Kapitel 9.

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Jungkook

Ja, ich war tatsächlich nervös. Dabei hatte ich schon einen ganzen Mittag mit diesem Mann verbracht, der das ganze Set mit dunklen, strengen Augen musterte. Er sah um einiges unzufriedener und strenger aus als sonst, was mich einschüchterte. Die Dominanz, die er normalerweise ausstrahlte, war um einiges intensiver als sonst und ich deswegen nicht der einzige hier, der sich kaum traute zu atmen. Das Model jedoch, welches auf einem kleinen, runden Podest stand, vor einem weißen Hintergrund schien ziemlich stolz und selbstsicher, jedoch gefiel mir etwas an ihr nicht. Ich konnte nicht genau sagen was es war, aber etwas an ihr passte nicht.

Vorallem passte das Kleid, welches sie trug nicht zu ihr. Es war so ein sanftes, wundervolles Kleid aus teuren, geschmeidigen Stoffen und sie das Gegenteil davon. Sie schien so hart, so verkrampft, ihre Gesichtszüge nicht annähernd so sanft wie das Kleid, welches und der Stoff von diesem. Das Gesamtbild stimmte nicht und ich war wohl nicht alleine mit dieser Auffassung. Womöglich war das der Grund für Taehyungs schlechte Laune, oder vielleicht war es nur seine Art, Leuten zu zeigen, dass er hasste, was sie taten. Dieses Kleid passte nicht zu dem Model und selbst ich konnte das sehen. Jemand, der nur bedingt Ahnung von Mode hatte.

Jedoch sagte der Mann, etwas weiter von mir weg nichts dazu, musterte das Mädchen bloß, welches etwas zu selbstsicher aussah, sodass man es sicherlich schon selbstverliebt sagen konnte. Und auch das, was sie ausstrahlte passte nicht zu diesem wundervollen, sanften Kleid... Welches ich die ganze Zeit schon anstarrte. Jeder andere hier musste glauben, dass ich das Mädchen darin ansah und mich gerade wegs in sie verliebte, dabei war es das Kleid, in welches ich mich gerade verliebte.

Ich wollte keine Frau sein, ganz im Gegenteil, ich war sehr zufrieden in meinem Körper und sehr zufrieden als Mann, doch nur ein Mal... In diesem Kleid einen Tag zu verbringen oder es einfach nur anziehen zu können, zu spüren, wie sich der weiche Stoff um meinen Körper schmiegte und der Rock sich mit mir bewegte, als wäre ich in einem Film.

"Fang... Fang einfach an" hörte ich es von Taehyung mit einer ziemlich dunklen und strengen Stimme, weswegen ich sicher nicht auf mich warten ließ. Ziemlich schnell aber gründlich stellte ich die Kamera richtig ein, direkt auf das Model in einem passenden Winkel, der das Kleid und das Mädchen darin am besten zur Schau stellen sollte. Es sollte einladend sein, perfekt passen und diejenige oder derjenige, der es sich ansah dazu bringen, es sich sofort kaufen zu müssen. Auch wenn mir das Model nicht gefiel, musste dem Mann hinter mir das Endprodukt gefallen, nicht mir. Nur schien ich zu sehen, dass er nicht zufrieden war. Eher das Gegenteil davon und seine Geduld wurde langsam aber sicher immer weniger.

Und je mehr Bilder ich machte, desto dicker wurde die Luft. Bis man kaum mehr in diesem Raum atmen konnte. Solch eine Wirkung besaß dieser Mann auf alle hier, nicht nur auf mich. Aber auf mich schien sie noch stärker zu sein, da ich eine Sekunde lang glaubte, vor Respekt und der Dominanz, die er ausstrahlte, mit wackeligen Knien auf den Boden, ihm direkt vor die Füße zu fallen.

"Cut! Sofort Cut" hörte ich es dann auch schon ziemlich laut, direkt hinter mir und schreckte einen kurzen Moment lang auch tatsächlich zusammen. Ich hatte nicht die Zeit dazu bekommen, mich wirklich in meiner Arbeit und gleichzeitig Hobby zu verlieren, was auch an dem Mann lag, der gerade sicherlich zu mir sah und mich vor allen Anwesenden bloß stellte. Weil ich meine Arbeit nicht so erledigte, wie ich es sollte. Weswegen ich mich kaum traute, nach hinten, zum Ursprung der Stimme zu sehen. Bis ich gar keine andere Wahl mehr bekam aber mich nicht, wie erwartend der dunkle und wütende Blick des Modedesigners traf, sondern das Model, welches gerade aus allen Wolken flog.

Sie schien so verloren in ihrem Selbstbewusstsein, sodass sie vergaß, auf ihren Kunden zu achten. Derjenige, den sie zufrieden stellen sollte. Der Mann, für den sie arbeitete und der bekannt dafür war, Höchstleistung und Perfektion zu erwarten. Wenn man glaubte, gut genug zu sein war er gerade einmal zufrieden, aber nicht annähernd überzeugt. Ihn wirklich von einem zu überzeugen und seine Talente zu zeigen in dem Ausmaß, in denen sie vorhanden, oder in diesem Fall, bei dem Mädchen nicht vorhanden waren. Dieses blickte auf einmal nicht mehr sonderlich selbstsicher durch den Raum, auch ihre Körperhaltung veränderte sich.

Die dünnen Finger, welche zu einer noch dünneren Hand dazu gehörten, zitterten, was man genaustens erkennen konnte. Selbst ich, der mehrere Meter von ihr weg stand, um gute Bilder machen zu können, von einem Model, welches mir nicht die besten Voraussetzungen dazu gab. Jedoch würde sich das wohl ziemlich schnell ändern. Denn der Schwarzaarhige ging mit schnellen, großen Schritten auf das Mädchen zu und fasste sich angestrengt, mit seinem Mittel und Zeigefinger auf die, vor Verzweiflung gerunzelte Stirn, musterte sie keine Sekunde lang.

Alleine das mit anzusehen löste etwas komisches in mir aus. Er sah, selbst wenn er streng und wütend wurde, gut aus, wie immer. Keinen einzigen Makel konnte man erkennen, bloß ein paar Stressfalten, die sich gerade auf seiner Stirn ausbreiteten, während er versuchte Worte für das even Geschehene zu finden. Taehyung suchte sicherlich nicht nach den richtigen Worten, um dem Mädchen nett zu sagen, dieses Studio zu verlassen. Oh nein. Jemand wir Taehyung war ehrlich, brutal ehrlich egal wie sehr die Wahrheit weh tat oder einen verletzen konnte. Dieser Mann nahm kein Blatt vor den Mund, niemals. Er schien bloß seine Wut ein wenig regulieren zu versuchen.

Und ich, ich stand einfach nur da und musterte den gut aussehenden Mann, der eine Schönheit besaß, die man gesehen haben musste, um zu glauben, dass sie auch tatsächlich real war und man sie sich nicht ausfachte oder Märchen erzählte von irgendwelchen perfekten Menschen, die es so niemals geben konnte. Dieser Mann besaß viele Dinge, die einen anziehen konnten und auch taten. Aber sein gutes Aussehen und diese Dominanz, die er einfach ausstrahlte, selbst ohne es groß zu versuchen, spielte definitiv eine große Rolle. Und manchen Menschen schien es auch zu gefallen, sich in seiner Nähe etwas kleiner und machtloser zu fühlen. In der Nähe eines solchen, erfolgreichen Mannes, der haben konnte, was auch immer er begehrte.

"Du da. Runter von dem Podest. Du bist gefeuert. Für diese... Leistung bezahle ich dir rein garnichts. Zieh dich um und verschwinde. Sehe ich dich in zehn Minuten noch in diesem Gebäude, verlange ich noch Geld von deiner Agentur, für diesen Müll, den sie mir hier verkaufen wollten" brummte der Mann auch schon, was nicht nur mich schwer schlucken ließ. Alle sahen sie dabei zu, wie das Mädchen mit ihren dünnen Fingern das magere Gesicht versteckte, um ihre Tränen vorallem dem Mann vor ihr nicht zu zeigen, welche langsam ihre roten Wangen herunter flossen. Jedoch war sie dann auch schneller aus dem, fast leeren Raum verschwunden, als gedacht.

Viele waren nicht mehr hier. Ein paar der Männer und Frauen, die für Haare und Make-up zuständig waren, sowie diejenigen, die sicher stellten, die Kleider so zurecht zu zupfen, sodass sie auf den Bildern noch besser aussehen würden. Manche von ihnen grinsten breit und schadenfroh, andere schienen eher geschockt von dem, was sie gerade miterleben durften. Viele hier wohl auch zum ersten Mal. So wie ich...

Und da ich so verloren war in meinen viel zu lauten Gedanken bekam ich etwas zu spät mit, dass sich Kim Taehyung zu mir umgedreht, auf mich zugegangen war und einfach nur da stand, um mich anzusehen. Er schien nachdenklich, was ich an den zwei Fingern erkannte, die er an seinem Mund ruhen ließ. Der eine leicht an seinem Kinn, mit dem anderen tippte er auf seine Oberlippe und ich stand förmlich angewurzelt da, aus Angst, etwas falsches zu tun, oder zu sagen. Also sagte ich einfach garnichts. Nunja, eine Weile zumindest. Denn als er seine Hand, mit der er zuvor noch seine Lippen berührte, an meine Taille, als würde er diese abmessen.

Was... Hatte dieser Mann vor?

"Was... Tun Sie da, Sir?" fragte ich also, unglaublich vorsichtig, da ich nicht gleich am ersten Tag meinen Job verlieren wollte. Noch bevor ich meinen Eltern überhaupt davon erzählen könnte und die Chance bekam, diesen Job zu genießen. Für einen Mann, der mich viel zu nachdenklich musterte und mich ein wenig einschüchterte. Da ich nicht deuten konnte, woran er gerade dachte und was durch diesen perfekten Kopf ging.

"Ich sehe Dich an. Ich glaube... Du würdest mir in den Kleidern um einiges besser gefallen. Deine Taille ist schmal, dein Körper zierlich und nicht zu muskulös. Du wärst... Perfekt für meine Kleider"

~

Istg, mein erster richtiger Tag an der Uni und die bombardieren einen schon mit wichtigen Themen und Input

But anygays, hier wirds jetzt richtig interessant hehe

Forbidden Lust // 𝑇𝑎𝑒𝑘𝑜𝑜𝑘 ✓ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt