- 100 - Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft

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Yamada Aya

Draußen schien die Sonne erbarmungslos auf uns nieder. Darum zog ich auch Kuroos Jacke aus und band sie um die Hüfte, damit ich sie nicht tragen musste.

"Einmal durch den Park und wieder zurück?", schlug ich vor, dem Kuroo lächelnd zustimmte. Daraufhin hakte ich mich bei ihm ein. Seine Gesichtsfarbe nahm ein wenig ihren ursprünglichen Ton an, trotzdem verschwanden die fiebrigen Wangen nicht.

Im Park war einiges los. Ein wildes Treiben aus spielenden Kindern, Spaziergängern, Sportlern und Familien. Kein Wunder, denn das Wetter war großartig an diesem Sonntag.

Mein Blick hing am Spielplatz fest, wo Kinder rutschten, auf dem Karussell lachten, im Sandkasten spielten und so hochschaukelten, wie sie nur konnten.

Unbekümmert. Unschuldig. Sie wussten nichts von der teilweise unfairen, grausamen Welt da draußen. Ihre Eltern beschützten sie, aber ewig werden diese nicht als Schutzwall zwischen ihnen und der Welt stehen.

"Woran denkst du gerade?" Kuroo holte mich aus meinen Grübeleien.
"An nichts Besonderes", murmelte ich und sah einem kleinen Mädchen zu, wie es in die Arme ihres Vaters rutschte. Neid kam in mir auf und ich presste meinen Kiefer zusammen.

"Möchtest du irgendwann welche?"
Jetzt war ich sichtlich verwirrt. "Was meinst du, Kuroo?"
"Kinder", fasste er vorsichtig zusammen.
Darüber hatte ich nie nachgedacht. "Weiß ich nicht."

Mir war auch nicht klar, ob ich überhaupt in naher Zukunft mit jemandem hätte schlafen können. Berührungen jagten mir mittlerweile keine Angst ein und fühlten sich gut an, vor allem wenn sie ausschließlich von Kuroo kamen. Der Gedanke, SO intim zu sein, erschreckte mich allerdings sehr. Meine Unschuld wurde mir gegen meinen Willen geraubt und seitdem brachte ich mit diesem Akt nichts als Scham, Schmerz und Schmutz in Verbindung.

"Du?", fragte ich Kuroo mit gepresster Stimme.
"Komm, wir setzen uns dort auf die Bank." Aus mir unerfindlichen Gründen dirigierte Kuroo mich zur nächsten Sitzgelegenheit.

Etwas müde lehnte ich meinen Kopf an seine Schulter. "Möchtest du denn Kinder?", fragte ich leise. Ich war nervös, was er antworten wird.
"Irgendwann ... ja." Danach nahm er meine Hand und wir saßen erstmal schweigend auf der Bank.

In meinem Kopf begann ein ganz seltsamer Film abzuspielen.
Ich machte mir plötzlich Gedanken darüber, dass Kuroo mich ablehnen wird, wenn wir nicht über den Punkt hinausgehen, den wir letzte Nacht erreicht hatten; dass er mich fallen lassen wird. Denn mir war bewusst, dass Kuroo bereits wesentlich mehr Erfahrungen hatte als ich. Er wusste, wie er mich durch Berührungen und Küsse an einen Punkt treiben konnte, an dem ich beinahe meinen Verstand verlor. Darin war er geübt und ich fragte mich, wie viele Partnerinnen er bisher hatte. Was mich letztendlich zu Yukikos Freundin brachte. Satō.

"Was lief da zwischen Satō und dir?"
Kuroo spannte sich deutlich an und vergaß für einen kurzen Augenblick das Atmen.
"Wie kommst du darauf?", fragte er leise.
"Kannst du dich noch an meinen mentalen Zusammenbruch erinnern, bevor du mich nach dem Training nach Hause getragen hast?"
Kuroo schwieg, also erzählte ich, was Satō zu mir gesagt hatte. Ein wütendes Brummen entwich seiner Kehle, aber dann seufzte er.
"Ich erinnere mich nur vage an diesen Abend", begann Kuroo kleinlaut zu erzählen.

Jemand aus der Klasse hatte letztes Jahr groß seinen Geburtstag gefeiert. Es hieß, dass es keinen Alkohol geben wird, dennoch hatte jemand den Punsch damit gestreckt, ohne dass die meisten es wussten. Da es Sommer gewesen ist, hatte Kuroo großen Durst und trank dementsprechend viel. Die Hitze und der Alkohol sind bekanntlich keine guten Freunde, weshalb der restliche Abend in seiner Erinnerung sehr verschwommen war. Er wusste nur noch, dass sich etwas mit Satō angebandelt hatte und sie weitergegangen waren als wir letzte Nacht.

Kuroo x OC - Das Versprechen - Haikyu!! [laufend]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt