sogar noch ist). „Kono", sagte Max, nachdem er den kleinen Zettel aufgefaltet hatte. Es war so unfassbar spannend und zerriss mich innerlich fast. Leider war mein Name nicht der nächste, wir wollten den Jungs mit geballter Frauenpower zeigen, wo der Hammer hängt. Lou war Konos Teampartner. Die zwei könnten gefährlich werden. Dann Steve und Danny. Zufall? Wohl eher Schicksal für die beiden Streithälse. Chin und Jerry. Mein Name ließ lange auf sich warten, während sich das Feld immer weiter lichtete. Es blieb nur noch Eric übrig, dessen Name der letzte in der Schlüssel lag. „Die Teams sind bestimmt. Hier seht ihr eine Strichliste, die den ganzen Tag öffentlich für alle sichtbar ist. Es wird nicht geschummelt, es handelt sich um ein faires Duell. Die Anrufe für die Fälle werden an das zentrale Telefon weitergeleitet. Außerdem werden Max und ich von Zeit zu Zeit die Strichliste überprüfen, damit hier alles normal läuft", sagte Fong, der auf dem Computer an der Wand die besagte Liste aufrief, nachdem er Max die Schüssel gereicht hatte. „Die Spiele mögen beginnen!", rief Max freudig. Das zentrale Telefon stand im Flur, bei dem Logo von Five-O, auf einem kleinen Tisch.
Das Telefon läutete wie auf Kommando los: Kono, die dem Tisch distanzmäßig am nächsten war, hatte blitzschnell reagiert und nahm nach einem kleinen Sprint den Hörer ab. So lief das hier also. Lou setzte sich in Bewegung, stellte sich neben seine Partnerin und wartete, bis diese fertig telefoniert hatte. Kono winkte uns noch zuckersüß, als sie keine zwei Minuten später mit Lou das Hauptquartier verließ. Die anderen waren scheinbar in derselben Schockstarre wie ich, doch ich hatte mich erholt. Bis ich realisierte, wer heute mein Partner war... Eric war zwar super nett, doch er als Kriminaltechniker hatte nicht viel Ahnung von Fällen beziehungsweise von unseren Jobs als Agenten/Polizisten/Officer. Ich musste versuchen, diese Tatsache zu komprimieren und alles aus mir herauszuholen. Schließlich wollte ich gewinnen, dieser Kampfgeist war schon immer ein Teil von mir gewesen. Aber ich wollte mir auch nicht zu große Hoffnungen machen: Mein Team war offensichtlich das schwächste Glied in der Kette... „Na los, komm mit", sagte ich zu Eric, der neben mir stand und mich anlächelte. Oh je.
Ich ging in mein Büro, dicht gefolgt von Eric, der einen Stuhl neben meinen gestellt hatte, sodass wir ziemlich nah nebeneinander saßen. Er war voller Euphorie und Tatendrang, so als hätten wir tatsächlich eine reale Chance. Ich sah das zwar etwas anders, aber ich ließ es mir nicht anmerken, weil auch ich noch ein kleines Fünkchen Hoffnung hatte. „Und was ist mit Mittagessen? Wir können ja nicht einfach gehen, es könnte ja in dieser Zeit ein Anruf kommen", merkte Eric an. Ich öffnete eine Schublade an meinem Schreibtisch links von mir: Sie war mit Süßigkeiten, Gemüse, Obst und Brot gefüllt. „Wie?!", fragte Eric verdattert, als ich triumphierend grinste. „Das wird wohl für heute reichen", ich machte sie wieder zu und sah ihn an, „Das habe ich immer mal wieder mitgebracht und gerade für so eine Situation ist das sehr praktisch. Ich habe sogar Sandwiches in einer Brotdose dabei." Auf dem Weg zur Arbeit hatte ich eins gegessen. Zu Hause hatte ich nicht gefrühstückt und vorgegaukelt, dass ich noch kein Hunger hätte. Steve hatte skeptisch geschaut, aber nicht weiter gefragt. So hatte ich selbst heute Morgen noch Proviant „mitgeschmuggelt". Genau genommen hatte ich erst heute erfahren, dass Schummeln nicht erlaubt war ;)
„Ich muss mal kurz", sagte Eric und holte mich aus meinen Gedanken. „Aber beeil dich bitte", antwortete ich und starrte zum Telefon auf dem Flur. Er nickte und huschte aus meinem Büro. Als er wiederkam und den Flur betrat, klingelte es. Eric sprintete los, genauso wie Chin, der gerade in sein Büro gehen wollte. Ich saß angespannt da und beobachtete das Wettrennen. Chin nahm grinsend ab und Eric stampfte mit dem Fuß auf den Boden, weil er verloren hatte. Ich schaute zu Chin, bis mein Partner mein Büro betrat. „Was ist denn mit dir los? Du machst doch viel Sport, aber das Laufen musst du wohl noch üben", sagte ich leicht genervt. Es ist nur ein Spiel: Chill, Lori.
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Unsere erste Begegnung veränderte alles - Hawaii Five-O ❤️
FanfictionDie Five-O Task Force von Lieutenant Commander Steve McGarrett war laut Gouverneur Denning mit zu wenig Frauen bestückt. Deshalb setzte er Steve eine neue Kollegin vor die Nase, die das Team mit ihren Kompetenzen perfekt ergänzen sollte. Steve wol...