•63•

1.1K 59 10
                                    

"Kyana!" Abrubt springe ich auf und renne zu ihr. "Hey, hörst du mich? Kyana!" Mittlerweile schreie ich schon fast, während ich krampfhaft versuche, das Mädchen wieder zu Bewusstsein zu bekommen. "Scheiße", murmle ich und bringe sie in die stabile Seitenlage.
Dabei sehe ich, dass sie an ihrem Handgelenk ziemlich stark blutet, höchstwahrscheinlich der Grund für ihre Ohnmacht. Sie verliert nämlich verdammt viel Blut. Ich muss mich zusammenreißen, kurz Durchatmen, ehe ich die nächsten Schritte strukturiere. Ich muss einen Rettungswagen rufen und am besten die Hand abbinden, sonst verliert sie noch mehr Blut.
Hastig taste ich nach meinem Handy und wähle die 112. Währenddessen steige ich über Kyana, die immer noch leblos in der Türschwelle liegt drüber und gehe schnell ins Bad, zu unserem Verbandskasten, um einen Verband zu holen.
Nachdem ich den Notruf abgesetzt habe, mache ich mich daran Kyanas Wunde möglichst gut zu verbinden. Glücklicherweise kann ich das durch Papa sogar einigermaßen gut. Das Problem ist jetzt nur noch die Zeit. Ich kann nicht einschätzen, wie lange der RTW noch braucht und liegen tut sie hier auch schon ne ganze Weile.

Unruhig laufe ich hin und her, lasse die Haustür, die ich inzwischen geöffnet habe und Kyana nicht aus den Augen. Gerade, als ich den Puls des Mädchens fühle, höre ich Motorengeräusche. Endlich. Der Rettungsdienst. "Hier oben", rufe ich nach unten, als die Schritte lauter werden. Ein paar Sekunden später kommen auch schon die Sanitäter und ein Notarzt die Treppe hoch gelaufen. "Mertens mein Name, was ist passiert?", stellt sich die Notärztin vor und kniet sich zu Kyana auf den Boden, was die Sanitäter ebenso machen. Vorsichtig gehe ich ein paar Schritte zurück. "Ich- sie ist zusammengebrochen. Sie hat sich geschnitten, am Handgelenk", stottere ich überfordert und starre unsicher auf das Geschehen. "Ich brauche ne Schere, ich schau mir das Mal an", weist die Notärztin ihre Kollegen an. "Hast du den Verband angelegt?" Sie sieht kurz zu mir hoch, während sie die Wunde des Mädchens frei macht. Unsicher nicke ich. "War das falsch? Ich wusste nicht, was ich sonst hätte tun sollen", murmle ich und betrachte immernoch die Behandlung.
"Nein, du hast alles richtig ge nurmacht, fast professionel", gibt sie zurück, was mich aufatmen lässt. "Lässt du mich einmal kurz ran?" Ein Sanitäter, der seine Position ändert, schiebt mich vorsichtig zur Seite. Zitternd atme ich ein und gehe ein paar Schritte nach hinten.
Ich mach mir solche Vorwürfe.
"Also, wir bringen deine Schwester jetzt ins Krankenhaus. Du kannst mitfahren, wenn du magst", erklärt die Ärztin und steht auf.
Ohne zu zögern nicke ich. Auch wenn ich jetzt normalerweise widersprechen würde, dass sie nicht meine Schwester ist, ist mir das momentan relativ egal. Das ist gerade nicht wirklich wichtig.

"Du darfst hier nicht mit rein, die Ärzte geben dir aber Bescheid, sobald sie was neues wissen, am besten informierst du in der Zeit eure Eltern, es wär gut wenn die herkommen", erklärt mir die Notärztin schnell, bevor sie hinter Kyana und den Sanitätern in den Schockraum verschwindet. Ich atme tief ein, muss mich wieder erst einmal sammeln, bevor ich mein Handy heraushole und mit zitternden Fingern die Nummer von Alex eingebe. Während ich darauf warte, dass dieser den Anruf annimmt, gehe ich unruhig im Wartebereich der Notaufnahme umher.
"Toni?", geht Alex an sein Handy.
"Alex, du musst sofort ins Krankenhaus kommen. Kyana ist verletzt", teile ich ihm hektisch mit und lasse meinen Blick durch den Raum schweifen. Wen ich dort erblicke, lässt mich lautlos aufstöhnen. Zumindest auf ihn hätte ich erstmal verzichtet. "Wieso? Was ist passiert?", fragt Alex, hörbar erschrocken. Währenddessen hat mich mein Vater entdeckt und steuert geradewegs auf mich zu. Bevor er jedoch überhaupt irgendwas sagen kann, symbolisieren ich ihm einen Moment zu warten, so dass ich zumindest das Gespräch mit Alex noch beenden kann.  "Bitte komm einfach so schnell wie möglich her", flehe ich diesen an und lege dann ohne weiteres zu sagen auf.
"Toni, was machst du hier? Du sollst doch bei Kyana sein", beginnt mein Vater mit reden. Man hat auch keine Sekunde Ruhe.
"Papa, Kyana hat sich verletzt, sie ist mit dem RTW eingeliefert wurden", beichte ich ihm leise und sehe auf den Boden.
"Wie konnte das passieren? Wo warst du denn in der Zeit?" Er klingt irgendwie ziemlich sauer. "Sie hat sich geschnitten, ich war nur auf meinem Zimmer, um zu lernen", erwidere ich, immer noch in gesenkter Lautstärke. "Warum kannst du nicht einmal das tun, was man dir sagt? Du solltest verdammt nochmal auf sie aufpassen, Toni", schreit er mich schon fast an. Ich zucke zusammen, gehe einen Schritt zurück. Ich hab ihn noch nie so wütend erlebt.

-----------------------------------------------------------------------
Angry Phil

Man liest sich im nächsten Teil<3

ASDS// Kreatur Der NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt