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Von der Haustürklingel hochgeschreckt, hebe ich meinen Blick von meinem Handy und stehe auf, um aus dem Fenster zu sehen. Glücklicherweise habe ich aus meinem Zimmer einen relativ guten Blick zur Straße, weshalb ich ein unbekanntes weißes Auto vor unserem Haus stehen sehe. Erst jetzt fällt mir wieder ein, dass doch diese Ärztin heute Abend direkt vorbeikommen wollte. Naja auf meinem vorherigen Wissensstand wollte Papa sie ja nur einladen, ob sie dann wirklich kommt war bis jetzt unklar.
"Toni, kommst du runter?", ruft mein Vater keine Sekunde später, was mich nur mit den Augen rollen lässt. Hab ich schon erwähnt, dass ich absolut keine Lust habe, diese Ärztin näher kennenzulernen oder allgemein einfach hier zu sehen?
Zudem ich absolut keinen Hunger habe. Normalerweise würde ich einfach hier oben bleiben, die Zeit alleine verbringen und nichts tun. Aber nein, mein werter Herr Vater muss mir ja unbedingt seine Freundin vorstellen. Eigentlich fand ich's ganz okay, als ich nicht wusste, dass er überhaupt eine neue hat.
"Ich komm gleich", schreie ich nach unten, sobald ich auf dem Flur bin und gehe ins Badezimmer. Seufzend starre ich mich im Spiegel an, mustere das Pflaster an meiner Stirn. Zudem seh ich insgesamt noch nicht wirklich gesund aus, was höchstwahrscheinlich an der leichten Gehirnerschütterung liegt, durch die ich auch schon zwei Schmerztabletten genommen habe. Irgendwie bin ich ja schon froh, dass ich die nächsten paar Tage nicht in die Schule soll, so wie ich aussehe. Zudem es mein verstauchter Arm vor allem die Sache mit dem Schreiben zusätzlich schwer machen würde.

Mit einem aufgesetzten lächeln betrete ich keine fünf Minuten später die Küche.
"Ah da ist sie ja", kommentiert mein Vater mein ankommen. "Hi", meine ich knapp und nicke Paula, die mit den anderen am Essenstisch sitzt freundlich zu.
"Hey, na? Gehts dir besser?", erwidert sie überfreundlich, was ich mit einem Nicken bestätige. "Was gibts zum Essen?", wechsle ich das Thema. Papa zeigt nur stumm auf die Töpfe auf dem Herd, die ich kurz darauf auch in Augenschein nehme.
Spagetti Bolognese, sehr einfallsreiches Essen für seinen Besuch.
"Und? Wie hast du deinen Nachmittag verbracht?", probiert Paula ein Gespräch aufzubauen. Innerlich verdrehe ich schon meine Augen und stöhne genervt auf. Äußerlich mache ich immer noch einen auf nett. "Ich hab ein bisschen gelesen", antworte ich und lasse mich auf einen der Stühle nieder. Am liebsten würde ich sofort wieder aufspringen und nach oben gehen. "Hast du dich mittlerweile hier gut eingelebt? Ich hab ja schon gehört, dass du dich bei deiner Mutter nicht so wirklich wohl gefühlt hast", stellt sie die nächste Frage. Sprachlos starre ich sie einige Sekunden lang an. Mein Blick verfinstert sich, meine Laune rutscht noch tiefer in den Keller, als sie sowieso schon ist.
"Halts Maul", zische ich ihr wütend zu und verlasse stürmisch den Raum. Im Flur mache ich mich daran im ebenso schnellen Tempo meine Schuhe anzuziehen, ich muss hier weg.
Schon bevor ich die Haustür öffne höre ich Schritte hinter mir, keinen Meter draußen werde ich am Arm festgehalten, von meinem Fluchtplan gestoppt.
"Toni! Sag Mal, hast du sie noch alle?", motzt mich Papa wütend an. Aggressiv befreie ich mich aus seinem Griff.
"Die Frage ist, ob sie noch alle hat. Was geht dein scheiß Freundin mein Leben an? Deine Meinung war mir doch so wichtig, also, sag dieser blöden Kuh sie soll verschwinden und nie wieder kommen.
Ihr macht alles kaputt! Du hättest dich nie von Mama trennen sollen, ich hasse dich", schreie ich ihn an und drehe mich um. Tränen bilden sich in meinen Augen, machen mein Sichtfeld verschwommen "Toni!" Sein rufen ignoriere ich. Er meint es doch sowieso nicht ernst, sonst würde er mir nachlaufen, aber was soll's, ist mir gerade Recht, so hab ich zumindest meine Ruhe. Schnurrstracks gehe ich meinen Weg. Ich hab keinen blassen Schimmer wohin ich gehe, noch eine Idee wie es überhaupt weiter gehen soll. Ich kann ja wohl schlecht die ganze Nacht wegbleiben oder sowas in der Art. Ich schätze ich muss das spontan entscheiden.
Da ich momentan aber ziemlich nahe vom Park bin werde ich wohl erst einmal dorthin gehen. Vielleicht hilft das mir einen klaren Kopf zu bekommen.

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Seid ihr schonmal von Zuhause abgehauen?

Man liest sich im nächsten Teil<3

ASDS// Kreatur Der NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt