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Schon bevor ich die Schule betrete, setze ich mich auf eine Bank, die auf dem Pausenhof steht. Mir geht es nicht wirklich gut, was aber hauptsächlich daran liegt, dass ich eine riesen Angst habe, in die Klasse zu gehen. Natürlich ist es schön so viele Freunde zu haben und Anschluss gefunden zu haben, aber mein Misstrauen beweist mir das komplette Gegenteil. Ich kenne einen einzigen von diesen Menschen richtig. Was ist, wenn einer von ihnen genauso gefährlich ist, wie der Typ im Park? Ich kann niemandem mehr so wirklich vertrauen. Ein Restrisiko bleibt nämlich immer. Nachdem ich noch einmal tief durchgeatmet habe, stehe ich wieder auf und überwinde mich letztendlich dazu, das Schulgebäude zu betreten und den Weg in meine Klasse anzustreben. Das ungute Gefühl bleibt. Ebenso wie mein Zittern und meine teilweise unkoordinierte Atmung, die mich, wenn man darauf achtet womöglich noch auffliegen lässt, was das andere Problem ist. Ich möchte nicht, dass jemand sieht, dass es mir schlecht geht. Ich habe Papa und meiner Therapeutin gesagt ich komme damit klar und ich möchte beide nicht vom Gegenteil überzeugen. Wobei das bei Papa momentan sowieso schlecht ist, immerhin liegt er ja seit ein paar Tagen im künstlichen Koma und erfährt momentan relativ wenig. Aber zum Glück nicht mehr allzu lange, was ich bei einem Gespräch zwischen Alex und Paula erfahren habe. Zwar ist lauschen nicht so wirklich meine beste Art, aber mit mir reden sie darüber ja nicht wirklich und wenn, dann sagen sie lediglich, dass es ihm super geht, obwohl das nicht wirklich der Fall ist, was ich ebenso herausgehört habe.

"Da ist sie ja. Hey Toni", ist das erste, was ich höre, als ich das Klassenzimmer betrete. Ein paar Schüler der Klasse haben sich um einen Tisch Rum versammelt und blicken mich nun alle an. Mehr oder weniger begeistert ringe ich mir ein Lächeln ab und gehe zu ihnen. "Hey", meine ich knapp und lehne mich an den Tisch, gegenüber von ihnen.
Was mir selbst nicht entgeht ist, dass mein Zittern immer schlimmer wird.
"Kannst du nochmal des mit Simon erzählen? Malte war doch gestern krank, er konnte ich es gar nicht mitanhören"
Innerlich verdrehe ich die Augen. Ich fühle mich wie ein Spielzeug, dass nur interessant ist, weil es etwas tolles kann oder lustige Geräusche macht. Um sicher mustere ich die Gesichter Punkt" ich habe das vergessen, ich bin gleich wieder da", fällt mir eine Ausrede ein, sie mir hilft den Raum schnellstmöglich wieder zu verlassen. Zitternd und mit schnellen Schritten gehe ich den Flur entlang.
In meinem Kopf herrscht Chaos und hauptsächlich Angst.
Ohne wirklich auf die Stufen zu achten schreite ich die Treppen herunter, ein Fehler, wie sich kurz danach herausstellt. Kaum eine Sekunde später verliere ich das Gleichgewicht und stürzte die wenigen Stufen nach unten. Dass es nicht so schlimm ist, wie der Treppensturz vor ein paar Tagen, merke ich schnell, dennoch habe ich mir meinen Kopf am Geländer angeschlagen und bleibe durch die Schmerzen erst einmal lieben und muss erstmal realisieren, was passiert ist.
Doch sonderlich lange darauf konzentrieren kann ich mich nicht, nach und nach verschwindet meine Sicht immer mehr, bis ich letztendlich komplett das Bewusstsein verliere.

Durch ein Reiben auf meinem Brustbein werde ich langsam wach. "Sie kommt zu sich. Toni, kannst du mich hören?"
"Alex?" Verwirrt blicke ich den Notarzt an, der über mir kniet. Aber natürlich, wie sollte es auch anders sein, in voller Montur und nicht alleine. Soweit ich erkennen kann ist zwiscehn denen mir unbekannten Sanitätern auch Dustin. "Ich nehme das jetzt Mal als ja hin. Wie geht's dir? Hast du Schmerzen oder Schwindel?", antwortet er und sieht mich fragend an.
"Mein Kopf tut ein bisschen weh, mehr nicht", gebe ich zurück und möchte mich aufsetzen. Dazu kommt es aber, durch Alex, nicht. Dieser drückt mich ohne zu zögern wieder auf den Boden.
"Hey, liegen bleiben" Augenrollend komme ich seiner Anweisung nach.
"Also, wir fahren jetzt ins Krankenhaus, dort wirst du nochmal gründlich durchgecheckt" Wortlos nehme ich seine Aussage hin. Ich würde liebend gerne widersprechen, aber meine Chancen dahingehend sind mir ziemlich bewusst.
Ich glaube nämlich kaum, dass ich in einer Diskussion darüber gegen ihn gewinne.
"Wie ist das denn überhaupt passiert?", fragt Alex, als ich auf der Trage zum RTW geschoben werde. Naja, kritische Sache.
Aber rein theoretisch sollte ich ihn schon die Wahrheit sagen. "Ich hatte Panik und hab nicht auf die Treppe geachtet", beichte ich ihm leise. "Und warum hattest du Panik?", hinterfragt er meine Aussage, wodurch ich leise seufze, aber vorerst nichts dazu sage. Ich hab ihn gestern schon damit zugetextet und gestern hab ich schon schwach gewirkt. Ich will nicht so sein. Und ich will nicht, dass er das weiß.

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Hattet ihr schonmal eine Panikattacke?

Man liest sich im nächsten Teil<3

ASDS// Kreatur Der NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt