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"Mädchen, hör zu, das macht doch keinen Sinn. Es gibt doch andere Auswege", redet die Person auf mich ein. Verwirrt drehe ich mich um, gehe etwas von der Kante Weg.
"Was wollen Sie?", frage ich immer noch leicht überfordert und sehe den Mann skeptisch an. "Ich will, dass du dir nicht das Leben nimmst" Leicht schockiert reiße ich meine Augen auf. Er denkt doch nicht ernsthaft, dass ich das jetzt vorhabe. Kopfschüttelnd lache ich kurz auf und drehe mich wieder um, lasse meine Beine wieder über dem Abgrund baumeln. "Hey", beginnt der Typ erneut. Seufzend verdrehe ich meine Augen. "Ich hab nichts dergleichen vor, also lassen sie mich gefälligst in Ruhe okay?", schnauze ich ihn an, in der Hoffnung er gebe endlich Ruhe und lässt mich in Frieden. Zwar hab ich mich seit dem nicht mehr umgedreht, aber so wie es sich anhört, ist er wirklich gegangen. Zumindest hört man Mal nichts mehr von ihm. Aber Mal ehrlich, sieht das wirklich so aus, als würde ich springen wollen? Ich will einfach nur hier sitzen, alleine sein und über alles nachdenken. Natürlich ist dieser gewisse Gedanke alles zu beenden nach Maries Tod durchaus oft da gewesen, aber ich weiß selbst, wie es sich anfühlt zurückgelassen zu werden, das möchte ich niemandem antun.

Motorengeräusche hinter mir veranlassen mich dazu, mich umzudrehen. Es ist niemand anderes, als die Polizei und zu meinem Glück natürlich auch noch Beamte, die ich kenne. Stephan und Moritz. "Toni, würdest du mal bitte darunter kommen?"
"Hat der Typ euch gerufen?", Frage ich und gehe zu den beiden Polizisten, die verwirrten blicke austauschen. "Keine Ahnung, wen du meinst, aber wir wurden von einem Mann gerufen, der hier von einem Suizidversuch gesprochen hat", berichtet Moritz, der sich neben beziehungweise eher hinter mich stellt. Wahrscheinlich hat er Angst, dass ich gleich losrennen und mich da runter stürze. Lautlos stöhne ich auf. "Außerdem hatte ich vorhin deinen Vater am Telefon, der gemeint hat, du seist abgehauen", mischt sich Stephan ein. Augenverdrehend sehe ich ihn an. Ich schätze ich muss ihnen jetzt erstmal eine Erklärung liefern.
"Also erstens, ich wollte mich nicht umbringen, sondern alleine sein und nachdenken. Und zweitens, ich hab vergessen bei Papa zu sagen, dass ich raus gehe", erkläre ich und blicke die beiden mit einem erwartungsvollen Blick an. Ich bin selbst ziemlich überrascht von mir. Immerhin hab ich gerade noch gefühlt Rotz und Wasser geheult. Irgendwie hab ich wohl ein talent dafür das kurzfristig in den Hintergrund zu schieben. "Kommst du oft hier her?", Will Moritz von mir wissen, was ich mit einem nicken bestätige.
"Und du wolltest dich wirklich nicht umbringen? Phil hat davon geredet, dass es dir vorhin psychisch nicht so gut ging. Du kannst ehrlich sein, wir wollen dir nur helfen" "Ja, es ging mir vorhin nicht so wirklich gut, aber ich würde mich nicht umbringen, ich schwöre", versichere ich ihnen und verkreuze meine Finger, um ihnen zu zeigen, dass ich es ernst meine.
Erneut sehen sie sich gegenseitig an, mit einem Blick, den ich nicht wirklich deuten kann. Ich hasse solche Momente, wenn man nicht wirklich weiß, wo man steht oder was genau die Leute über einen denken. "Okay, dann fahren wir dich Mal heim, nicht, dass Phil sich noch mehr Sorgen macht", entscheidet Stephan letztendlich und öffnet die hintere Tür des Streifenwagens. Innerlich komplett genervt steige ich in das Fahrzeug ein.
Die beiden Beamten warten damit jedoch noch ein paar Sekunden. Zwar haben sie die Tür von außen schon wieder zu gemacht, aber dass sie reden, höchstwahrscheinlich über mich, entgeht mir dennoch nicht. Naja, immerhin werde ich heim gefahren. So muss ich nicht laufen oder mit dem Bus fahren. Wobei ich andererseits eigentlich auch noch gerne etwas länger weggeblieben wäre. Ich will gar nicht wissen, wie Papa wieder reagieren wird. Laut Stephan ist er ja ziemlich besorgt, das heißt entweder wird er mich mit fragen überhäufen oder sauer sein, weil ich ihm so ne Angst eingejagt hab. Beides ist nicht so wirklich prickelnd. Am liebsten würd ich wieder aussteigen, aber die Beamten, die soeben in der Fahrzeug steigen hindern mich mehr oder weniger dran. Während sich Stephan hinters Steuer setzt, gesellt sich Moritz zu mir auf die Rückbank, als wär das nötig gewesen. "Alles gut?", fragt letzterer, was ich mir einem knappen nicken bestätige. An diesem Punkt wär's mir schon lieber endlich heimzukommen, ich kann mir nämlich gut vorstellen, dass diese Frage nicht allein bleiben wird.

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Wurdet ihr schonmal von der Polizei heimgebracht?

Man liest sich im nächsten Teil<3

ASDS// Kreatur Der NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt