- 102 - Freundschaftliche Liebe

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Yamada Aya

Breit lächelnd verließ ich unser Haus. Das gestrige Gespräch mit Tim hatte mir gutgetan. Ich fühlte mich um Tonnen leichter und konnte es kaum abwarten, meinen Kindheitsfreund wiederzusehen.

Demnach atmete ich die kühle Morgenluft erfreut tief ein. Schon in wenigen Stunden würde die Luft schwül und unerträglich warm sein. Der Sommer hier war teilweise genauso unerträglich wie in der Heimat.

Den Tag entgegenfiebernd, wie dieser ohne Kuroo sein würde, ging ich gemütlich zum Treffpunkt, um mit Kenma gemeinsam zur Schule zu gehen.

Seit ich Managerin des Clubs war, war Kuroo jeden Tag an meiner Seite gewesen. Es würde also ungewohnt sein, ihn nicht dabei zu haben. Miyu hielt strickt an ihrem Versprechen fest, Kuroo zu Hause zu behalten, worüber ich unendlich froh war, auch wenn ich ihn dadurch nicht sehen werde.

Vielleicht besuche ich ihn nach der Schule kurz, um zu sehen, wie es ihm geht ... ?

"Kuroo muss schnell wieder auf die Beine kommen. Schließlich ist er unersetzbar, und wir müssen Fukurōdani noch einmal schlagen!", waren Kenmas erste Worte, als wir uns an der Kreuzung trafen.

Er hatte eine Entschlossenheit in seiner Stimme und seiner Mimik, die mich überrascht schmunzeln ließ.

"Seit wann ist dir der Sieg so wichtig?", fragte ich den Setter verwundert.

"Mir ist das nicht wichtig", wich Kenma aus. "Es ist gut für die Moral des Teams und wird definitiv aufheitern und motivieren."

"Da hast du recht. Für das Teambuilding ist es förderlich, besonders wenn der Kapitän dann auch anwesend ist", pflichtete ich ihm bei.

"Ja." Im Augenwinkel sah ich, wie Kenma zu mir blickte. "Wie läuft denn das Lernen?"

"Ganz gut. Bisher haben wir zwar nur einen Teil besprochen, aber das ist in Ordnung. Als Kuroos Konzentration nachließ und sein Fieber stieg, habe ich alles abgebrochen."

"Ich bin zwar nicht der Beste, aber wenn ich dir helfen kann, helfe ich gern. Schließlich habe ich die Prüfungen letztes Jahr auch bestanden." Kenma lachte kurz auf, was mich schmunzeln ließ. "Wenn man im Unterricht aufgepasst hat, ist die Prüfung ein Klacks. Du packst das!" Aufmunternd stieß er mich kurz mit seinem Ellbogen an. Seine Worte lösten eine Erleichterung in mir aus, die mich aufatmen ließ. Ich bedankte mich für seine mutmachenden Worte.

"Da wäre noch eine Sache." Neugierig, was Kenma noch zu sagen hatte, schaute ich kurz zu ihm herüber. "Ich muss nach dem Training leider noch in die Stadt, also würde ich Kai oder auch Yamamoto darum bitten, dich nach Hause zu bringen."

Das war doch völliger Unsinn! Direkt widersprach ich ihm. "Die beiden wohnen in eine ganz andere Richtung. Ich kann auch-"

Patzig unterbrach Kenma mich. "Du hast da nichts zu melden! Uns liegt dein Wohl sehr am Herzen! Es ist uns scheißegal, ob wir einen Umweg gehen müssen oder nicht!"

Das aufgebrachte Schnaufen durch die Nase beendete Kenmas kleinen Ausraster, während ich perplex die Luft anhielt und beschwichtigend die Hände hob.

"Hab's verstanden. Ich werde jeden als Begleiter akzeptieren."

Augenblicklich entspannte Kenma sich wieder.

Seine Fürsorge erwärmte meine Seele, und ich bekam eine Gänsehaut. Es freute mich, dass auch Kenma seine Gefühle offen und ehrlich zeigte, wenn es ihm wichtig war.

Ich nahm Kenma in einen leichten Schwitzkasten. "Deine Besorgnis rührt mich wirklich sehr, Puddingkopf."

Schnell befreite sich der Setter aus meinem Griff, was ich ihm auch gar nicht böse nahm. Angewidert blickte er kurz zu mir herüber, bevor seine Mimik sich wieder glättete.

"Ich hab dich auch lieb." Somit ging ich einfach weiter.

Ich wusste, dass ihn das aus der Bahn warf, aber anders wusste ich diese Zuneigung nicht zu erwidern.

Wenige Meter weiter ging Kenma wieder neben mir und meinte knautschig: "Ich habe mit keinem Wort erwähnt, dass ich dich lieb habe."

"Das brauchst du auch nicht. Deine Besorgnis und wie du dich um mich kümmerst, reichen vollkommen aus", entgegnete ich selbstsicher.

"Voreilig Schlüsse zu ziehen, kann auch gefährlich sein", grummelte er drohend.

Das war mir aber egal. Kenma meinte es nicht ernst, dafür kannte ich ihn bereits gut.

"Das weiß ich durchaus, aber es ändert nichts daran, dass ich dich liebgewonnen habe wie jeden meiner Freunde an der Nekoma."

Ab da an war es still. Offenbar hatte Kenma darauf nichts zu erwidern.

Das Tor unserer Schule kam in Sicht, wo Inuoka und Lev wie jeden Morgen bereits auf uns warteten.

Kenma sprach erst wieder, als er sich verabschiedete. Während er sich zum Gehen wandte, sagte er: "Das beruht ganz auf Gegenseitigkeit." Mit geröteten Wangen lief er auf das Hauptgebäude zu.

"Was meint Kenma damit?" Fragend schaute Inuoka zu mir, aber ich lächelte nur breit und meine Augen brannten verräterisch.

"Aya?" In Inuokas Mimik mischte sich Sorge, als er meine glasigen Augen sah.

"Es ist etwas, das mich glücklich macht. Also alles gut." Freudig hakte ich meinen Arm unter den vom braunhaarigen Zottelkopf. Diese Antwort beruhigte ihn.

Als wir uns auf den Weg zum Klassenzimmer machten, fragte Lev, wo Kuroo sei. Ausführlich erklärte ich den beiden, warum unser Kapitän heute nicht zur Schule kam.

Kuroo x OC - Das Versprechen - Haikyu!! [laufend]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt