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"Stephan, der Rettungsdienst ist da"
Wie alle anderen in dem Raum auch hebe ich meinen Blick und sehe zur Tür.
Dort erscheinen Franco und ein Kollege. Der hat mir auch gerade noch gefehlt.
"Toni, geht's dir gut? Was ist denn passiert?", erkundigt dieser sich auch direkt. Anscheinend ist er auch erleichtert mich wieder zu sehen. Ich ehrlich gesagt nicht. Warum denn auch? Er hat sich genauso wenig für mich interessiert seit Kyana da ist. Eigentlich würde ich ja gerne fragen, was mit ihr ist, aber irgendwie ist das hier momentan der falsche Moment.
"Antonia hat sich in ihrem betrunkenen Zustand dazu entschieden die Scheibe einer Bushaltestelle zu demolieren, Phil meint es könnte gebrochen sein", übernimmt Stephan die Antwort, erhält dadurch innehkab Millisekunden einen Todesblick von mir. "Sag noch einmal Antonia zu mir", zische ich dem Beamten zu und funkle ihn mit bösen Augen an.
"Hey ganz ruhig, darf ich deine Hand Mal anschauen?" Franco schiebt sich in mein Sichtfeld, schaut mich mit einem fragenden Blick an. Schulterzuckend stimme ihm zu, reiche ihm meine blutende Hand hin. Papa hält sich die ganze Zeit schon eher im Hintergrund. Wahrscheinlich ist er immer noch dabei meine Gesagten Sachen zu verarbeiten. 
"Da könnte dein Vater tatsächlich Recht behalten. Das muss abgeklärt werden. Hast du sonst noch Beschwerden?"
Erneut nicke ich, fast unscheinbar. Dennoch sieht er es, setzt wieder seinen fragenden Blick auf. Unauffällig verdrehe ich meine Augen. "Mir ist ein bisschen schwindelig und schlecht", murmle ich leise. Innerlich widerspricht es mir ziemlich mit ihm zu reden, da ich eigentlich ziemlich sauer auf ihn und die anderen bin.

Eine gute Stunde später liege ich auch schon in einem Zimmer der Klinik und starre an die Decke. Meine Hand ist zum Glück nur geprellt. Aber aufgrund meines Alkoholpegels und dem relativ hohen Blutverlust soll ich trotzdem noch ne Nacht hierbleiben. Wobei, wenn ich ganz ehrlich bin, das relativ in Ordnung finde. Immerhin hab ich genauso wenig Lust nachhause zu gehen. Zudem sich Papa mit den Worten "Wir reden morgen" verabschiedet hat. Umso schlimmer. Bei mir gibt's nämlich nichts zu reden. Und auf seine Entschuldigung kann ich auch ziemlich gut verzichten, ist wahrscheinlich sowieso nicht wirklich ernst gemeint.
Vor allem weil er dieses Verhalten, dass er die letzten Wochen abgezogen hat definitiv nicht mit einer einzigen Entschuldigung wieder gut machen kann.

Etliche Minuten später, in denen ich nicht wirklich ein Auge zu bekommen habe setze ich mich auf. Das ganze mit Kyana lässt mich nicht los. Ich weiß, dass sie hier auf der Kinderstation ist, das habe ich dann doch noch gefragt. Und bei einem Gespräch zwischen Franco und Papa hab ich sogar auch mitbekommen in welchem Zimmer sie genau liegt. Aber mit der Tatsache ob ich zu ihr gehe und mich selbst davon überzeuge, ob es ihr gut gehe, setze ich mich schon die ganze Zeit auseinander. Wobei ich mich dafür soeben entschieden habe. Leise schwinge ich mich aus dem Bett, beäuge ein paar Sekunden lange den Zugang an meiner Hand kritisch, bevor ich mich dafür entscheide, diesen kurz und schmerzlos aus meinem Handrücken zu entfernen. Schmerzlos ist das zwar nicht ganz, aber es wird mich nicht umbringen. Ich fühle mich wie in einem spannenden Action Film, als ich vorsichtig die Türe öffne und erstmal meinen Blick über den dunklen und zum Glück leeren Flur schweifen lassen. Als ich mir dann relativ sicher bin, dass dort auch in nächster Zeit keiner kommen wird, gehe ich leise los und schleiche über den Flur, um zu ihrem Zimmer zu gelangen.

"Kyana?", flüstere ich leise in das Zimmer. Vorerst bleibt es still, bis die Decke anfängt zu rascheln. Anscheinend dreht sie sich um. Sehen kann ich es jedoch nicht, es ist zu dunkel dafür. "Toni? Bist du das?", kommt es müde zurück. Kein Wunder es ist immerhin auch schon halb 2 Uhr nachts. "Ja" Ich hole tief Luft, taste mich im dunkeln zu ihrem Bett. "Wie geht's dir?", frage ich sie, nach wie vor in gesenkter Lautstärke. Keine Sekunde später werde ich auch schon von dem Nachtlicht geblendet, welches sie soeben angeschalten hat. "Ziemlich gut, du hast mein Leben gerettet, haben die Ärzte gesagt", erzählt sie und grinst mich leicht an. Man kann sich gar nicht vorstellen was für ein Stein allein durch dieses grinsen von meinem Herzen fällt. "Warum bist du weggelaufen? Wo warst du?", stellt sie mir neugierige Fragen. Unsicher schaue ich zur Tür. Wenn ich mich nicht irre habe ich soeben Schritte gehört, die wahrscheinlich zu meinem Pech auch noch hier her kommen. Darauf, hier entdeckt zu werden hab ich jetzt auch nicht wirklich Lust.

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Spannung oder so hahaha

Man liest sich im nächsten Teil<3

ASDS// Kreatur Der NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt