Kapitel 8.

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Jungkook

"Oh wow! Ich habe gehört, dass es unglaublich schwer ist, bei ihm überhaupt angenommen zu werden, ob als Model oder Fotograf, seine Anforderungen sollen kaum zu erreichen sein. Und er ziemlich streng und kalt" meinte Jimin, doch klang dabei unglaublich enthusiastisch und glücklich für mich. Wir beide hatten uns eine Weile nicht gesehen, da er viel am Arbeiten war und Hoseok und ich sahen uns nur hin und wieder in der Bibliothek. Er wollte irgendetwas mit kreatives Schreiben anfangen, jedoch war es auch in dem Bereich nicht sonderlich einfach, einen Weg zu finden, beziehungsweise einen Job, mit dem man gut Geld verdienen konnte.

Ihre Eltern lebten seit einer Weile schon nicht mehr, weswegen sie auch, anders als meine, nichts mehr zu ihren Plänen sagten. Sie hatten ihre eigenen Wege, die sie gehen wollten und niemanden mehr, der sie davon abhielt. Was für ein unglaubliches Gefühl das sein musste, von der Meinung seiner Eltern frei zu sein, die einem immer und immer wieder sagten, man solle bloß schnell genug eine Frau finden, ganz viele Kinder zeigen und glücklich werden. Mit einem Leben, das bloß sie und die Gesellschaft befriedigte. Es galt als Ziel des Lebens, eine hübsche Frau zu heiraten, Kinder in die Welt zu setzen und sich um diese zu kümmern, bis sich diese um einen kümmerten.

Nur Individuen wie Kim Taehyung schafften es, aus diesem Standard auszubrechen. Männer schafften es. Frauen hatten in dieser Welt kaum eine Chance, eine Karriere wie der Schwarzhaarige aufzubauen, eine Menge Geld zu verdienen, reich damit zu werden. So reich, sodass sie niemals wieder arbeiten müssten und selbst mehrere Kinder haben könnten, mit all dem Geld, das sie hatten.

"Er ist tatsächlich sehr anspruchsvoll, aber etwas scheine ich richtig zu machen. Zwar bin ich noch nicht ganz offiziell angestellt, nach einer kurzen Probezeit will er sich entscheiden, aber mein volles Gehalt bekomme ich schon. Und beeindruckt... Schien er auch" erzählte ich stolz, denn das war ich auch. Sehr sogar. Ich konnte es kaum erwarten, morgen nach meinem ersten, richtigen Tag meinen Eltern davon zu erzählen und einmal erkennen zu können, dass auch sie stolz waren. Und ich mir nicht wieder das ganze Gefasel von Familie und Kinder anhören musste.

"Das klingt unglaublich. Das klingt nach ner zweiten Runde. Kommst du mit, Namjoon?" fragte Jimin, weswegen mein Bruder sofort nickte und mit dem jüngeren los zog, zur Bar, um eine weitere Runde drinks zu bestellen. Also saß ich, mit Hoseok neben mir alleine an unserem Tisch, nahm einen Schluck von meinem Wasser und stöberte durch die Karte mit Snacks, die vor mir lag. Richtiges Essen gab es hier in dieser Bar natürlich nicht, da ich aber noch kaum etwas gegessen hatte heute, brauchte ich zumindest noch etwas in meinem Magen. Bis ich eine Hand auf meinem Oberschenkel spürte, die mich sofort aus meinen Gedanken holte, direkt in die Realität.

"Du scheinst... Ehrlich gut in dem zu sein, was du tust. Wie Jimin gesagt hat, von jemandem wie Taehyung angenommen zu werden, ist ehrlich... Nicht einfach" meinte er doch klang irgendwie anders als sonst. Wahrscheinlich war es vorallem der Alkohol, der ihn etwas mutiger werden ließ und dafür sorgte, dass er mir näher kam, als mir lieb war. Denn er rutschte auch noch näher an mich heran, sodass ich seinen Körper seitlich an meinen gepresst spüren konnte. Das hier war definitiv nicht angenehm. Ich versuchte auch, ihm genau das klar zu machen, da es mir nicht gefiel, was er gerade deutlich versuchte, doch er war von dem Alkohol geblendet und grinste nur breit, fast schon ein wenig verführerisch, was ein noch unangemehmeres Gefühl in meinem Magen auslöste.

"Hoseok... Könntest du... Ein wenig zurück rutschen?" fragte ich ihn vorsichtig und versuchte auch, ihn von mir zu drücken, doch hatte schon damit gerechnet, abgewehrt zu werden. Ich war nicht annähernd so stark wie der Mann neben mir, fast schon schwach, wenn man es so wollte und zusätzlich sorgte der Alkohol dafür, dass ich wehrlos wurde. Ich hatte keine Chance gegen ihn und das wurde mir immer bewusster. Weswegen mein Blick Hilfe suchend zu meinem Bruder herüber wanderte, der mit Jimin an der Bar stand und sich zufrieden und lachend mit diesem unterhielt, während sie auf die Drinks warteten. Zudem starrte ich immer mal wieder zu den anderen Leuten herüber, die auch hier waren, damit keine Gerüchte über mich entstehen würden.

Zudem sollten wir das hier nicht tun. Nicht nur, da ich es nicht wollte. Sondern auch, da es nicht richtig war. Nicht hier.

"Gefällt... Dir Kim Taehyung? Es wird immer davon geredet, wie viel besser er in Realität doch aussieht" hörte ich es, tief in meinem Ohr, weswegen ich mich unwohl von ihm drehte und ein weiteres Mal versuchte, mich von ihm zu lösen. Das hier war unangenehm. Unglaublich unangenehm und nicht nur, da ich tatsächlich einen Moment lang an Taehyung und seine unbeschreibliche Schönheit dachte, die schwer war, zu erklären. Sein markantes Gesicht, diese besonderen Gesichtszüge und sein mysteriöses Auftreten, welches einen ungemein anzog. Aber ich dachte nur so lange daran, bis mir bewusst wurde, was hier eigentlich passierte.

Zum Glück war es aber auch schneller vorbei, als gedacht. Denn als Jimin und mein Bruder zurück kamen, nahm letzterer das ganze schon in die Hand. Ich bekam mit, wie er von mir gezogen und auf den Platz gegenüber von uns gezerrt wurde, sodass Jimin ein Auge auf ihn werfen konnte, der selbst nur enttäuscht und genervt mit den Augen rollte.

"Tut mir leid, Jungkook. Er... Findet dich schon eine Weile ein wenig zu interessant und wenn er betrunken ist, kann er sich nicht mehr sonderlich gut zurück halten. Aber keiner von uns... Würde dich jemals zu etwas zwingen, niemals" erklärte mir Jimin entschuldigend, doch ich nickte bloß verständnisvoll. Ich wusste ja, dass er betrunken war und ich hatte auch normalerweise nichts dagegen, ihm nahe zu kommen. Nur war es gerade viel zu schnell passiert und an einem zu unsicheren Ort.

Ja... Eine Zeit lang hatte mir Hoseok gefallen. Ich konnte nicht genau beschreiben, was es war und ob es tatsächlich ein Crush war, doch ich würde es nie zugeben, noch zulassen. Und je älter ich wurde, desto weniger wurden meine Gedanken, die ich sowieso nicht hätte haben sollen.

Und das war auch gut so. Womöglich war es bloß eine Phase gewesen, eine sehr unangenehme Phase, da ich keine männlichen Körper anziehend finden sollte, zu meinem eigenen Wohl. Was ich auch nicht mehr tat. Irgendwann würde ich eine Frau kennen lernen und heiraten. Ja... Irgendwann. Aber momentan ganz sicher nicht.

Am liebsten auch niemals... Aber auch das gab ich nicht zu.

"Ist schon in Ordnung. Ich kenne euch lange genug, um das zu wissen, keine Angst. Trotzdem... Sollten wir so langsam nach Hause. Ich muss morgen früh für Taehyung arbeiten und sollte ausgeschlafen sein" erklärte ich, weswegen mein Bruder bloß verstehend nickte und dabei war, die geholten Drinks zu verteilen, um dieses noch in Ruhe zu trinken, ehe wir gehen würden. Und ich sah immer mal wieder zu Hoseok herüber, der mich entschuldigend und leicht peinlich berührt anschmunzelte, da er wohl selbst nicht mitbekommen hatte, an meine Grenzen zu gelangen.

Nicht, weil er ein Mann war.

Sondern da er nicht er war.

Forbidden Lust // 𝑇𝑎𝑒𝑘𝑜𝑜𝑘 ✓ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt