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Ungeduldig starre ich auf die Haustüre und warte darauf, dass sich Mal irgendjemand dazu bequemt diese zu öffnen.
Einen Schlüssel mitzunehmen habe ich nämlich glatt vergessen, als ich zu Julia gegangen bin. War ja auch ein überstürzter Abgang.
"Hi Toni", empfängt mich Kyana erfreut, als sie mir die Tür öffnet. Angesteckt von ihrem lachen betrete ich das Haus.
"Hey na?", erwidere ich, während ich die Haustüre hinter mir schließe.
"Dein Papa ist draußen mit dieser Paula. Er hat schon nach dir gefragt", erzählt die kleine mir, was ich nickend zur Kenntnis nehme. "Und was machst du so?", frage ich sie, nachdem ich entschieden habe tatsächlich erst zu Papa zu gehen und nicht direkt nach oben.
"Nichts. Ich vermisse meine Mama"
Ihre Stimme wird brüchig, ich merke genau, wie kurz davor sie ist zu weinen. Überfordert blicke ich nach draußen. Die Terrassentür steht zwar offen aber Papa und Paula sind nirgends zu sehen.
Sie hätten mir echt weiterhelfen können, ich weiß nämlich absolut nicht, was ich sagen oder machen soll.
Überfordert blicke ich Kyana an, die ihren Blick nach draußen gerichtet hat. 
"So Kyana, kommst du dann mit zum einkaufen?", ertönt plötzlich Alex' Stimme hinter uns, was mich ziemlich zusammenzucken lässt. Trotzdem bin ich froh, dass er jetzt hier ist.
"Kannst du dich Mal weniger abschleichen?", motze ich ihn an und greife mir an meine Brust. Mein Herz schlägt ziemlich schnell.
Kein Wunder. Ich war mit meinen Gedanken ja komplett wo anders.
"Alles gut?", fragt er lachend und mustert mich. Ich verdrehe nur die Augen.
"Phil war ja nicht so begeistert über deinen Abgang, hast du schon mit ihm geredet?", wechselt er schnell das Thema. Da wäre er doch lieber beim anderen geblieben. Ich schüttle den Kopf. "Na gut, dann mach das Mal. Kyana und ich sind dann einkaufen", verabschiedet er sich und seine Tochter gleich mit. Seufzend nicke ich und blicke den beiden noch hinterher, während sie in den Flur gehen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich erstmal dafür Ärger bekommen werde, dass ich zu Julia gegangen bin.
Wie Alex das gesagt hat, klingt es zumindest so.

Leise räuspere ich mich, als ich draußen angekommen bin. Papa und Paula haben es sich mir zwei Stühlen auf dem Rasen gemütlich gemacht und reden gerade über irgendein Buch, dass einer von beiden wohl gelesen hat. "Hey Toni, wieder zurück", begrüßt mich Paula, die mich als erstes entdeckt hat. Langsam nicke ich. Auch mein Vater wird auf mich aufmerksam, betrachtet mich vorerst skeptisch. "Was hast du an dem Part von sich ausruhen denn nicht verstanden?", fragt er leicht sauer und verschränkt die Arme. Ich verdrehe die Augen. Natürlich versteh ich, dass er sich nur Sorgen macht und alles aber es ist einfach ziemlich übertrieben. "Ich war nur bei einer Freundin, nichts tragisches", erwidere ich leicht eingeschnappt und sehe in den Garten. Die blühenden Blumen, die ich soeben sehe, sind mir davor noch gar nie aufgefallen. "Toni, sei nicht sauer. Ich mach mir nur Sorgen um dich und das weißt du. Nächstes Mal trefft ihr euch lieber hier? Dann muss ich auch keine Angst haben, dass du irgendwo auf dem Weg zusammenklappst und keiner das mitbekommt" Ich muss mir ein amusiertes grinsen unterdrücken. Das hätte doch genauso gut Zuhause passieren können. Und dort wär die Wahrscheinlichkeit sogar noch geringer, dass das jemand mitbekommen hätte. Aber das lasse ich jetzt Mal so stehen, weiter zu provozieren will ich momentan eigentlich nicht.
"Bei wem warst du überhaupt?", will er nach einer Weile des Schweigens wissen.
"Julia, kennst du nicht"
Er nickt nur.

Nach kurzem überlegen entschließe ich mich dazu nicht länger sinnlos herumzustehen und lasse mich auf den warmen Boden nieder.
"Was ist eigentlich mit Kyana in letzter Zeit  los?", erkundige ich mich leise.
Beide drehen ihren Kopf zu mir.
Ihr Blick spricht Bände. "Ich weiß auch nicht so Recht, es fällt ihr momentan scheinbar wieder relativ schwer" Wer mags ihr verübeln. Ich find es schon scheiße genug, dass sich meine Eltern getrennt haben und Mama mich abgeschoben hat, aber ich will mir nicht vorstellen, wie es wäre hätte ich ein Elternteil komplett verloren. Marie war bis jetzt die einzige, die ich am Tod verloren habe. Und ich hoffe das wird auch erstmal so bleiben. Einen weiteren Verlust würde ich nicht verkraften können, ganz sicher nicht.

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Kyana is depressed

Man liest sich im nächsten Teil<3

ASDS// Kreatur Der NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt