- 33 - Abendessen

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Kuroo Tetsurō


In der Küche duftete es nun wesentlich intensiver und herrlicher nach dem würzigen Gericht als vor einer halben Stunde.

Alexander stellte das letzte Glas auf den großen Esstisch, wo eine ganze Fußballmannschaft hätte Platz nehmen können. Gedeckt war aber nur für vier Personen und nicht für sechs, wie ich angenommen hatte.
"Essen dein Vater und deine Schwester nicht mit?", kam es verwundert über meine Lippen.
"Mein Mann ist auf Geschäftsreise", antwortete die Mutter an Ayas Stelle und blickte über ihre Schulter zu uns.

Plötzlich landete der Kochlöffel scheppernd im Topf, wo Ayas Mutter gerade etwas umgerührt hatte.
"Ist alles okay mit dir, Mausi?" Mit besorgter Miene durchquerte die junge Mutter die Küche, nur um eine Hand auf die Stirn ihrer Tochter zu legen und ihr Gesicht abzutasten. "Du siehst fiebrig aus. Fühlst du dich nicht wohl?"
Ich verstand nicht so recht, was los war.
Aya verneinte die Frage mit einem knappen Kopfschütteln.

Stirnrunzelnd musterte Frau Yamada ihre Tochter, schaute dann zu mir, nur um kurz darauf wieder ihre Augen auf das Mädchen vor sich zu richten, und um mich dann abermals mit einem prüfenden Blick anzuschauen.
Die Wärme in der Küche wurde augenblicklich unerträglicher und meine Mundhöhle fühlte sich wie die Sahara in der tiefsten Hitze des Jahres an.
Mit ihren stechend grünen Augen versuchte Ayas Mutter mich zu durchschauen.
Ihr Argwohn wich einem Lächeln, aber das kratzige Gefühl in meinem Hals verging nicht, weshalb ich mich räusperte.

"Setzt euch doch schonmal", bat Frau Yamada und widmete sich wieder dem Herd. "Was möchtest du trinken, Kuroo?"
"Wir haben Eistee, Limo, Wasser, Tee, Cola, Saft", zählte der kleine Junge enthusiastisch auf, während er sich selbst Saft ins Glas füllte.
"Wasser klingt gut." Ich nahm gegenüber der Managerin Platz, die mit gesenktem Kopf wieder aufstand und zum großen Kühlschrank ging, um mit einer Flasche Wasser zum Tisch zurückzukehren. Für einen flüchtigen Moment überdeckte Lavendel den würzigen Geruch, als sie sich an mir vorbei lehnte und mein Glas füllte.
"Danke, Kätz-", begann ich, nachdem Aya die Flasche abgestellt hatte, wurde aber von ihren guten Reflexen und ihrer Hard zum Schweigen gebracht.
"Nicht hier, Kuroo", flüsterte sie mir zu und nahm augenblicklich ihre Hand wieder weg.
"Du kannst deinem Gast doch nicht den Mund verbieten." Stirnrunzelnd blickte Ayas Mutter zu uns herüber.
Aya ging um den Tisch herum und der Lavendelduft verschwand. "Tue ich doch gar nicht", erwiderte sie wie ein Unschuldslamm, zwinkerte mir lächelnd über den Tisch hinweg zu und setzte sich wieder.

Dieses Mädchen...

Dieses freche Funkeln in ihren Iriden hypnotisierte mich beinahe, wenn ihre Mutter nicht meine Aufmerksamkeit auf sich gelenkt hätte. "Was wolltest du sagen, Kuroo?" Sie befüllte bereits die Teller auf dem Tisch.
Ich wog ab.
Wenn ich sagte, dass ich ihre Tochter 'Kätzchen' nennen wollte, machte Aya mich nach dem Essen einen Kopf kürzer. Wenn nicht, war Aya eindeutig sanftmütiger und lächelte auch mehr. Also meinte ich, dass ich mich bedankt hätte, was mir zwar einen zweifelnden Blick von der Erwachsenen einbrachte, während sie sich setzte, aber sie ging nicht weiter darauf ein.

"Lasst es euch schmecken, Kinder."
Wir bedankten uns und begannen zu essen.
Bedauerlicherweise musste ich zugeben, dass das Essen wirklich köstlich war, obwohl ich nie gedacht hatte, dass jemand die Kochkünste meiner Oma hätte toppen können. Irgendwann musste Oma auch das Curry probieren, genau wie Opa.

"Und wo ist nun Yukiko?", fragte ich nebenbei, als es kurz still war.
"Sie ist wieder mit Freunden aus", antwortete Ayas Mutter. "Seid ihr in einer Klasse?"
"Ja." Es war überaus nervig. In noch so jeder kleinen Pause kam sie zu mir an den Tisch und wollte reden.
Die ersten zwei Wochen, wo sie Managerin gewesen war, konnte ich sie nicht abwimmeln. Da zog die Ausrede, dass ich mit Yaku übers Training reden wollte, nicht. Mittlerweile verschwand sie immer von selbst, wenn Yaku sich zu mir gesellte.
Ab da fragte Frau Yamada mehr über ihre Tochter. Nicht über das Mädchen, was mit am Tisch saß; mit dem ich befreundet war. Die nächsten zwanzig Minuten ging es nur um Yukiko und ich merkte, wie Ayas Laune immer weiter sank.

Kuroo x OC - Das Versprechen - Haikyu!! [laufend]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt