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Yamada Aya

Diese nervige, hohe Stimme kam mir bekannt vor und meine Nackenhaare stellten sich auf, weswegen ich erst gar nicht aufblickte.

In meiner Peripherie tauchten zwei Schuhspitzen auf. Anhand der vielen Fußstapfen, die nicht mehr zu hören waren, vermutete ich mehrere Personen. "Was wollt ihr?", fragte ich daraufhin und befüllte die nächste Flasche.

"Ich soll dir eine Nachricht überbringen", trällerte eine andere nervige Piepsstimme. Ich kannte ihren Namen immer noch nicht, welcher mich auch nicht im Geringsten interessierte.

"Aha." war mein einziger Kommentar dazu, drehte den Deckel wieder auf die Flasche und sah dann endlich auf. Misstrauisch beäugte ich alle vier Mädchen. Die drei hinter ihrer Anführerin musterten mich schräg von oben bis unten - Yukiko war eine von ihnen -, während die Vordere ein süffisantes, scheinheiliges Lächeln auf den Lippen hatte. "Ich wüsste nicht, dass ich eine Nachricht erwarte. Vor allem von jemanden, den du ebenfalls kennst."
"Ach, sie ist von deinem Freund, mit dem du anscheinend sehr viel Spaß hattest. Warst du deswegen nicht in der Schule?"

Was reimte sie sich denn jetzt zusammen? Welcher Freund? Yukiko wusste doch, wieso ich nicht zur Schule gekommen war.
"Erstens liegst du vollkommen daneben. Zweitens geht es dich nichts an."

"Alles, was Tetsurō betrifft, geht mich wohl etwas an. Vor allem, wenn jemand wie du ihn zum Narren hält." Ihr Lächeln verschwand und ein giftiges Blitzen leuchtete in ihren Iren. Seinen Namen aus ihrem Mund zu hören, ließ mich innerlich kochen. Soweit ich wusste, hatte sie kein Recht dazu, ihn beim Vornamen zu nennen.
"Für dich immer noch Kuroo. Er kann dich nicht leiden." Letzteres schloss ich mal daraus, dass Kuroo generell nicht gut auf seine Fangirls zu sprechen war.

"Ach, ja? Das hat letztes Jahr an seinem Geburtstag noch ganz anders ausgesehen. Ich in seinen Armen. Er, wie er jeden Zentimeter meiner Haut liebkost. Seitdem sind wir uns nahe." So nahe waren sie sich bestimmt nicht, sonst hätte Kuroo sie mal erwähnt und hätte nicht gemeint, er würde auf mich warten. Allerdings trafen mich diese Worte doch tiefer als ich es hätte zulassen dürfen. Mir war bewusst, dass Kuroo bereits etwas mit Mädchen hatte und durchaus in Beziehungen gewesen war, trotzdem realisierte ich gerade, dass er wahrscheinlich wesentlich mehr Erfahrungen hatte als ich und das machte mir Angst.

Wie wird er reagieren, wenn ...?

Ich biss die Zähne zusammen. Dieses Miststück war in meinen Kopf gelangt und verunsicherte mich, was mich wütend machte. Auf ihre Provokation ging ich daher nicht ein. "Sag mir, was du zu sagen hast, und dann verschwindet. Im Gegensatz zu euch habe ich Verpflichtungen."

Das Mädchen beugte sich zu mir vor und flüsterte in mein Ohr: "Die Nummer in der Halle hat ihm Spaß gemacht. Er freut sich schon sehr auf nächstes Mal, was laut ihm noch spaßiger werden wird." Sie ging wieder einen Schritt zurück und labte sich an meinem Anblick, wie ich die Flasche in meiner Hand fallen ließ und starr geradeaus Löcher in die Luft starrte. Ihr gehässiges Lachen schallte durch meinen Gehörgang und sie verschwanden aus meinem Blickfeld, während ein Schleier meine Sicht einnahm. Ich erstickte das Schluchzen im Keim und schluckte den aufkommenden Kloß herunter. Die Tränen konnte ich allerdings nicht mehr zurückhalten.

Ihre geflüsterten Worte gingen mir unter die Haut, genau wie die darin mitschwingende Drohung von Shiba.

Es wird nicht bei dem einen Mal bleiben ...

Unglaube mischte sich mit Angst. Fassungslos atmete ich tief ein und aus. Ich glaubte nicht, dass jemand solch einen schmierigen und gefährlichen Typen in die Hände spielte und bei seinem kranken Gehabe mitmachte.

Mit einem Male prasselten die Ereignisse wieder auf mich ein und trotz der Hitze war mir eiskalt. Die Furcht stieg mir zu Kopf und ich dachte hektisch nach, wo ich mich verstecken könnte.
Auf dem Dach? Da war sonst niemand, aber dort hätte er auch sein können.
Toilette? Das gleiche.
Ins Klassenzimmer? Dasselbe Problem.
Umkleide? Die konnte ich wenigstens abschließen, aber Kuroo hatte die Schlüssel und so aufgelöst wollte ich ihm nicht unter die Augen treten.
Zuhause? Auf dem Weg dorthin könnte er mir auflauern und selbst in meinen vier Wänden fühlte ich mich nicht mehr sicher. Ständig hatte ich im Garten das Gefühl, jemand beobachtete mich. Auch im Zimmer, wo ich mittlerweile früh die Rollläden herunter ließ.
Sie hatten mir bereits aufgelauert, sie werden es bestimmt wieder tun.

Ich war nirgendwo sicher vor ihm. Verzweifelt wischte ich die Tränenspuren fort und hob die Flasche vom Boden auf. Im selben Moment hörte ich seine Stimme. "Entschuldige, Yaku und Kai haben sich Zeit gelassen." Auch Kuroo begann die restlichen Flaschen aufzufüllen, während ich nur eine Antwort summte und Wasser in die eine Flasche in meiner Hand füllte. Wir schwiegen die darauffolgenden Minuten.

Entweder hatte Kuroo mitbekommen, dass ich mir die Augen ausheulte und ließ mir meinen Freiraum oder ihm war es nicht aufgefallen. Mir war beides recht.
Zusammen brachten wir die aufgefüllten Flaschen zurück in die Halle und stellten sie an ihren Platz. Jetzt fehlten noch die Handtücher, wofür ich zum Schrank in den Geräteraum ging.

Vom Becken zur Halle bis in den Geräteraum hatte ich die ganze Zeit meinen Blick gesenkt, da die Tränen gar nicht stoppten. Ihre Worte durchdrangen mich immer und immer wieder und im Geräteraum unterdrückte ich das Schluchzen nicht mehr.

Vollkommen am Ende und zitternd hockte ich vor dem Schrank und schluchzte leise vor mich hin. Irgendwann spürte ich Arme, die sich um mich legten und mich an eine Brust zogen. "Scht. Was ist los, Kätzchen?" Ich hatte gar nicht bemerkt, wie Kuroo den Raum betreten hatte.
Mein Körper war ausgelaugt. Ich ließ mich einfach gegen ihn fallen und er hielt mich, während ich nicht aufhörte zu weinen.
Seine tröstenden Worte durchdrangen mich und beruhigten meine aufgewühlte Seele nach einer gewissen Zeit. Irgendwann legte sich ein dunkler Schleier über meine Sinne.

Erzähler Sicht

Ihr Körper zitterte in seinen Armen. Während er flüsternd mit beruhigenden Worten auf sie einredete, wurden ihre leidvollen Schluchzer allmählich weniger und leiser bis sie irgendwann ganz verstummten. Ihr Atem war nun ruhiger und zittern tat sie auch nicht mehr. "Es tut mir so leid, Kätzchen", murmelte der Kapitän, der das gebrochene Mädchen die ganze Zeit über festgehalten hat.

Als wäre sie aus Glas, legte er sie auf die Matten und deckte ihre nackten Beine mit seiner Trainingsjacke zu. Das leise Quietschen der Tür verriet, dass jemand gerade den Raum betreten hat. "Satō-San ist gerade gegangen als Kai und ich zur Halle gekommen sind." Auch der Libero legte seine Jacke über den Oberkörper des schlafenden Mädchens. "Sie hat bestimmt etwas zu ihr gesagt, dass sie so aufgewühlt hat."

Der schwarzhaarige Junge sagte zu dieser Vermutung nichts, sondern nahm nur die Handtücher aus dem Schrank und verließ den Raum. Yaku hingegen blieb noch bei der Managerin. Er betrachtete sie.

Ihre zarte Gestalt hob sich unter den Jacken hervor. Ihre Brust senkte sich nach jedem Atemzug. Ihrem nun entspannten, aber auch blassem Gesicht konnte man das Leid, den Schmerz und die Verzweiflung, die deutlich aus ihrem Weinen herauszuhören waren, nicht mehr ansehen. Die einzige hinterlassene Spur war ihre geröteten Wangen.
Auch Yaku verließ den Raum.
Das Mädchen war nun wieder allein.

Kuroo x OC - Das Versprechen - Haikyu!! [laufend]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt