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Nachdenklich starre ich auf den schwarzen Bildschirm des Fernsehers. Durch den Vorfall, von dem ich immer noch lediglich durch die Erzählungen von Papa und den anderen Bescheid weiß, hat die Schule sich dazu entschieden diese Woche zuzubleiben. Zudem der angebliche Brand auch ziemlich viel Schaden angerichtet hat. Es fühlt sich an, als würde mich jeder anlügen, mir irgendeine Geschichte erzählen, bei der ich angeblich dabei gewesen bin. Bis auf die Verletzung auf meiner Hand und das Kratzen im Hals, das noch von der Rauchvergiftung stammt, spricht jedoch nichts dafür. Mein Blick geht zu der Verletzung auf meiner Hand. Ich könnte wirklich verzweifeln. Meine Erinnerungen sind ein einziger Nebel, der immer dichter wird, je stärker ich versuche mich an das Ganze zu erinnern. "Toni ist alles in Ordnung?" Papa steht neben mir, mustert mich ziemlich besorgt. "Jaja", versichere ich ihm, aber irgendwie nicht wirklich glaubwürdig. "Ich wollte mit Paula essen gehen", informiert er mich, was ich mit einem wieder eher abwesendem Nicken kommentiere. "Viel Spaß", wünsche ich ihm leise und starre nach draußen, um weiter meinen Gedanken nachzugehen. Wirklich tun kann ich das jedoch nicht, da mein Vater sich wieder in mein Sichtfeld schiebt und letztendlich neben mir Platz nimmt. "Toni, ich überlege mir gerade, ob ich das nicht verschiebe", meint er und blickt mich an. Verwirrt schaue ich zu ihm. "Warum?", will ich verwirrt wissen. Er hat doch gestern den ganzen Abend schon davon gesprochen, wie er sich darauf freut. Erst nach  ein paar Sekunden kommt mir, dass ich vermutlich der Grund dafür bin. Ganz erschließen tut sich mir diese Tatsache aber dennoch nicht. "Es wirkt nicht wirklich so, als ginge es dir gut. Ich habe kein gutes Gefühl dabei, dich hier alleine zu lassen", erklärt er mir ruhig und mustert mich, als könnte er die Reaktion meinerseits kaum abwarten. "Wann kann ich mich wieder erinnern?", frage ich ihn ohne auf seine Aussage einzugehen. Papa seufzt leise auf. "Ich weiß es nicht, aber da das Ganze schon über 5 Tage her ist, ist die Wahrscheinlichkeit, dass das überhaupt noch passiert ziemlich gering" Dieses mal liegt es an mir aufseufzen. "Toni, dein Unterbewusstsein hat sich vermutlich dazu entschieden das zu verdrängen, wer weiß, vielleicht ist das auch besser so", fügt er noch hinzu. Ich zucke mit den Schultern. Das hätte es bei anderen Sachen auch gerne machen können. Dass die Vergewaltigung mir immer noch mindestens einmal die Woche im Kopf rumgeistert find ich zum Beispiel auch nicht ganz so prickelnd. 

"Ich hab übrigens vorher mit deiner Mutter telefoniert, sie war ziemlich besorgt um dich", meint er nach ein paar Minuten  stillem herumsitzen. Mit erhobenen Augenbrauen sehe ich ihn an. "Ach auf einmal interessier ich  sie wieder so arg, dass sie sogar anruft, ist sie krank oder so?",, entgegne ich eingeschnappt und schüttle den Kopf.  Die kann mir momentan echt gestohlen bleiben. "Ich hab sie angerufen", meint er, was mich nur laut ausatmen lässt, war ja eigentlich klar, "Aber dass sie sich nicht für dich interessiert stimmt nicht Toni, rede dir sowas doch nicht ein" Wortlos hole ich mein Handy aus meiner Tasche,, öffne den Chat von meiner Mutter und mir und reiche Papa mein Handy. Wirklich viel zu lesen gibt es nicht, zumindest nicht von ihrer Seite. Das einzige, was sich im Chatverlauf vorfindet, sind tägliche Nachrichten meinerseits, die sie alle nur gelesen und unkommentiert stehen gelassen hat. Die letzte hab ich vor vier Wochen abgesendet. Irgendwann hab dann auch ich kapiert, dass ich mich hier nur weiter zum Affen mache. "Ich rede mal mit ihr ja?", versichert er mir, was ich schulterzuckend hinnehme. Wenn er meint, dass es was bringt, gerne. "Und jetzt geh endlich zu Paula, du hinterlässt 'nen schlechten Eindruck, wenn du zu spät kommst", wechsle ich grinsend das Thema. "Also kann ich dich alleine lassen?", hinterfragt er nochmal, während er aufsteht. Ich nicke. "Okay, wenn was ist, ruf an. Aber Alex und Kyana sollten gegen Eins heimkommen, also bist du auch nicht zu lange allein" Unauffällig verdrehe ich meine Augen. Er tut, als wäre ich ein kleines Kind, welches man das erste mal alleine zuhause lässt. Absolut übertrieben.

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Phil im besorgtheit mood

Man liest sich im nächsten Teil<3

ASDS// Kreatur Der NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt