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"Möchtest du hier übernachten oder gehst du nach Hause?", erkundigt sich Flo nachdem er aufgestanden ist und mustert mich mit einem fragend Blick. Mühsam drück ich mich hoch und kralle mich an der Tischplatte fest, um durch mein leichtes schwanken nicht das Gleichgewicht zu verlieren. "Ich-", tief ziehe ich die Luft in meine Lungen, konzentriere mich auf meinen Kreislauf, "Wie spät haben wir?"
Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie er einem Blick auf sein Handy wirft.
"Null Uhr rum", murmelt er und öffnet sich eine Wasserflasche, die auf dem Tisch steht, um diese kurz darauf in kräftigen Schlücken zu leeren. "Fuck", gebe ich zurück und stolpere nach drinnen. Auf dem Sofa im Wohnzimmer haben es sich bereits die anderen Jungs gemütlich gemacht. "Toni, was ist denn?", ruft Flo mir nach, wodurch ich letztendlich wieder stehen bleibe. "Ich hab meinem Vater gesagt, dass ich um 22 Uhr wieder zurück bin. Ich muss heim", entgegne ich schon fast verzweifelt, was mich selbst ein wenig überrascht. "Ruf ihn an, er soll dich abholen, du irrst da jetzt nicht alleine in der Stadt Rum" Skeptisch blicke ich ihn an.
Erst jetzt wird mir wirklich bewusst, dass Papa ziemlich sauer sein wird. Immerhin bin ich besoffen und mindestens zwei Stunden zu spät. "Ich will nicht, dass er das erfährt", murmle ich niedergeschlagen und senke meinen Blick, um den Boden zu mustern, als wäre es das spannendste, was es gibt. "Toni, glaub mir es ist das beste, wenn du ihm jetzt bescheid sagt, dass er dich abholen soll. Meinetwegen kannst du gerne hier bleiben, aber ich versichere dir es wird es nicht besser machen", hält er einen halben Vortrag, wodurch ich mich letztendlich geschlagen gebe. Recht hat er ja eigentlich schon. Da muss ich wohl oder übel durch schätze ich Mal.

"Hab ich's mir schon gedacht", ist das erste  was mein Vater sagt, als er mich skeptisch mustert. Mühsam erhebe ich mich von der Bank, auf der ich auf ihn gewartet habe und muss mich wieder einmal erst darauf konzentrieren nicht wieder umzufallen. Mein Schwindel ist in der Zeit, in der ich gewartet habe auch nicht besser geworden. "Hast du getrunken?", fragt er leicht enttäuscht, woraufhin ich meine Schultern zucke. Eventuell hab ich das.
"Musst du dich noch übergeben? Ich hab kein Bock, dass du mir das Auto vollkotzt"
Seufzend schüttle ich meine Kopf.
Das hab ich eigentlich nicht wirklich vor.
"Warum schimpfst du nicht?", will ich leise wissen. Auch wenn ich eigentlich froh sein sollte darüber, dass er das nicht tut, macht es mich unsicher. Es ist so untypisch. Mama hätte mich geköpft, schätz ich Mal. Wobei ich das nicht beurteilen kann, so eine Situation hatte ich bei ihr noch nicht.
"Wir reden morgen, jetzt steig ein"
Er wird ein bedrücktes Lächeln los und öffnet mir die Beifahrertür. Ich bin den ersten Tag bei ihm und hab wohl jetzt schon ziemlich verkackt.

"Morgen", murmle ich unsicher beim Betreten der Küche am nächsten Morgen.
Immerhin ist momentan nur Papa da, wodurch das ganze nicht ganz so unangenehm ist. Was natürlich nicht heißt, dass es bei ihm nicht unangenehm ist.
"Na? Ausgeschlafen?"
Knapp nicke ich. So gut wie es ging eben. Abgesehen von den Kopfschmerzen, die mich seit den letzten Stunden plagen.
"Was war denn da los gestern Abend?", kommt er auf das Thema zurück, welches ich schon die ganze Zeit erwartet habe. Nicht im positiven, versteht sich.
Langsam hebe ich meine Kopf, sehe ihn mit einem monotonen Blick an und zucke mit den Schultern: "Nichts" Misstrauisch hebt er seine Augenbrauen, als er sich gegenüber von mir hinsetzt und mich dabei mustert, wie ich mir mein Brot schmiere. "Dass ich also meine 13 Jährige Tochter, die sage und schreibe einen Tag bei mir ist, betrunken abholen muss ist also nichts?", entgegnet er, wodurch ich nur meine Augen verdrehe.
"Mach jetzt kein Drama, du und Mama wolltet, dass ich herkomme", motze ich und beiße von meinem Marmeladenbrot ab. Ich war definitiv nicht dafür. Ganz und gar nicht. "Toni, was ist los mit dir?", will er plötzlich wissen und sieht mich besorgt an. "Hä?", stelle ich mich unwissend. Ich hasse solche Fragen. Ich weiß nämlich genau, dass meine Fassade ziemlich oft mit solchen Fragen bricht.
"Du weißt doch genau, was ich meine.
Du hast dich ziemlich verändert. Wer mags dir verübeln, du hast deine beste Freundin verloren, aber bitte rede doch mit mir. Ich kann dir helfen", erwidert er. Scharf blicke ich ihn an, springe auf und gehe mit schnellen Schritten nach oben.
Sein Psychologen Gelaber kann er sich wegstecken. Ich hasse es so an Marie erinnert zu werden. Warum kapiert er nicht, dass ich nicht mit ihm reden möchte?

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Blubsi blubs

Man liest sich im nächsten Teil<3

ASDS// Kreatur Der NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt