- 26 - Verständnis

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Yamada Aya

Wir blieben vor einem Einfamilienhaus stehen. Klein, aber fein. Von außen wirkte es heimisch. Der Vorgarten war gepflegt und ordentlich. Da steckte jemand sehr viel Liebe hinein. Das erkannte ich.

"Kommst du, Kätzchen?" Kuroo schloss bereits die Haustür auf, während ich noch dummdämlich auf dem Bürgersteig stand.

Langsam ging ich zur Tür. Nun doch unsicher, ob es die richtige Entscheidung gewesen ist, mit ihm zu gehen und nicht nach Hause. Kuroo verschwand ins Hausinnere. Es war zu spät für einen Rückzieher, also folgte ich ihm.

Drinnen nahm die Wärme mich in Empfang genau wie ein grinsender Kuroo. "Ich dachte schon, du wärst nach Hause gegangen." Seine Jacke hang bereits an der Garderobe und seine Schuhe standen ordentlich im Schuhregal.

"E-Es ist- Ich-"

"Du musst dich nicht erklären.", unterbrach er mich und nahm mir die Jacke ab. Dass er seit Monaten der erste Junge war, mit dem ich mich allein wohlfühlte und bei dem ich nicht direkt in Panik geriet, erklärte sich auch nicht so leicht. "Möchtest du was trinken?" Ich folgte Kuroo in eine Küche. Sie war nur halb so groß wie unsere, aber trotzdem gemütlich. Sie lud zum Kochen ein.

Am Kühlschrank, den Kuroo öffnete, hing eine kleine Notiz. "Sind deine Eltern das Wochenende nicht da?"

"Meine Großeltern besuchen Freunde." Letzten Samstag sprach er davon, dass seine Oma Essen machen würde. Seine Eltern erwähnte er nicht mit einem Wort.

Vielleicht ist dieses Thema für ihn ein rotes Tuch?

"Ist Wasser in Ordnung?" Draußen im Garten erkannte ich einiges an Obst und Gemüse. Anscheinend ging hier jemand leidenschaftlich dem Gärtnern nach. "Aya?"

"Ähm, ja. Wasser." Meine Augen schweiften zurück zu Kuroo, der zwei Gläser mit der Flüssigkeit füllte. "Und sie vertrauen dir Schelm so sehr, dass sie dich allein lassen?"

"So schlecht erzogen bin ich nun auch wieder nicht."

Oh, nein - das war er definitiv nicht wie es sich noch in Zukunft herausstellte. "Deine Großeltern müssen es ja wissen."

Kuroos Lachen war heiser. Sein Glas stand wieder auf der Arbeitsplatte. Halb leer. Er lehnte sich gegen die Theke, während seine Iriden mich von oben bis unten scannten. Diese Musterung war zu persönlich. Reflexartig legte ich meine Arme vor Brust und Bauch. Schnell sah er weg. "Entschuldige. Es ist nur ungewohnt dich nicht in deiner Schuluniform oder in Trainingssachen zu sehen."

Nicht nur ihm ging es so. Ich hatte ihn schließlich noch nie in normalen Klamotten gesehen. Während er wegsah, musterte ich ihn verstohlen. Die gleichen Details wie über die Woche fielen mir ins Auge. Wirres Haar. Ansehnliches Profil. Breite Schultern. Da er nur ein schlichtes weißes T-Shirt trug, kamen seine durchtrainierten Arme sehr gut zur Geltung. Eine schwarze Jeans bedeckte seine Beine.

Attraktiv.

Wieder mal verschreckt von diesem Gedanken, drehte ich mich von ihm weg und sah aus dem Fenster. Mittlerweile dämmerte es und tauchte den Himmel in ein blasses Rosa.

"Sollen wir hoch in mein Zimmer gehen?"

Augenblicklich spannte sich mein ganzer Körper an. Mein Puls schoss in die Höhe.
Wann war ich das letzte Mal im Zimmer eines Jungen? Allein? Anfang August? Gut möglich, denn am Ende des Monats war es nicht mal mehr vorstellbar.
Die Arme, mit denen ich mich abstützte, begannen leicht zu zittern.

"Wir können uns aber auch ins Wohnzimmer setzen." Aus Kuroos Richtung hörte ich ein Rascheln. Er bewegte sich. Kurz darauf hörte ich seine Stimme direkt hinter mir. "Wir können reden oder einen Film schauen."
Kuroo entging wirklich gar nichts. Als Mittelblocker las er die Angreifer wirklich gut und diese Fähigkeit wandte er geschickt im Alltag an. Eine dünne Linie wurde auf meiner Schulter nachgezeichnet. "Entspann dich. Du entscheidest. Ich kann dich auch wieder nach Hause bringen, wenn du nicht hier sein willst."

Kuroo x OC - Das Versprechen - Haikyu!! [laufend]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt