Kapitel 102

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„Das würde ich zu gerne sehen", gab ich von mir. Meine Verlobte rollte schmunzelnd die Augen: „Wir können ja gerne tauschen, vielleicht sollte ich dir mal ein paar Knochen brechen." Das war meine Lori. Ich hielt die Tüte auf ihre Höhe und als sie sie nehmen wollte, zog ich sie wieder weg. „Versuch es doch, Schatz. Wenn du dich vollständig erholt hast, also in circa zwei Jahren. Dann vielleicht." Lori hatte sich halb aufgesetzt: „Jetzt sei mal nicht so frech und gib mir endlich meine Sachen", ihr verschmitztes Lächeln war wunderschön. Ich tat dies auch sofort und Lori wendete die Tüte mehrfach in den Händen. Ihr kamen die Tränen, wobei ich fast mitgeheult hätte. Doch mein Daumen wischte die Tränen rasch weg, was ihr wieder ein Grinsen entlockte. Perfekt.

Mittlerweile war es schon 23 Uhr und ich war der letzte Besucher im Zimmer (‚die zweite Gruppe' von draußen durfte irgendwann das Zimmer betreten). „Emilia ist daran nicht Schuld. Egal, was sie dir gesagt hat", sagte Lori plötzlich aus dem nichts, nachdem wir zuvor über den schönen Abend geredet hatten, bei dem wir Lori versucht haben abzulenken. „Ich weiß, dafür kann niemand etwas." „Doch, es ist einzig und alleine meine Schuld. Sie hat dir bestimmt nicht die ganze Geschichte erzählt." Ich sah meine Verlobte neugierig an und hielt ihre Hand, bevor sie fortfuhr: „Ich habe es mehr oder weniger provoziert, verschüttet zu werden. Ich war naiv und nur auf die Beweise fixiert." „Schatz, das hätte jedem von uns passieren können. Und versteckte Bomben findet man auch nicht sofort. Also gib dir bitte nicht die Schuld dafür", redete ich ihr ein. „Aber ich habe nicht..." Unfreundlich unterbrach ich sie: „Es ist egal, was du getan oder nicht getan hast. Irgendwen hätte es getroffen. Das ist jetzt nun mal passiert und Vergangenheit. Schau in die Zukunft und zur Prüfung, dann zur Hochzeit." Lori nickte und ließ dieses Ich-bin-an-allem-Schuld-Thema auf sich beruhen. „Apropos Prüfung: Danach werde ich ein Buch schreiben." Wow, meine Verlobte überraschte mich immer wieder. Sie erzählte mir, dass sie dieses beschlossen habe, als sie verschüttetet worden war.
„Herein", sagte Lori, als es an der Tür geklopft hatte. Eine Schwester kam rein, die, die sich akribisch genau an die Krankenhausauflagen hielt. „Die Besuchszeit ist zu Ende. Ich bitte Sie zu gehen, vorhin habe ich schon viele Ausnahmen gemacht." Das hatte ich irgendwie schon befürchtet. Jedenfalls beugte ich mich zu Lori herunter und gab ihr noch einen Abschiedskuss. „Ich komme morgen früh wieder. Soll ich dir dann etwas mitbringen von zu Hause?", fragte ich, als ich mir meine Jacke vom Stuhl nahm. Lori wies mit ihrem Kopf diskret in Richtung der Schwester, dass ich endlich gehen solle: „Das weiß ich noch nicht, ich schreibe dir dann rechtzeitig. Schlaf gut." „Alles klar, du auch", ich winkte ihr noch, verließ den Raum und die Schwester schloss hinter mir die Tür. Ich hatte Lori vorhin noch mein altes Handy gegeben, was ich immer als Reserve und für äußerste Notfälle dabei hatte.

Meine Verlobte hatte echt oft die Arschkarte, jedenfalls seit sie bei Five-O war. Eddie und ich mussten damit klar kommen, wir vermissten Lori zu Hause. Es fehlte einfach etwas und gerade im Bett konnten wir nicht kuscheln, was ich so liebte. Ich hatte kurz überlegt, Eddie ins Bett hüpfen zu lassen. Das verwarf ich aber schnell wieder, da Hunde im Allgemeinen nichts im Bett verloren hatten. Mein Blick wanderte zur Decke und so dachte ich noch etwas nach. Bevor Lori zu Five-O gekommen war, hatte ich öfter mal Pech gehabt. Dennoch konnte ich mich nicht beschweren, nicht verschüttet zu worden zu sein. Du solltest Komiker werden. Meine Gedanken kreisten sich nur um meine Traumfrau. Hatte sie das Handy noch oder wurde ihr das abgenommen, weil sie ja auf der Intensivstation war? Genau in diesem Moment vibrierte mein Handy kurz, was ich schnell von meinem Nachttisch nahm. ‚Na, Liebling. Ist das Haus schon unordentlich?' Ich grinste: Lori liebte die Ordnung und das Aufräumen. Die Frau war der Hammer. ‚Was denkst du denn von uns? Eddie säubert sich die Pfoten immer vorschriftsgemäß auf der Fußmatte' hatte ich ihr sofort geantwortet. ‚Und du auch?' ‚Aber klar.' ‚Die unfreundliche Krankenschwester hatte komischerweise nichts dagegen, dass ich das Handy benutze.' ‚Das ist überraschend. Ich dachte, dass sie es dir weggenommen hätte, als ich den Raum verlassen musste.' ‚Im Gegenteil. Sie hat mich sogar über dich ausgefragt.' ‚Die Frauen können mir halt einfach nicht widerstehen, so habe ich dich ganz einfach um den Finger gewickelt.' ‚Du bist ein selbstgefälliges Arschloch, zum Glück kann ich dein nerviges Grinsen nicht sehen.' ‚Ich liebe dich auch, Schatz.'

Nach ungefähr einer Stunde legte ich mein Handy weg. Lori hatte mir noch mitgeteilt, welche Kleidungsstücke und andere Sachen sie morgen brauchen würde. Eddie schnarchte leise und süß, was mich total müde machte. Je schneller ich einschlafen würde, desto früher konnte ich aufstehen und zu meiner Traumfrau fahren!

Nachdem ich schnell etwas Müsli in mich hineingeschlungen hatte, mit Eddie Gassi war und die Sachen für Lori gepackt hatte, fuhr ich ins Krankenhaus. Auf dem Weg dahin hatte ich Eddie noch schnell bei Doris abgesetzt, da Haustiere im Krankenhaus nicht erlaubt waren.

Um kurz vor 8 Uhr klopfte ich an Loris weiße Tür. Niemand bat mich rein, weshalb ich die Türklinke langsam herunterdrückte. Im Zimmer war es fast komplett dunkel: Nur die Monitore der Geräte und die geöffnete Tür spendeten Licht. Lori schlief noch und ich musste sie beobachten. Sie sah so friedlich und beinahe fröhlich aus. Auf ihrem kleinen Tisch lag die Beweismitteltüte. Den Schmuck durfte sie wohl erst später tragen und ich wusste insgeheim schon, dass sie ihn bei der Prüfung tragen würde.

Unsere erste Begegnung veränderte alles - Hawaii Five-O ❤️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt