Kapitel 91.

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Jungkook

Vollkommen durchnässt betrat ich das Haus meiner Eltern und lehnte mich seufzend gegen die Tür, nachdem ich diese geschlossen hatte. Selbst auf dem langen Weg hier her waren mir immer wieder Tränen meine Wange herunter gerollt. Im Bus, den Fußweg hier her, auch jetzt, als ich alleine hier stand und Zeit bekam, all das Revue passieren ließ, was die letzten Stunden, die letzten Wochen und Monate passiert war, konnte ich nichts anderes tun, als zu weinen.

Die Berührungen des älteren fühlte ich immernoch auf meiner Haut. Wie als hätten sie sich dort eingebrannt um mich noch mehr verletzen zu können. Damit ich bloß nicht vergaß, wie sehr ich ihn liebte. Und dass ich seins war. Weil er meinen Körper und meine Seele, vorallem aber mein Herz für sich beansprucht hatte. Ich wusste, dass ich niemals wieder jemanden so lieben könnte, wie ihn. Niemals. Und trotzdem, egal was er gesagt hatte, musste ich gehen. Egal wie schwer es gewesen war, diesen Mann zu verlassen, hatte ich keine andere Wahl. Weil er mich nur weiter... Verletzen würde.

Mein Herz hielt nicht noch mehr aus, als das.

"Hey, geht es... Dir gut, Jungkook? Ich wollte dich über Frankreich ausfragen aber... -" "Ich hatte eine Sexuelle Beziehung mit Taehyung." unterbrach ich meinen Bruder aber, bevor er seinen Satz überhaupt beenden konnte. Und verstand durchaus, wieso er mich ziemlich geschockt und verwirrt ansah, während ich gegen die Tür gelehnt stand und schon spürte, wie mich die nächste Welle der Trauer überrollte. Schon die letzten paar Stunden gingen mir immer wieder all die Momente, all die Erinnerungen durch den Kopf, die ich mit Taehyung geteilt hatte. Jeden noch so intimen Moment, jede noch so kleine Berührung, egal was es war, alles blieb in meinem Kopf wie eine ständige Erinnerung an das, was ich niemals wieder haben könnte und würde.

"Und jetzt... Ist sie vorbei" schluchzte ich und fiel dann schon, vollkommen fertig und erschöpft auf den Boden. Ich rutschte die Tür entlang, gegen die ich zuvor noch gelehnt stand, schlug mir meine Hände vor's Gesicht, um in dieses Heulen zu können, statt meine sowieso nassen Klamotten noch weiter zu durchnässen aber auch, damit mein Bruder sich nicht ansehen musste, was für ein Häufchen Elend ich war. Weil ich jemanden liebte, der nicht greifbar war. Der etwas ähnliches für mich empfand, doch niemals dazu stehen würde. Da seine Angst größer war als seine angebliche Liebe zu mir.

Jedoch saß ich ziemlich kurz alleine da, denn mein Bruder ging sofort auf mich zu, kniete sich besorgt vor mich und fing an, sanft meine Beine zu streicheln. Er war vorsichtig, immerhin wusste er noch garnicht, was überhaupt passiert war, doch er konnte sich wohl denken, dass es mehr als Sex wurde. Mit der Zeit wurde aus Taehyungs und meiner sexuellen Beziehung etwas ganz anderes. Es war nicht mehr bloß eine heiße Fantasie, etwas aufregendes, eine spannende Beziehung, mit viel intensiven Momenten, Berührungen und einer Menge Sex, oh nein, es war so viel mehr als das.

Auch unser Sex war irgendwann mehr gewesen.

"Es war mehr... Als Sex, oder?" hauchte mein Bruder sanft und liebevoll, weswegen ich nur nicken konnte. Ich versteckte meinen Kopf noch ein wenig, indem ich meine Beine eng an meinen Körper heran zog und mich gegen diese lehnte, sodass auch Namjoon mir nicht beim Heulen zusehen konnte, aber mein bemitleidenswertes Ich sah er dennoch. Gott ich hasste das hier. Mir war bewusst gewesen, dass Tae mich niemals so lieben würde wie ich ihn. Er niemals sein Leben änderte nur weil ich glaubte, ihm etwas zu bedeuten.

"Ich denke, das war es. Und ich war auch noch so dumm, mich nicht nur in ihn zu verlieben, sondern auch noch einmal mit ihm zu schlafen" schluchzte ich weiter und schlug meinen Kopf, wenn auch vorsichtig und nicht sonderlich hart, aus voller Verzweiflung und Hass auf meine eigene Dummheit gegen meine angewinkelten Beine vor mir, die Namjoon noch sanft auf und ab strich. In der Hoffnung, mich zumindest ein wenig beruhigen zu können.

Forbidden Lust // 𝑇𝑎𝑒𝑘𝑜𝑜𝑘 ✓ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt