- 54 - Ein Überfluss an Gefühlen

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Yamada Aya

Wir liefen durch die Straßen der Stadt und Kuroo sagte mir einfach nicht, wo wir hingingen.

"Wirst du mir wieder die Augen verbinden?" Ich hoffte inständig, dass das nicht der Fall war. Seine Berührungen und seine Stimme waren zu einnehmend und elektrisierend.
"Willst du das?" Ein verführerisches Lächeln schlich sich auf seine Lippen und abwehrend schüttelte ich den Kopf.
"Nene. Vorhin hat meine Nerven schon genug strapaziert." Ich wurde immer leiser, errötete und schaute verlegen zur Seite.
"Hab ich überhaupt nicht gemerkt, Kätzchen~" Gurrend legte er seinen Arm um meine Schulter. Kuroo schickte mit seiner rauen Tonlage einen Schauer über meinen Rücken.

Nachdem wir um eine Ecke gebogen sind, zeigte Kuroo in eine Richtung. Ich folgte seinem Zeigefinger und quiekte vor Freude auf.
Meinen Schritt beschleunigend schüttelte ich Kuroos Arm ab und lief auf unseren Libero zu, der mich bereits auch entdeckt hatte. Yaku winkte mir zu, während ich ihm immer näher kam. Letztendlich fiel ich mit Schwung um seinen Hals.
"Nicht so stürmisch, Aya!" Yaku lachte, drückte mich aber feste an sich.
"Ich freue mich nur so, euch wiederzusehen", nuschelte ich gegen seine Schulter.
"Es ist doch nur eine Woche gewesen." Sein Lachen war wie Balsam für meine Seele.
"Eine Woche zu viel." Bevor ich Yaku los ließ, drückte ich ihn nochmals doll, und sah dann in ein strahlendes Gesicht.
"Wenn das so ist, dann möchten wir aber auch eine Umarmung." Yamamoto stand mit einem breiten Lächeln hinter Yaku und zeigte auf sich und Fukunaga. Ohne ein weiteres Wort nahm ich erst Yamamoto in die Arme, der knallrot wurde, und dann Fukunaga, der mich widererwarten fester drückte.
"Schön, dass es dir wieder besser geht, Aya", murmelte der sonst so wortkarge Zweitklässler.
"Jetzt geht's mir noch wesentlich besser." Schmunzelnd berührte ich kurz seine Wange und wandte mich dem nächsten Neuankömmling zu.

Ausnahmslos jeden begrüßte ich mit einer Umarmung und für Inuoka nahm ich mir besonders viel Zeit. "Mach dir keinen Kopf, Sō." Augenblicklich schlang er seine Arme noch fester um meinen Körper und vergrub sein Gesicht in meiner Halsbeuge.
Er nuschelte irgendetwas, was vermutlich eine Entschuldigung sein sollte. Ich verstand ihn fast gar nicht.
"Mir gehts gut", flüsterte ich ihm dann zu und strich durch sein Haar. "Du-"
"Ich hätte dich nicht allein lassen dürfen." Inuoka klang genauso niedergeschlagen wie Kuroo am Freitag. Der Kapitän hatte erwähnt, dass der junge Mittelblocker sich Vorwürfe deswegen machte, aber dass es ihn so sehr belastete, hatte ich nicht erwartet.
"Du hast überhaupt nichts falsch gemacht." Vorsichtig schob ich ihn ein Stück von mir weg, um ihn ansehen zu können. Dabei musste er mir in die Augen schauen. "Keiner von euch muss sich im Geringsten schuldig fühlen oder sich entschuldigen." Aufmunternd hauchte ich einen flüchtigen Kuss auf seine Stirn. "Du erst recht nicht. Verstanden?" Knallrot nickte Inuoka und ich ließ ihn los. Gut.

*

"Ich habe heute Morgen keine Umarmung bekommen", bemerkte Kuroo dann im Restaurant, nachdem wir unser Essen bekommen hatten. Ungläubig sah ich ihn an. Das war nicht sein Ernst, oder?
"Ausgerechnet du beschwerst dich? Wer hat sich denn am Freitag die Umarmung einfach genommen?", raunte ich in sein Ohr. "Oder hat mich in meinem eigenen Bett festgesetzt?" Meine Lippen streiften kurz sein Ohrläppchen. Ihm fielen beinahe die Stäbchen aus der Hand.
"Aya-", fing Kuroo an.
"Und was ist mit vorhin?" Nun prallte mein heißer Atem gegen seine Haut. "Hat dir das nicht gereicht?" Seine Stäbchen glitten aus seinen Fingern und kamen klirrend auf der Tischplatte zu liegen.

"Alles gut, Tetsurō?", fragte Shibayama den Kapitän, der blinzelnd versuchte wieder zur Besinnung zu kommen. Anscheinend hatte es ihm die Sprache verschlagen. Da ist es mit seiner Schlagfertigkeit vorbei gewesen. Seine leicht geröteten Wangen verrieten ihn, schließlich konnte das alles nicht spurlos an ihm vorbeigegangen sein, auch wenn er es sich nicht wirklich hat anmerken lassen.
Ich widmete mich wieder meinem Essen.
"Was hast du denn mit dem Kapitän gemacht?" Lev kicherte, fing sich aber direkt einen düsteren Blick von Kuroo ein, sowie einen Schlag in den Nacken von Fukunaga.

Kuroo x OC - Das Versprechen - Haikyu!! [laufend]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt