Kapitel 93.

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Jungkook

Unzufrieden saß ich am Tisch, mit meinen Eltern die noch über ihre kurze Reise redeten. Die alten Freunde, die sie wieder gesehen hatten und die Söhne von ihnen, welche schon längst in einer Beziehung, verheiratet oder sogar Kinder hatten. Das einzige Thema meiner Mutter, wie es schien. Ich wartete nur so auf den Moment, wo sie von meinem Bruder und mir reden würde. Nur konnte ich das heute ehrlich nicht aushalten.

Ich war müde, erschöpft und meine Augen brannten von den ganzen Tränen, die ich heute verloren hatte. Alles in allem sah ich sicherlich aus wie eine wandelnde Leiche, ein Zombie, nicht ganz lebendig, aber auch nicht tot. Und um ehrlich zu sein fühlte ich mich auch so. So sehr... Tat das Ende dieser Beziehung weh. Beziehungsweise die Art, auf die sie zu Ende gegangen war.

"Und, Jungkook? Jetzt wo du auf der Uni bist, muss es sicherlich auch ein paar nette Mädchen kennen, mh? Du bist schon 21, die meisten in deinem Alter längst verheiratet. Lee Min hat sogar schon ein Kind mit seiner wunderhübschen Frau, und ein-" "Ich bin schwul, mom!" unterbrach Ich sie, etwas lauter, als ich erwartet hatte, da ich mir das ganze nicht anhören konnte. Mir ging es beschissen, alles was ich tun wollte, war alleine zu sein, weswegen mich ihre Worte nurnoch wütender machten. So wütend, sodass ich schon während ihren Worten anfing, meine Hände zu Fäusten zu ballen und meinen Kiefer ein wenig anzuspannen.

Ich liebte einen Mann. Mir war ihr Gerede von Kindern, einer Frau und Heiraten egal, weil ich Taehyung liebte, einen Mann, den ich zwar nicht so lieben sollte, wie ich es tat, aber ich tat es. Und ich wusste, dass ich niemals eine Frau lieben würde, noch wollte. Aber all das war ihr egal. Selbst wenn ich versuchte ihr, auf andere Art zu sagen, dass ich sowieso nicht sofort heiraten und Kinder bekommen wollte, nur weil es alle anderen um mich herum taten und auch nie auf der Suche nach einer Freundin war, ignorierte sie meine Versuche, dieses Thema endlich verstummen zu lassen und sie ihr Bedrängen für sich behalten könnte.

Aber nein. Dieses Thema kam immer wieder und wieder und heute hatte ich genug davon. Sodass ich etwas von meinem Stuhl aufsprang, meine Faust auf den Tisch knallen ließ und meine erschrockenen Eltern ansah, die damit wohl kaum gerechnet hatten. Namjoon auf der anderen Seite musterte mich nur besorgt, da er genau wusste, warum.

"Ich werde keine Frau heiraten und ich werde auch keine Kinder bekommen, niemals. Das ist das, was ihr von mir wollt, ein Leben, welches ihr euch für mich ausmalt, aber all das will ich nicht. Und ich weiß, dass mich das zu einer Enttäuschung macht, zu jemandem, den ihr als Sündiger bezeichnet, nur weil ich einen Mann liebe" wimmerte ich am Ende fast schon ein wenig, senkte meinen Blick und setzte mich wieder. Aber nicht, um hier zu bleiben. Mit meinen Eltern zu essen war eine Qual. Und heute sogar noch mehr, als sonst.

"Bei all den Dingen... Die man auf der Welt fürchten kann... Fürchtet ihr euch vor der Liebe" seufzte ich und setzte mich wieder auf meinen Stuhl, lehnte mich direkt gegen die Lehne und rutschte etwas weiter herunter. Und natürlich spürte ich die großen Augen und die entsetzten Blicke meiner Eltern auf mir. Obwohl man es sich eigentlich hätte denken können und selbst mein Bruder schon eine Vorahnung bekam, sich deswegen auch etwas mehr traute, zu fragen, bis er davon wusste, denn so wirklich geheim gehalten hatte ich es am Ende nicht mehr. Seitdem ich durch Taehyung anfing, zufriedener und selbstbewusster mit meiner Sexualität umzugehen und sie niemals wieder verstecken wollte und würde, war es eigentlich offensichtlich.

Damals, als ich mich verstellt hatte, um in das Bild meiner Eltern zu passen, kaum. Aber so viel Interesse schienen sie garnicht an mir zu besitzen.

"Jungkook! Du liebst einen Mann? Wie lange schon?" fragte meine Mutter, die ein wenig entsetzter aussah, als mein Vater. Er saß nur, etwas überrascht und stumm neben ihr, jedoch sah er mich nicht so an, als würde er mich verabscheuen. Dabei hatte ich damit gerechnet, dass es anders herum sein würde. Beziehungsweise, dass sie beide gleich wenig davon begeistert waren und mein Vater mich als schwach und ekelhaft ansehen würde. Aber dieses Gefühl gab mir keiner der beiden. Aber enttäuscht schien meine Mutter zu sein, nachdem sie mit vielen Kinder rechnete und auch sicher schon darüber nachdachte, wie die Nachbarn und unsere Freunde darauf reagierten.

Dass sie auf keine Hochzeit meinerseits gehen könnten, wo es eine Frau gab. Heiraten war mir als schwuler Mann sowieso nicht möglich. Deswegen gab es allgemein keine Hochzeit meinerseits, weder von meinem Bruder. Und Kinder schon einmal garnicht.

"Spielt das eine Rolle? War es nicht irgendwie offensichtlich, so oft wie ich dem Thema Frauen und Kindern aus dem Weg gegangen bin?" seufzte ich, denn ich hatte ehrlich geglaubt, sie wären ein bisschen weniger überrascht. Nachdem ich es die letzten Wochen und Monate kaum versteckt hatte, meine Liebe zu einem Mann und mein Selbstbewusstsein, welches damit gewachsen war. Ich fühlte mich gut, in meiner Sexualität und wollte diese nicht weiter verstecken. Niemals wieder.

"Ich will keines von beiden und mir ist egal, dass euch das so sehr widerspricht. Wenn es euch hilft, in spätestens zwei Wochen finde ich eine passende Wohnung und ziehe aus. Damit ihr... Diese Enttäuschung nicht dauerhaft ansehen müsst" war das letzte was ich sagte, ehe ich aufstand und den Tisch verließ. Ich konnte das ganze ehrlich kaum mit ansehen, zudem ging es mir dafür auch nicht gut genug. Also stand ich auf, machte mich auf den Weg nach oben und wartete nur so darauf, endlich alleine zu sein und in meinem Bett vergammeln zu können. Viel mehr... Wollte ich gerade garnicht. Einfach nur alleine sein.

Und in meiner Sehnsucht zu Taehyung versinken.

Nur war ich dann doch nicht ganz so lange alleine. Gerade auf dem Weg die Treppe hoch, spürte ich eine vorsichtige Hand an meinem Handgelenk, die mich zu der Person umdrehte, sodass ich tatsächlich meinen Vater erkennen konnte.

"Jungkook, warte. Ich... Gib uns ein wenig Zeit. Du bist unser Kind und... Wir müssen wohl damit leben und es akzeptieren, deswegen bist du noch lange keine Enttäuschung. Aber gib uns ein wenig... Zeit, das kam doch ein wenig abrupt und unerwartet. Vorallem deine Mutter wird etwas länger brauchen, um es zu akzeptieren, aber irgendwann wird sie das. Und wenn du jemanden liebst... Dann ist das unglaublich schön, egal ob einen Mann oder eine Frau" kam es tatsächlich aus meinem Vater. Etwas, dass ich so sicherlich nie erwartet hätte, weder konnte. Er schien mich wirklich zu verstehen und zu meinen, was er sagte.

Jedoch konnte ich auch nicht anders, als meinen Blick nach seinen letzten Worten ein wenig zu senken. Denn ich liebte Taehyung zwar, meine Beziehung zu ihm war aber vorbei. Es war sowieso nie eine richtige gewesen. Und das würde sie auch niemals sein. Ein Fakt, den ich hasste, der mich innerlich zerbrach und meine Sehnsucht nach Tae nurnoch weiter steigen ließ.

"Es war schön. Aber jetzt... Ist es vorbei" war also alles was ich sagte, hielt meinen Blick dabei etwas gesenkt, um meinem Dad nicht auch noch mein heulendes, elendes ich anzutun. Namjoon musste schon damit leben, das reichte mir definitiv.

Doch mein Vater schmunzelte nur sanft, streichelte liebevoll mein Handgelenk und schien fast etwas aufmunternd. Noch mehr... Was etwas unerwartet kam.

"Oh Jungkook... Er wird nicht der letzte gewesen sein"

~

I am backkk, aber müder than ever istg, die drei Tage waren exhausting af

Forbidden Lust // 𝑇𝑎𝑒𝑘𝑜𝑜𝑘 ✓ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt