Kapitel 100.

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Jungkook

"Na, da bin ich. Ich hoffe... Du musstest nicht zu lange auf mich warten" doch ich schmunzelte nur und sah Yoongi dabei zu, wie er es sich an der Bar bequem machte, lässig dagegen lehnte und sich einen Drink bestellte. Ich hatte meine Zeit hier definitiv sehr genossen, obwohl er auf sich warten ließ. Mir seinen Auftritt anzusehen war die beste Art von Zeitvertreib, wenn ich ehrlich war. Der Ältere war einfach unglaublich talentiert und ihm zuzusehen beeindruckte mich.

Auch wenn ich mich teilweise dann fast schon schuldig fühlte, wenn ich mal wieder nur an eine Person dachte. Doch gerade, als Yoongi auf mich zu gekommen war, konnte ich ihn, zumindest für eine Weile ablenken und erkannte schon ein leicht dreckiges schmunzeln auf seinen Lippen, als er etwas seines Alkohols herunter kippte und ein wenig zu mir herunter beugte.

"Du siehst... Unglaublich hübsch aus, Jungkook. Das tust du immer aber heute... Du bist einfach so perfekt" schwärmte der Mann vor mir und kniete sich leicht vor mich, als würde er mir gleich einen Antrag machen. Zu seinen Worten passte es förmlich, doch natürlich hatte Yoongi nicht vor, mir einen Antrag zu machen. Ganz im Gegenteil. Und doch war er gerade dabei, mich ein wenig zu verführen, griff nach meiner Hand, um sie sanft in seine zu nehmen und beugte sich, direkt zu seinen Lippen vor.

Ich wusste, was in seinen Gedanken vor ging. Es war offensichtlich, was er wollte. Und eigentlich sollte jetzt alles in mir Kribbeln, da ein Mann wie Yoongi, jemand, der tatsächlich mehr als meinen Körper begehrte, dabei war, mich zu küssen. Jedoch spürte ich kaum etwas. Ich sah dem Älteren einfach nur dabei zu, wie er sich immer weiter und doch so langsam zu mir vor beugte, während er vor mir kniete und meine Hand sanft in seiner hielt. Es wunderte mich kaum, dass dabei viele Blicke auf uns lagen.

Aber ich hatte noch keine Ahnung, dass uns eine Person am genausten beobachtete. Jemand, der mir nur all zu bekannt war.

"Stoppe mich, wenn ich etwas tue, dass du nicht willst, Jungkook." doch ich konnte nichts mehr antworten, da landeten seine sanften, kleinen Lippen direkt auf meinen. Aber es war in keinster Weise unangenehm, ganz im Gegenteil. Es war ein sanfter, vorsichtiger und gefühlvoller Kuss, den ich leider kaum erwidern konnte. Alles woran ich dachte, waren Taehyungs Lippen. Wie er mich, anstelle von Yoongi küsste und dabei in seinen Armen hielt.

Also lehnte ich meinen Körper ein kleines bisschen zurück, sah den Mann vor mir genaustens an und schluckte schwer. Jedoch schien Yoongi in keinster Weise wütend. Er wusste, wieso ich das hier nicht konnte und zwang mich zu rein garnichts.

Nur bekam ich kaum Zeit, viel darüber nachzudenken. Während Yoongi seine Lippen auf meine gelegt hatte um mich zu küssen, hatte uns eine Person dabei die ganze Zeit zugesehen. Niemand geringeres als Taehyung, der in dem kleinen Eingang zu dem Club stand und es sich fast schon ertappend anfühlte, als sich unsere Blicke trafen.

Ich fühlte mich, als hätte ich Taehyung hintergangen, sobald ich diesen dunklen, leicht wütenden Blick in seinen Augen erkannte. Dabei war das Unsinn. Der einzige, der sich schuldig und ertappt fühlen sollte, war der Modedesigner welcher mich gerade ansah, als wäre ich immernoch seins. Aber das war ich nicht. Nicht mehr, seitdem er mich verlassen hatte. Und doch kribbelte alles in meinem Körper, ertappt, erwischt, sodass ich sofort von dem Stuhl hüpfte und Yoongi vor mir musterte, welcher bloß seufzen konnte.

"E-es tut mir leid, Yoongi. Aber ich kann... Ich kann nicht" murmelte ich und begab mich dann auf den Weg, dem anderen Mann, welcher uns gerade zugesehen hatte, zu folgen. Es war dumm und das schlechteste, was ich hätte tun können. Ich musste mich sicher nicht dafür schämen, jemanden zu küssen, der etwas für mich empfand. Was auch immer es war, Yoongi meinte es zu jedem Zeitpunkt ernst, war ehrlich und aufrichtig und machte mir keine falschen Hoffnungen. Es war eher anders herum.

Zwar sah ich ihn niemals nur als einen Zeitvertreib, um über Taehyung hinweg zu kommen, ich hatte gehofft, irgendwann etwas für Yoongi empfinden zu können, damit ich wusste, auch wieder lieben zu können. Jemand, der nicht Taehyung war. Aber dennoch war es nicht ganz ehrlich von mir. Ich wusste tief in mir, niemals bereit für eine Beziehung zu sein. Vorallem nicht in diesem Moment, obwohl Yoongi es wusste, hätte ich es klarer machen sollen.

Anstatt rannte ich einem anderen Mann hinterher, der mich verletzt und verlassen hatte, was mir schon genug sagen sollte. Aber mein Verstand setzte in diesem Moment aus. Ich fühlte mich ehrlich schlecht, dabei hatte ich den Kuss ja kaum erwidert, da ich an genau ihn dachte. An die Person, die den Kuss mit angesehen hatte. Kim Taehyung, der bekannte Modedesigner, welcher sich seinen Weg in mein Herz geschlichen hatte, nur um es sich zu stehlen. Mich für sich fallen zu lassen, so sehr, sodass ich naives dummerchen sogar hinter ihm her rannte.

Als wäre ich derjenige, der einen Fehler gemacht hatte. Dabei gab es nur einen von uns beiden, der eine Menge Fehler begangen hatte. Und das war nicht ich. Das war der Mann, dem ich gerade hinterher lief. So lange, bis wir auch schon draußen angekommen waren, wo es eigentlich noch etwas zu kühl war, um ganz ohne Jacke heraus zu rennen. Aber die Kälte spürte ich gerade nicht. Zumindest nicht äußerlich. Innerlich aber... Breitete sich eine unglaubliche Kälte in mir aus, als Taehyung sich, mit seinem wütenden und eifersüchtigen Ausdruck zu mir umdrehte, um mich zu Mustern.

Er besaß kein Recht dazu, eifersüchtig zu sein und mich deswegen schlecht fühlen zu lassen. Das hatte er definitiv schon genug getan. Und doch ließ ich es zu. Ich war ihm hinterher gegangen. Was ein Fehler war, den ich so gerade aber nicht als einen erkannte. So sehr... Vermisste ich Taehyung. So sehr hatte ich das Bedürfnis, klar zu stellen, dass dieser Kuss Bedeutungslos war und nicht von mir erwidert wurde. Da ich nicht konnte. Weil ich ihn liebte.

Obwohl es so weh tat, ihn zu lieben. Sah er es nicht? Sah er nicht, wie sehr er mir weh tat, weil ich ihn so sehr liebte? Oder wollte er es einfach nie sehen, da es so einfacher für ihn war? Er seinem egoistischen Ich freien Lauf ließ und mich verurteilte? Nach all dem, was zwischen uns passiert war?

Oder war Taehyung... So geblendet von seinen Gefühlen, der Einsamkeit und seiner Sehnsucht nach mir, die ich mit ihm teilte, dass er vergaß, was er mir angetan hatte? Dass er mich verlassen hatte und kein Recht besaß, eifersüchtig zu sein.

Und doch... Löste seine Eifersucht etwas in mir aus. Obwohl ich hasste, es zuzulassen. Es gefiel mir, ihn eifersüchtig zu sehen.

Weil es ihm so sehr missfiel... Mich mit anderen zu sehen.

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Kapitel 100 und still nothing but pain in Sicht

Forbidden Lust // 𝑇𝑎𝑒𝑘𝑜𝑜𝑘 ✓ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt