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Yamada Aya

"Was hast du zuletzt gesagt? Hab ich mich verhört?" Unsicherheit schwang in seinen Worten mit.
Was war mit ihm los? Das war untypisch für Kuroo, weshalb ich mich gern aus seinem Griff befreit hätte, doch er hielt mich fest.
"Was hast du vorhin gesagt?", fragte Kuroo nochmals.
"Ich hab dich gebeten, aufzuhören, und hab deinen Namen-"

"Sag ihn bitte. Meinen Namen", forderte er mich auf. Seine Wangen nahmen einen leicht rötlichen Ton an.

Ich kam seiner Bitte nach und wollte den Grund erfahren, aber zu letzteres kam ich gar nicht, denn Kuroo beugte sich vor und küsste mich. Aus heiterem Himmel. Kurz, aber seine Begierde kam eindeutig durch. Es fachte meine an und damit unsere Lippen so lange wie möglich verbunden blieben, reckte ich meinen Hals. Dieses Prickeln sollte nicht enden. Ich zappelte ein wenig, weil ich mich aufrichten wollte, doch Kuroo war wie versteinert. Sein Verhalten verwirrte mich.

Plötzlich wurde die Luft aus meinen Lungen gepresst, als Kuroo sich wortlos auf mich fallen ließ. Sein ganzes Gewicht lastete auf mir.
"Was wird das, Kuroo?", fragte ich atemlos.
"Ich ruh mich aus, falls ich dich nochmal bestrafen muss."
Ich verstand sein Nuscheln gerade mal so, da die Bettdecke einen Teil verschluckte.
"Dann ruh dich bitte so aus, dass ich atmen kann." Quengelnd versuchte ich ihn von mir herunterzuschieben, doch das brachte nichts.

In der nächsten Sekunde wechselte Kuroo mit einer fließenden Drehung unsere Positionen. Nun lag ich auf ihm. Die Wange an seiner Brust. Seine Hände auf meinem Rücken, welche runter und wieder rauf glitten und dann in meinem Nacken stoppten, um diesen zu massieren.
"Entspann dich, Aya."
Ich kam seiner liebevollen Anweisung nach und seufzte. Seine Liebkosungen waren Genugtuung und Balsam für die Seele. Sie wiegten mich fast in den Schlaf und sein rhythmischer Herzschlag trug ebenfalls dazu bei, hätte Kuroo mit der Massage nicht gestoppt.

Schmollend legte ich mein Kinn auf seine Brust, um ihn ansehen zu können. Kuroo hatte die Augen geschlossen und lächelte leicht. Er schien in seiner eigenen Gedankenwelt zu sein.
Ob er wohl gerade an den Kuss von vorhin dachte?
Warum hatte er mich überhaupt wieder geküsst?
Seine Worte von Montag schwirrten mir durch meinen Kopf.

"Ich will dich küssen, weil ich dich mag, Aya. Wenn ich dir ein Lächeln entlocken möchte. Um dich zu necken. Um dir zu zeigen, wie SEHR ich dich mag. Ich will dich küssen, wann ich möchte, und nicht, weil du oder ich es brauchen. Küss mich nur, wenn du wirklich dazu bereit bist. Wenn du mich wirklich magst. Wenn du jedem zeigen willst, dass du zu mir gehören möchtest"

Auch gestern hatte er mich geküsst, als wäre es eine Selbstverständlichkeit gewesen. Als würde er dies mehrmals täglich tun. Ich hatte nichts dagegen, doch es passte nicht zu seiner Aussage. Wieso hatte er mich also geküsst?

Ich kniete mich nun über ihn. Beine links und rechts von seinem Körper. Hände neben seinen Schultern abgestützt.
Kuroo schlug seine Lider auf. Neugier flammte in seinem Blick auf, was ich vorhatte.

"Warum hast du mich vorhin geküsst?"

Schlagartig errötete er und schaute weg. Eine Seltenheit, aber ich ließ ihn nicht so einfach davonkommen, weswegen ich zwei Finger an sein Kinn legte und dieses in meine Richtung drückte. Ich zwang ihn, mich anzusehen, und wiederholte die Frage.

Erst erwiderte Kuroo nicht, doch rückte endlich mit der Sprache raus, nachdem ich eine Braue gehoben hatte. "Ich wollte dich küssen, seitdem du diese Sachen über mich aufgezählt hast. Deine Berührungen. Und dann hast du mich beim Vornamen genannt..." Er biss sich auf die Unterlippe und nuschelte den letzten Satz "Ich mag es, wenn du meinen Namen sagst. Sehr sogar. Das ist alles."

Ein herzhaftes Lächeln eroberte mein Gesicht. "Dann spreche ich dich ab sofort mit Vornamen an."

"Davon rate ich dir lieber ab, Kätzchen." Es war ein sehr ernst gemeinter Rat, was ich an seinem Ausdruck und der Stimmlage erkannte.

Ich ließ nicht locker. "Die anderen spreche ich doch größtenteils auch mit Vornamen an. Das Team nennt dich auch beim Vornamen, also würde es nicht auffallen, wenn ich das ebenfalls tue."

"Es würde sehr auffallen und sich auch rumsprechen. Ich möchte nicht, dass du-" Ich unterbrach ihn mit einem tiefen Seufzer.

Ich verstand, was er verhindern wollte.
Gerüchte. Dass ich wieder zur Zielscheibe werde.
Etwas geknickt krabbelte ich vom Bett und ging zum Schrank. Das Thema war für mich noch nicht gegessen, aber für diesen Moment beließ ich es dabei.

Im Schrank suchte ich nach den passenden Klamotten.
"Lass das doch an." Mittlerweile saß Kuroo im Schneidersitz auf dem Bett, hatte aber immer noch leicht gerötete Wangen. Er war froh, das Thema zu wechseln.

"Ich laufe so doch nur zuhause rum. Bisher haben du und Kenma mich so gesehen. Und wenn dir die Länge der Shorts schon gefällt, was ist dann mit den anderen?", warf ich in den Raum.
Kuroo grübelte tatsächlich ernsthaft darüber nach, ohne sich auch wegen meiner Behauptung zu verteidigen. "Kenma ist das relativ egal. Taketora würde starren. Lev gäbe nur dämliche Kommentare von sich. Yakkun ..."
Yakus Name war nur ein Flüstern. Zu ihm sagte er nichts, weswegen ich nachbohrte. "Was ist mit unserem Libero?"
Auch bei dieser Frage wich Kuroo wieder meinem Blick aus, doch er antwortete direkt. "Ich mag es nicht, wie er dich manchmal anschaut. Auch wie vertraut du und Sō manchmal miteinander umgehen." Beides gab er in einem Atemzug zu und beides überraschte mich.
Mit meinen rausgesuchten Sachen drehte ich mich gänzlich zu ihm um. "Ist da etwa wer eifersüchtig?"
"Nein." Die Antwort kam wesentlich schneller, als er beabsichtigt hatte.

Süß.

"Yaku macht sich nur Sorgen. Manchmal führt er sich auf wie eine Mutter." Kichernd legte ich meine Sachen auf den Schreibtischstuhl. "Und Sō ist auch nur ein Freund, mit dem ich sehr gut reden kann. Ist dir nicht aufgefallen, dass es zwischen ihm und Maya knistert?"
Kuroo entging eigentlich gar nichts, weswegen ich mir nicht vorstellen konnte, dass ihm das nicht längst ins Auge gefallen war.

"Klar, ist mir das zwischen Sō und Maya nicht entgangen. Von Anfang an ist da doch etwas gewesen."
Kuroo streckte sich in seiner kompletten Länge auf dem Bett. Er nahm beinahe fast die ganze Diagonale ein. Wie hielt er es in seinem kleinen Bett zu Hause eigentlich aus?
"Auch wenn Yakkun sich nur Sorgen macht, gefällt es mir trotzdem nicht, wie er dich ansieht."

"Du brauchst dir wirklich keine Gedanken zu machen. Er hat keine Hintergedanken." Ich wuschelte nochmal kurz durch sein Haar, nahm meine Sachen wieder und verschwand dann im Bad, um mich schonmal umzuziehen.

Als ich aus dem Bad kam, setzte Kuroo sich auf und ich ging zum Schreibtischstuhl, wo ich meine Gammelklamotten ablegte, wobei ich meinen Hals und meine Schulter versuchte zu bedecken. Allerdings versteckten meine Hände nicht alles und es war mir unangenehm, dass Kuroo die blauen Flecken und auch verkrusteten Wunden sah. Seit ich Dienstag aus seinem Bett gestiegen war, hatte er nicht mehr zu Gesicht bekommen, als ich der Öffentlichkeit zeigen wollte. Die ganze Woche über trug ich lange Blusen und Strumpfhosen. Beim Training ein Langarmshirt und Leggings. Das Einzige, was das Team dann zu sehen bekam, waren die Blutergüsse an meinem Hals. Nun sah Kuroo aber mehr als das und ich schämte mich für mein Aussehen. Ich traute mich nicht mal, ihn anzusehen.

Dieser nahm mich plötzlich in seine Arme, was mich erschreckte. Wie immer erkannte er meine Unsicherheit und zeigte mir auf diese Weise, dass es in Ordnung sei und ich mich nicht zu verstecken brauche.
"Was machen wir jetzt?", fragte Kuroo "Es dauert noch, bis die anderen eintrudeln."

Ich schlug vor, eine Folge Criminal Minds zu schauen, dem Kuroo auch zustimmte.

Statt mich loszulassen, hob Kuroo mich kurz von den Füßen und trug mich zum Bett. Als er mich wieder runterließ, kicherte ich. Wir legten uns dann hin, ohne zu kuscheln. Denn wir wussten, dass wir beide definitiv eingeschlafen wären. Oder nicht die Finger voneinander hätten lassen können.

Kuroo x OC - Das Versprechen - Haikyu!! [laufend]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt