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"Papa? Hast du nicht was vergessen?"
Mit verschränkten armen stehe ich am unteren Ende unserer Treppe und werfe einen vorwurfsvollen Blick zu meinem Vater, der sich wieder umdreht und fragend auf mich herabsieht. "Was hab ich vergessen?", fragt er unwissend und zieht seine Augenbrauen zusammen. War ja klar, das er sich seine Aussage nicht gemerkt hat. Anscheinend ist es für ihn nicht so wichtig gewesen, wie für mich.
"Du wolltest mir noch erzählen, was du und diese Ärztin geredet habt. Gestern, bevor du gegangen bist", erinnere ich ihn daran und blicke ihn ziemlich erwartungsvoll an.
Wirklich erfreut darüber, dass ich die Sache noch weiß sieht er nicht aus, ganz im Gegenteil. Leise seufzend kommt er die Treppen wieder herunter. "Kommst du mit ins Wohnzimmer?", fragt er mich und schiebt mich sanft dorthin. "Sicher", gebe ich zurück und gehe ins Wohnzimmer.
Dort angekommen starre ich ihn gespannt an, kann es kaum erwarten endlich zu erfahren, was denn so spannend war.
"Also", beginnt er und atmet tief durch. Als hätte er einen Schalter umgelegt kommen Zweifel in mir auf. Was ist, wenn es was schlimmeres ist? Ich kann mir zwar nicht wirklich vorstellen, was genau so schlimm sein könnte. Eine Sache, die es nochmal schlimmer macht. "Wie fandest du die Ärztin?", will er unerwarteter Weise von mir wissen. Verwirrt blicke ich ihn an.
Was für ne Schiene ist das jetzt? Warum will er wissen, wie ich sie Fand?
"Ganz nett schätze ich?", gebe ich unsicher zurück, "Warum?" Ich fühle mich noch verwirrter, als er vorhin, als er nicht wusste von was genau ich spreche.
"Naja, was sagst du, wenn ich dir sagen würde, dass Paula und ich schon seit ein paar Monaten zusammen sind?", fragt er mich genauso unsicher. Einerseits bin ich ziemlich überrascht davon, dass er schon so lange eine Freundin hat und dennoch nie etwas davon gesagt hat, andererseits finde ich es irgendwie lustig, dass er immer denkt ich muss mit allem zufrieden sein. "Findest du es schlimm?", hakt er nochmal nach, wodurch ich grinsen muss.
"Bin ich eigentlich dein Vormund oder warum muss ich immer mit allen einverstanden sein?", stelle ich die Gegenfrage, was er ebenso mit einem Schmunzeln kommentiert.
"Ich wusste halt nicht, wie du reagierst, deshalb war sie auch noch nie hier", meint er und überlegt kurz, "Dann werd ich sie heute Abend Mal zum Essen einladen, aber ich sag's dir, wenn du sie wieder kennenlernst wirst du sie definitiv mögen"
Seine Augen funkeln begeistert, während er mir das erzählt. "Wenn du meinst", murmle ich leise und starre auf den Wohnzimmerboden.

"Ich bin dann oben", gebe ich ihm knapp Bescheid, nachdem wir uns ein paar Minuten angeschwiegen haben.
Oben in meinem Zimmer angekommen atme ich erstmal durch. Das ursprüngliche Lächeln auf meinem Gesicht ist schon verschwunden, sobald ich außerhalb Papas Sichtfeld war. Das ganze kotzt mich ziemlich an. Ich weiß noch genau, wie es bei Mama war, bevor sie Maik kennengelernt hat. Es waren sicher drei Freunde vor ihm. Alle todesnervig und jeder einzelne hat mir nochmal schmerzhafter vor Augen geführt, dass Mama und Papa höchstwahrscheinlich nie wieder zusammen sein werden.
Irgendwie fühl ich mich zwar doch schlecht, da er ja auch nichts gegen Flo hat, aber dennoch ist das irgendwie was anderes. Ich frag mich, was er gemacht hätte, wenn ich die Wahrheit ausgesprochen hätte, ihm gesagt hätte, dass ich dagegen bin, dass er eine Freundin hat. Kopfschüttelnd kommentiere ich meine eigenen Gedanken. Das klingt ja Mal sowas von bescheuert. Ich sollte Mal lieber dankbar sein, dass er glücklich ist und eine neue Frau in seinem Leben gefunden hat, anstatt weiter der Ehe meine Eltern hinterherzutrauern. Es hätte ja auch sein können, dass er voll depressiv wird oder sowas in der Art.

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Habt ihr schon wieder Schule/ Arbeit? 

Man liest sich im nächsten Teil<3

ASDS// Kreatur Der NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt