Kapitel 35.

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Jungkook

Ich hasste das hier. Familienfeiern waren schlimm. Verdammt schlimm. Jeden Monat gab es mindestens eine. Betonung auf mindestens. Entweder sie fanden bei uns statt, oder jemand anderem aber wenn dann im großen Rahmen mit Familie, die wiederrum noch mehr Familie mitbrachte. Und nicht nur deswegen hasste ich es. Meine Eltern suchten schon seit einer Weile nach irgendeinem Mädchen, mit dem sie mich verkuppeln konnten. Seitdem ich nicht mehr mit diesem Mädchen aus meiner alten Schule zusammen war und mich auch für keines interessierte, hatten sie Angst, ich würde nie eine Frau finden, heiraten und Kinder bekommen.

Das, was sie als Ziel des Lebens ansahen. Dabei wollte ich etwas ganz anderes.

"Was stehst du denn so rum, Jungkook? Mische dich unter die Leute, rede ein wenig, lerne ein paar Mädchen kennen, aber steh doch nicht so in der Ecke herum" beschwerte sich meine Mutter natürlich, da ich schon genau damit gerechnet hatte. So wie ich diese Feiern hasste, hasste sie es, wenn ich einfach nur so da stand und nichts tat. Ich beobachtete die Leute, die hier waren, von denen ich die meisten sowieso nicht kannte. Wieso also sollte ich mit ihnen reden, geschweige denn eine von den Mädchen hier ansprechen, bloß weil es meiner Mutter gefiel. Ihr Wunsch war etwas, dass ich nicht weniger verabscheuen konnte.

Vorallem jetzt, wo ich mir eingestanden hatte, nicht auf Frauen, sondern Männer zu stehen. Ob es mir gefiel... Oder nicht.

"Ich will aber keine neuen Mädchen kennen lernen, Mom. Alles was ich will ist meine Ruhe" seufzte ich, doch die würde ich erst einmal definitiv nicht bekommen. Vielleicht würde mein Bruder mich später aus dem ganzen hier retten, tat er oft, aber zumindest eine kleine Weile musste man sich sehen lassen, ehe man verschwinden konnte, ohne bemerkt zu werden. Und auch niemandem auffiel, dass man weg war.

Gerade würde ich definitiv alles lieber tun, als hier rum zu stehen und Menschen zu beobachten. Aber bevor ich das tat, was meine Mutter gesagt hatte und eines dieser Mädchen hier ansprach, wollte ich definitiv lieber sterben. Alles was besser als mich mit diesen langweiligen Menschen zu unterhalten, obwohl mir deutlich auffiel, wie manche von ihnen mich ansahen. Vorallem eine musterte mich schon eine Weile, mit einem gespielt unschuldigen Blick, nur um schnell wieder weg zu sehen, sobald ich sie gelangweilt und genervt musterte, in der Hoffnung sie würde mitbekommen, wie wenig Lust ich auf das ganze hatte.

Am Ende verstand sie es noch vollkommen falsch und es endete in einem Desaster, was ich einfach mal nicht hoffte.

"So wirst du niemals eine Frau finden und diese Familie glücklich machen, Jungkook" seufzte meine Mutter, doch ehrlich gesagt konnte mir das nicht egaler sein. Ich musste diese Familie nicht glücklich machen, wieso auch? Nur weil sie glaubten, mir ein Leben aufzuzwingen musste ich dieses nicht leben. Und ich entschied mich dagegen.

Mehr als das sogar... Wüssten sie von all den Dingen die ich tat, wäre ich sicherlich schon längst auf der Straße gelandet. Aber all das war mir ziemlich egal geworden. Egal... Seitdem Taehyung in meinem Leben war.

Apropos Taehyung. Es waren gerade einmal ein paar Stunden, bis ich zu ihm gehen und wohl eine ganze Nacht mit ihm verbringen würde. Ob es am Ende tatsächlich... Darin endete, dass ich mit ihm schlafen durfte, wusste ich nicht. Es war nicht abwegig, immerhin bestand daraus unsere Beziehung, aus geheimen, intimen Berührungen und lüsternen Momenten, in denen wir uns gegeneinander förmlich auffraßen und unserem Verlangen hingaben. Mehr war das zwischen dem älteren und mir nicht, obwohl wir auch viel Zeit miteinander verbrachten, ohne uns zu berühren. Etwas... Dass mich genau so verwirrte wie weiterhin der Fakt, wieso er gerade mich so... Anziehend fand.

Ein Mann wie er, der jeder haben konnte. Aber seine Gefühle und sein Sexuelle Verlangen konnte er nicht steuern. Genau so wenig wie seine Gier nach mir, was er mir gestern bewiesen hatte. Aber verdammt... War es gut gewesen. Und so heiß zu sehen, wie verrückt der Ältere eigentlich nach mir war.

"Ich muss euch auch nicht glücklich machen, Mom" war alles sagte, ehe ich mich einfach seufzend dazu entschied, zu gehen. Ich hatte keine Lust auf das ganze und es spielte auch keine Rolle mehr, wie geschockt mich meine Mutter ansah, da ich eigentlich sonst immer den braven Jungen spielte und tat, was sie mir sagte. Ich besaß mein eigenes Leben, es gehörte nur mir. Und mir war es egal... Was sie von den Dingen halten würde, die ich tat.

Die Beziehung... Die ich mit Kim Taehyung führte, von dem sie glaubte, dass er nur mein Boss sei, für den ich Bilder von seinen Models machte. Unwissend, dass ich sein Model war und in all diesen teuren Kleidern steckte, nur um am Ende mit dem Mann nach Hause zu gehen, auf Veranstaltungen, oder in einer Umkleide herum zu machen. Dieser Mann... Besaß meinen Körper jetzt schon. Und vielleicht würde er es heute Abend offiziell machen und ich ihm etwas geben, was ich schon längst verlieren wollte.

Meine Jungfräulichkeit. Weil ich ihn wollte. Gott und wie sehr ich den Älteren wollte. Also was auch immer heute passieren würde, ich konnte kaum beschreiben, wie aufgeregt ich war, den Modedesigner wieder zu sehen und ganz alleine mit ihm zu sein. Einen ganzen Abend... Und die ganze Nacht lang.

"Wo willst du denn hin? Schon genug... Von der Party?" fragte mich mein Bruder, doch klang nicht sonderlich überrascht, im Gegenteil. Er war ja selbst in der Küche, um sich von all den Menschen draußen zu verstecken und am Ende auch einer Verkuppelung zu entkommen. Eigentlich... Fragte ich mich schon eine Weile, ob es meinem Bruder ähnlich ging, wie mir. Wir redeten nie über Frauen und er hielt sich von jeder Fern, die ihm auch nur etwas Aufmerksamkeit schenkte oder Interesse zeigte. Vielleicht... Verheimlichen wir beide etwas, was wir garnicht müssten, da es dem anderen im Endeffekt genau so ging.

"Ich hasse diese Feiern. Alles was ich will, ist in meinem Bett zu liegen und nichts zu tun, oder zu lesen, Hauptsache ich muss meine Zeit nicht mit all diesen Leuten verschwenden" seufzte ich, doch mein Bruder konnte meine Lage noch am allerbesten nachvollziehen. Er hasste diese Familienfeiern ja genau so sehr wie ich und wollte nichts lieber, als hier weg. Nur konnten wir nur in unser Zimmer und leider weniger aus dem Haus verschwinden. Etwas unhöflich, obwohl es auf das gleiche hinaus lief.

"Lass uns in mein Zimmer abhauen. Ich halte das hier nämlich genau so wenig aus, wie du"

~

Feel u Jungkook, feel u

Forbidden Lust // 𝑇𝑎𝑒𝑘𝑜𝑜𝑘 ✓ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt