•83•

714 35 1
                                    

"Und du hast ehrlich keine Ahnung, was Kyana-", fängt Papa wIsteder an. Genervt stöhne ich auf. Ich dachte wir hatten das nach der ersten Frage schon abgehakt.
"Mann, nein. Wie oft denn noch? Willst du mir eigentlich immer irgendwas anhängen oder wie?", unterbreche ich seinen Satz und stehe ebenso aus. Ich sehe nicht ein, dass ich mir sowas weiter geben muss. Es erinnert mich ja irgendwie daran, als Kyana im Krankenhaus war und mein Vater mich nur angeschrien hat, weil ich angeblich nicht gut genug aufgepasst hätte.
"Toni, bleib hier, das war doch nicht so gemeint" Seine Hand umfässt meinen Oberarm, als er mich vom gehen abhalten möchte. Genervt reiße ich mich davon los. "Lass mich einfach" Mir ist's ja eigentlich schon genug, dass ich zu Mama gehe, obwohl ich das eigentlich Garnicht möchte. Wenn er dann noch mit solchen Anschuldigungen herkommt hab ich erst Recht kein Bock mehr hier weiter bei ihnen zu sitzen. Klar kann ich's teilweise verstehen, immerhin hat Kyana anscheinend irgendein Problem direkt mit mir, aber anstatt sich mit der Antwort, dass ich ihr nichts getan habe abzufinden muss man nur weiter darin rumhacken.

Mit einer Laune, die absolut im Keller ist, gehe ich nach oben in mein Zimmer. auf der Treppe kommt mir Alex entgegen, den ich jedoch nicht Mal ansehe. Ich hab weder Lust mit ihm zu reden, noch irgendwie den Grund für Kyanas Ausraster zu erfahren. Denn das ist mir momentan ziemlich egal. Anscheinend versteht er meine nonverbale Kommunikation und lässt mich demnach auch in Ruhe. In meinem Zimmer lasse ich mich auf mein Bett fallen und atme erstmal tief aus.
Eigentlich würde ich das jetzt gerne jemandem erzählen wollen, am liebsten Marie. Ich find es krass, dass sich mein Unterbewusstsein  immernoch nicht an ihren Tod gewöhnt hat. So oft wache ich mit dem Gedanken auf, dass ich die neuste Nachricht meiner ehemaligen besten Freundin erzählen muss. Erst danach realisier ich wieder, dass das nie wieder möglich sein wird.

Ein leises klopfen holt mich aus diesen eher deprimierenden Gedanken.
Ich richte mich auf. "Was ist?" Meine Stimme ist nach wie vor genervt. Wie bereits erwähnt, durch dieser ganze Vorfall ist meine Laune schneller in den Keller gerutscht als ich schauen konnte.
"Hi Toni", Kyana erscheint in meinem Blickfeld. Anscheinend hat sie sich aber beruhigt. Ich ringe mir ein leichtes lächeln ab. "Hey, komm rein" Ein wenig gespannt bin ich ja schon, was sie jetzt hier her treibt. Anscheinend hat ihr Gespräch mit Alex doch mehr bewirkt, als ich ursprünglich dachte.
"Tschuldigung, also wegen gerade", stammelt sie leise und weicht verlegen meinem Blick aus. "Alles gut, ist nicht schlimm", erwidere ich lächelnd. Dieses Mal ist es sogar nicht einmal so aufgezwungen, wie vorhin.
Ich find es echt süß, dass sie sich entschuldigt. "Es ist nur-" Ihre Stimme zittert bei dem Versuch sich zu erklären ziemlich deutlich. "Du musst mir nichts erklären, wie gesagt, alles gut", unterbreche ich sie. Ich will nicht, dass sie sich dazu zwingt irgendwas zu erzählen. Auf den Grund kann ich auch gut verzichten, ich hab das ganze von Anfang an sowieso nicht wirklich als schlimm wahrgenommen. Von ihr kommt nur ein leichtes dankbares lächeln, ehe sie mein Zimmer wieder verlässt.
Immerhin ist meine Laune jetzt wieder etwas besser.

"Toni?", werde ich schon beim heruntergehen der Treppen von Franco gerufen. Kurz sehe ich auf die Uhr im Flur. Ich dachte mein Mittagsschlaf hat länger gedauert, aber anscheinend hab ich doch nur eine halbe Stunde geschlafen.
"Ja?" Im Wohnzimmer sitzt Franco. Draußen kann ich Paula und Papa erkennen, die irgendwas im Garten machen. Warum ist Paula eigentlich immer einfach so da? Ich bekomm nie mit, wann sie geht oder herkommt. Komsich.
"Ich würde morgen gegen halb 12 losfahren, Phil hat deiner Mutter schon Bescheid gesagt, also nicht zu lange schlafen und packen nicht vergessen", meint er und sieht mich erwartungsvoll an. Dass ich morgen zu Mama gehe habe ich seit gestern eigentlich wieder ganz gut verdrängt. Danke für die Erinnerung.
"Hm", gebe ich leise zurück und muss kurz nachdenken. "Wo bleibst du eigentlich über Nacht?", will ich wissen. "In dem Hotel, wo unser Seminar auch stattfindet, ich würde dir übermorgen dann einfach schreiben, wann ich dich wieder abhole okay?" Abwesend nicke ich. Mein Blick liegt schon wieder bei Papa und seiner Freundin. Es ist immernich so ein komisches Gefühl ihn mit einer anderen Frau außer Mama glücklich zu sehen. Zudem ich mich gleichzeitig dagegen sträube meine eigene Mutter zu besuchen, obwohl ich sie schon fast 9 Monate nicht mehr gesehen habe. Ich will doch einfach nur, dass alles wird wie früher.

-----------------------------------------------------------------------
Happy Phil, Sad Toni

Man liest sich im nächsten Teil<3

ASDS// Kreatur Der NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt