Kapitel 96.

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Jungkook

Hin und wieder drehte ich mich in die Richtung des großen Spiegels vor mir und betrachtete das Meisterwerk, welches Yoongi gerade in meinem Gesicht entstehen ließ. Mit seinem ganzen Make-up, welches er mir erklärte, ehe er es an mir nutzte, schminkte er mich ein wenig. So, wie er es normalerweise immer bei sich tat. Und er war unglaublich talentiert darin. Laut ihm war seine Mutter ziemlich tolerant und unterstützte ihn bei all seinen Träumen. War somit auch diejenige gewesen, die ihm beigebracht hatte, wie man sich richtig schminkte.

Teilweise glaubte man ehrlich, er sei eine Frau. Mit den Hüftpolstern und gefälschten Brüsten glaubte das auch jeder, der hiervon keine Ahnung hatte. Aber er sah nicht verkleidet oder komisch aus, ganz im Gegenteil. Yoongi schaffte es irgendwie, selbst mit all dieser Aufmachung, attraktiv auszusehen. Wahrscheinlich war es auch sein Selbstbewusstsein, welches andere Männer anzog. Da ich gerade auch Zeit dazu bekam, sein Gesicht genauer anzusehen, verstand ich auch warum. Er war wirklich attraktiv. Sowohl als Frau, als auch als Mann. Etwas, was sicherlich viele so beeindruckte, wie mich.

Verständlich, dass auch Taehyung... Etwas mit Yoongi gehabt hatte. So sagten mir das zumindest die Blicke... Die sie miteinander austauschten, als wir uns das erste Mal begegnet waren. Oder eher die vertraute Art, auf die sie beide miteinander umgingen.

"Hattest du jemals etwas... Mit Taehyung?" fragte ich also, frei heraus, immerhin war Yoongi auch ziemlich ehrlich mit mir gewesen und dachte garnicht erst daran, ein Blatt vor den Mund zu nehmen oder sein Interesse an mir geheim zu halten. Vorallem sein Interesse daran, mich näher, aber auch... Intimer kennen zu lernen. Jedoch gab er mir alle Zeit der Welt. Und er machte auch nie den Anschein, als würde es ihm bloß darum gehen, mich ins Bett zu bekommen oder berühren zu dürfen. Yoongi... War ehrlich mit mir. Und trotzdem dachte ich immer wieder an jemand anderen. Jemand, der mein Herz vollkommen gestohlen hatte.

Gott wie sehr ich ihn dafür hasste.

"Mhm, das hatte ich tatsächlich. Es war nicht von Dauer und es hatte auch keine Zukunft, dass wussten wir beide, außerdem war es bloß ein wenig... Heimliches herum gemache nach meinen Auftritten. Außerdem war mir auch bewusst, dass Taehyung nicht auf der Suche nach etwas ernsten war. Nur hat er es mir... Anders als dir, auch gesagt, sowohl bewusst gemacht" erklärte mir Yoongi doch ich konnte nur wieder ein wenig seufzen. Am Anfang... War Taehyung mit seinen Absichten klar gewesen. Selbst bei unserem ersten Mal schien er mir etwas zurückhaltend, während ich mich vollkommen hatte fallen lassen. Rückblickend unglaublich dumm.

Da verbrachte ich schon mein erstes Mal mit ihm, einen Moment, den man nicht einfach so vergaß, der einem für immer Gedächtnis bleiben würde und ließ mich dann auch noch fallen. Genoss Jede einzelne Sekunde, jede ach so kleine Berührung und diese göttlichen Lippen auf meinem Körper. Wenn er mit seinen großen Händen alles an mir erforschte und nicht nur meine nackte Haut, sondern auch meine Seele berührte. Alles an mir gehörte ihm.

"Ich dachte wirklich... Er liebt mich genug, um mich zumindest nicht so zu verletzen. Am Anfang machte er mir immer mal wieder klar, was er von mir wollte. Meinen Körper, den Sex, eine intime Beziehung, aber irgendwann... War es so viel mehr als das geworden. Er ließ mich so nahe... An sich heran und trotzdem habe ich jetzt das Gefühl... Ihn garnicht wirklich zu kennen" erklärte ich, senkte meinen Blick dabei ein wenig, jedoch ließ Yoongi das ganze nicht wirklich zu. Er legte zwei seiner Finger unter mein Kinn und hielt dabei, noch in der gleichen Hand seinen Pinsel, um weiter mit seinem Meisterwerk zu machen. Da er gerade mein Gesicht in seiner Hand hielt, beziehungsweise mit seinen Fingern in seine Richtung drehte, bekam ich auch leider keine Chance mehr, mich teilweise im Spiegel anzusehen.

Und zu schwärmen, über sein Talent.

"Ich will dich zwar... Lieber bei mir, als bei ihm, aber ich weiß, dass er kein schlechter Kerl ist, Jungkook. Nur war er auch noch niemals richtig verliebt, geschweige denn ließ zu, dass er jemanden richtig liebte. Du aber hast es tatsächlich geschafft... Ihn in der Hinsicht zu brechen und seine Augen zu öffnen. Auch wenn es am Ende doch... So enden musste." sagte Yoongi sanft und klang dabei unglaublich ehrlich. Er schien Taehyung doch besser zu kennen, als ich dachte. Anscheinend kannten ihn viele besser, als ich.

Aber er sprach auch kaum und sehr ungern über sich, oder seine Familie. Ich wusste, was das anging, rein garnichts über ihn. Nicht mehr, als die Presse auch wusste. Und das war... Kaum etwas. Alles wovon ich wusste war seine untreu Frau, die auch etwas in ihm ausgelöst hatte. Eine weitere Angst, erneut so etwas erleben zu müssen, die mehr als nur nachvollziehbar war.

"Ich... Vermisse ihn. Ich will ihn nicht vermissen, ich hasse das, was er gesagt und getan hat, aber ich... Will ihn trotzdem so sehr." wimmerte ich fast schon, doch dachte erst garnicht daran, auch nur eine Träne zu vergießen und Yoongis Arbeit zu zerstören. Vorher wollte ich erst sehen, wie hübsch ich, dank ihm aussah. Danach konnte ich mich gerne, solange es mir gefiel in dem großen Spiegel ansehen, bemitleiden und heulen, sodass all das Make-up auf meinem Gesicht einfach verschwinden würde.

Eine Verschwendung, eigentlich. Aber ich schaffte es sowieso kaum, meine Tränen zurück zu halten. So bescheiden ging es mir. Und ich wusste ehrlich nicht mehr weiter. Nichts half mir. Selbst Yoongi schaffte es nur eine Weile, mich ein wenig abzulenken und dass ich mich etwas besser fühlte, da ich jemanden hatte, mit dem ich darüber reden konnte. Aber auf Dauer reichte es nicht. Es fühlte sich schrecklich an. So hilflos gegen seine eigenen Gefühle zu sein. Ich konnte sie nicht steuern, egal wie sehr ich es mir wünschte. Um Tae zu vergessen. Und den Schmerz nicht mehr spüren zu müssen.

"Oh ich weiß, Pretty. Es wird dauern, bis du über diese Phase hinweg bist. Auch wenn es sich gerade so anfühlt, als würdest du es niemals" erwiderte er bloß, doch gab mir dann keine Zeit mehr, weiter darüber nachzudenken. Er nahm einen Spiegel, rollte auf seinem Drehstuhl ein wenig zurück und hielt ihn mir direkt vors Gesicht, damit ich mich ansehen konnte. Was ich natürlich auch sofort tat. Mit großen Augen bestaunte ich sein Kunstwerk und die Art, wie er mich so unglaublich gut aussehen ließ. Nicht zu feminin, sondern genau richtig. So, dass ich mich auch wohl und hübsch fühlen konnte.

Denn das tat ich. In diesem Moment, als ich mich ansah und es auf mich wirken ließ, ging es mir einen Wimpernschlag lang gut. Und ich genoss diese Minuten. Diese Minuten, die sich wie Sekunden anfühlten, weil sie so schnell vorbei waren. Aber es war angenehm.

Angenehm, Tae einmal nicht zu vermissen.

~

He's already starting to get over Tae O.o or is heeee

Forbidden Lust // 𝑇𝑎𝑒𝑘𝑜𝑜𝑘 ✓ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt