Kapitel 22.

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Jungkook

Aufmerksam musterte ich mich selbst in dem großen Spiegel vor mir, drehte mich ein wenig, um anzusehen, wie das Kleid an mir aussah und wie perfekt es sich an meinen Körper schmiegte. Zwar musste Taehyung hier und dort mit ein paar Stecknadeln und Klammern nacharbeiten, damit das Kleid auch genau so saß, wie es sollte und meinem Körper schmeichelte, doch alles in einem passte es eigentlich schon ziemlich gut. Und durch die kleinen Hilfeklammern fühlte es sich auf meiner Haut an wie eine zweite Haut. Nichts zwickte, nichts war zu eng, kein Stoff fühlte sich irritierend auf meiner Haut an, ganz im Gegenteil.

Ich sah so reich, so wertvoll, so perfekt aus und ich liebte es, wie ich mich in Taehyungs Kleidern fühlte. In diesen teuren Einzelstücken, die jeder einmal in seinem Leben tragen wollte. Ich hatte zwar keine Ahnung wie viel genau ein einzelnes kostete, aber vorstellen konnte ich es mir dennoch. Fast schon unbezahlbar für jemanden wie mich. Na ja noch... Denn mit dem Gehalt, welches ich jetzt bekam, könnte ich mir nur nach drei Monaten ungefähr ein kleines Apartment, nur für mich alleine, inmitten von New York leisten. Ohne jegliche Hilfe meiner Eltern. Und ich konnte kaum auf den Tag warten, an dem ich aus diesem Haus ausziehen könnte.

Ich hasste es nicht, dennoch wusste ich, dass meine Eltern mich niemals akzeptieren würden. Dafür kannte ich sie zu gut.

"Du solltest dich fertig machen. In 20 Minuten beginnt die letzte Runde für heute, danach beenden wir das Shooting. Du bist sicherlich... Müde" hörte ich es aber auf einmal von einer sehr bekannten, dunklen Stimme, welche mich sofort aus meinen Gedanken zog. Und sie gehörte zu niemand anderem, als Taehyung, welcher kurzzeitig die Umkleide betrat und mich von Kopf bis Fuß musterte. Sein dreckiges Grinsen entging mir dabei natürlich nicht. Aber es warf mir auch eine Frage auf, die ich eigentlich schon länger hatte. Denn unerfahren war Taehyung sicherlich nicht. Dafür... Berührte er mich zu gekonnt, seine Hände auf mir wussten, was sie da taten.

Und diese unglaublichen Hände, besonders diese majestätischen, langen und dünnen Finger konnten noch viel mehr. Dinge... Die ich wohl bald herausfinden würde. Auch wenn es mir immer noch ein Rätsel war, wie das ganze zwischen zwei Männern funktionieren sollte.

"Hatten sie... Schon einmal... Haben Sie schon mit einem Mann geschlafen?" meinte ich also einfach, frei heraus und drehte mich leicht zu dem Mann um, der eigentlich gerade dabei gewesen war, die ziemlich geräumige Umkleide zu verlassen. Immerhin brauchte ich oft genug die Hilfe eines anderen Stylisten oder Taehyung selbst, um überhaupt in das Kleid hereinzukommen oder es zu schließen und dafür brauchte es wiederum eine große Umkleide.

In der Taehyung dann auch tatsächlich blieb und seinen Weg nach draußen nicht fortsetzte. Er schloss noch schnell den Vorhang, damit niemand auf die Idee kam, zu uns herüber zu sehen und sie glauben zu lassen, noch etwas an der Passform des Kleides zu ändern. Doch er tat etwas ganz anderes. Denn er drehte sich zu mir und ging ein wenig auf mich zu, um direkt vor mir Halt zu machen, damit er mir tief in die Augen sehen konnte.

"Oh ja, das habe ich. Es ist... Viel besser, als du es dir vorstellen kannst. Und wenn du mich lässt, werde ich dir zeigen, wie gut. Natürlich... Haben wir dafür so viel Zeit, wie du brauchst" schmunzelte er, doch er hatte ja keine Ahnung. Womöglich glaubte er weiterhin, dass ich unglaublich schüchtern, zurückhaltend und unschuldig war, doch eigentlich sah das ganze ein wenig anders aus. Da ich es mir bis jetzt nicht gestehen wollte, hatte ich stattdessen versucht es zu verdrängen, was am Ende rein gar nichts gebracht hatte. Und jetzt... Wo ich ihn einfach machen und mich fallen ließ, fiel auch das Verlangen danach, mich zurückzuhalten.

Ich wollte mehr. Gott, ich wollte unbedingt wissen, wie es sich anfühlte, mit einem Mann zu schlafen. Mit ihm zu schlafen und seine Hände überall, auf meinem nackten Körper zu spüren. Diese erfahrenen Hände, welche mich jetzt schon in den Wahnsinn trieben, wenn er mich bloß an meiner schmalen Taille packte und an seinen Körper heranzog. Tief in mir wusste ich, dass ich ihn nicht ewig warten lassen würde, denn ich war nicht die Art Jungfrau, die Angst davor hatte, im Gegenteil. Es war aufregend daran zu denken, ihn mich auf diese Art berühren zu lassen. Eine ganze Nacht lang, von mir aus.

Er konnte tun... Und lassen, was er wollte. Mit mir... Und meinem Körper. Um ehrlich zu sein hatte ich, beziehungsweise mein Körper nur so darauf gewartet, jemanden wie ihn kennenzulernen, der mir gar keine andere Wahl gab, als mich diesem versteckten, sexuellen Verlangen in mir hinzugeben. Denn bis jetzt hatte ich es immer gut versteckt und zurückgehalten, um es bloß nicht zu nahe an mich heranzulassen, aus Angst, mich am Ende auch noch in einen Mann zu verlieben. Mein Leben bestand schon aus genug Gründen, wieso meine Eltern mich jeden Tag anmeckerten. Ich wollte nicht noch der Gesellschaft Gründe geben, mich zu verurteilen und am Ende noch zu verletzen.

Es war immerhin üblich, dass vor allem Schwule, sogar auf offener Straße verprügelt wurden, bis sie kaum mehr alleine aufstehen konnten. Und wenn man ihnen half, dann wurde man selbst noch als schwul betitelt.

Jedoch verschwand dieser Gedanke schnell, als mir Taehyungs aufmerksamer, aber auch leicht abwartender Blick auf mir auffiel, aber ich bemerkte auch das verführerische darin. Mir war nicht entgangen, wie der Ältere meinen Körper musterte, dabei war ich vollkommen bekleidet. In seinen Gedanken war ich es sicherlich nicht mehr. Gott alleine der Gedanke daran... Ließ meinen ganzen Körper warm werden. Die Frage... Wie das zwischen uns gehen sollte, lag mir aber immer noch auf der Zunge. Wir waren zwei Männer und noch konnte ich mir schlecht vorstellen, was genau... Passierte, wenn ich mich vollkommen fallen und ihn machen lassen würde.

Ich konnte ja nicht einmal ganze Sexträume haben, da mir das Wissen dazu fehlte. Die Neugierde... Es herauszufinden, wuchs deswegen stetig. Ich wollte von ihm träumen, beziehungsweise tat ich das schon. Ich wollte meine Träume zu Ende führen können und zum besten Punkt des Ganzen kommen. Hoffentlich... Der beste Punkt. Frauen beschwerten sich oft, wie schmerzhaft es teilweise für sie wurde.

"Du scheinst eine Frage zu haben. Zumindest sagt mir das dein Blick, Petal." hörte ich es dann auch schon von Taehyung, nachdem wir beide eine ganze Weile rein gar nichts gesagt hatten. Wir standen einfach da und musterten den anderen, während meine Gedanken sonst wo hinwanderten.

Aber er hatte recht. Ich hatte eine Frage, jedoch wusste ich nicht, ob die Antwort darauf so angenehm werden würde.

"Wie soll... Das gehen ich... -" "Du meinst, wie Sex zwischen Männern funktioniert, Jungkook?" beendete der Ältere meinen Satz dann und klang dabei fast schon sanft, kaum dominant und angsteinflößend, was ein komisches, aber angenehmes Gefühl in mir auslöste. Seine Stimme klang so weich, seine Worte so vorsichtig und mit einem Hauch von etwas Liebevollem, sein amüsiertes Grinsen entging mir dabei aber auch nicht.

"Ja... Sir" murmelte ich nur und schaffte es nicht, Taehyung weiter anzusehen. Mein Blick senkte sich und ich musterte den Unterkörper des Älteren. Ich hatte natürlich schon oft Menschen meines Geschlechts nackt gesehen. In gemeinsamen Duschen, oder alleine, da ich nun mal einen männlichen großen Bruder besaß. Meinen eigenen kannte ich ja ziemlich gut, aber den des anderen... Hatte ich noch nie ohne all diese teuren Klamotten gesehen. Womöglich befand sich darunter ein genauso göttlicher Körper, wie man ihn sich vorstellte. Teilweise konnte man einen Blick auf seine leicht bemuskelte Brust werfen, wenn er sein Hemd etwas weiter aufgeknöpft trug.

Doch zog mich der Ältere ziemlich schnell wieder aus meinen Gedanken, als er auf mich zukam, eine Hand nehmen, meinem Kopf, gegen den Spiegel presste und seinen Unterleib gegen meinen bewegte. Es war eine geschmeidige Bewegung, die dennoch eine Menge Reibung erzeugte und er förmlich sein bekleidetes Glied gegen meins rieb. Ich spürte nur leider, aufgrund des Stoffes des Kleides nicht so viel, wie ich gerne würde. Aber genug... Um zu merken, wie mein Körper sich wieder aufheizte und ich meine Lippen überrascht einen Spalt öffnete, um seinen Atem auf meinen Lippen noch etwas intensiver zu spüren.

Was auch immer dieser Mann vorhatte, ich würde diese Umkleide wohl nicht verlassen, bevor er es mir demonstriert hatte. Denn genau das konnte ich aus seinem Blick erkennen. Dieses lüsterne Funkeln und seine gierige Berührung an meiner Taille, wie er mich an seinem Unterleib behielt und nicht zuließ, dass ich mich von ihm entfernte. Zum ersten Mal wusste ich genau, was der Mann vor mir gerade dachte.

Und verdammt, ließ es alles in mir verrückt spielen. Es war so viel auf einmal, fast schon ein Feuerwerk, welches von meinem Bauch überall in meinen Körper schoss und dort dann ein unglaubliches Kribbeln auslöste. Alles kribbelte in mir. Ja auch... Ein Ort, an dem sonst nur ich mich selbst berührte.

"Dreh dich um und ich zeige es dir"

~

Happy Halloween!

Und da gestern kein Update kam, heute ein etwas längeres


Forbidden Lust // 𝑇𝑎𝑒𝑘𝑜𝑜𝑘 ✓ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt