Der 03. Juli 1996 - Der Tag, der alles änderte...
Der letzte Schultag war vorbei, die achte Klasse ist vorüber gewesen und zugleich hieß es auch, dass ich meine Freunde für gute sechs Wochen nicht täglich gesehen hätte. Dort konnte ich am Nachmittag dann aber ins Freibad gehen, mit denen draußen bis zum Abend was unternehmen oder einfach runterkommen. Kurz: Die Sommerferien sollte eigentlich entspannt werden und mir und meinen Freunden gehören.
Dann kam ich an besagten Tag aber nach Hause. Manu hatte ich verabschiedet, da wir beinahe den gleichen Weg hatten. Er lebte einige Straßen weiter, aber ebenfalls in Bünde. Wir wollten uns am nächsten Tag treffen, das war aber nur der Plan, bevor ich die Tür zu Hause öffnete.
Chris: Bin zu Hause!"
Ich erinnere mich, dass ich gut drauf war. Das Zeugnis sah gut aus, es waren Ferien und das Wetter war perfekt fürs Freibad. Das wollte ich meinen Eltern auch sagen und ging daher in die Küche, wo ich sie vermutete. Ja, da waren sie auch. Aber neben meinem Vater und meiner Mutter, saß auch meine Freundin Sarah, die wohl gemerkt meine erste feste Freundin gewesen ist, und dazu ihre Eltern. Torsten und Michelle Fischer. Ich blieb starr in der Tür stehen, als ich diese fünf dort sitzen sah und alle starrten mich an.
Hedi: Christian, magst du dich bitte zu uns setzen?"Ich konnte nur schweigend nicken, da ich solch eine Angst hatte. Kann daran liegen, dass Sarah mit ihren Blicken immer schon jemanden hätte umbringen können. Und mit dem, den ich dort zu sehen bekam, sagte sie mir: Ich hasse dich, du bist schuld daran, du hast mein Leben zerstört. Keiner meine Geschwister war da, nur wir mit den Erwachsenen. Zuerst redeten unsere Eltern miteinander, was sie sagen sollten und vor allem wie. Ich verstand da nichts und das muss Sarah auch mitbekommen haben. Ich platzte mitten in diese Situation und Gedanken lesen konnte ich dort noch nicht.
Und dann platze es aus ihr heraus, was dazu führte, dass unsere Eltern wieder schwiegen und es brachte mich dazu, dass ich innerlich zusammenzuckte.
Sarah: Wegen dir Wichser bin ich schwanger!"
Den Streit, dass Torsten und Michelle meinten, dass sie bitte die Ruhe bewahren soll, dass sie mich vor allem aber nicht beleidigen muss, da ICH da nicht allein die Schuld tragen kann, nahm ich nicht eine Sekunde bewusst wahr. Ich habe Sarah Anfang des Halbjahres in einer AG kennengelernt. Sie ging in die A und ich in die B. Sie war ein Jahr älter als ich, wurde später eingeschult und war, was ich aus der heutigen Sicht sagen würde, recht frühreif. Ich war der zweite Junge, mit dem sie zusammen gekommen ist und nach knappen zwei Monaten hatte sie mich dazu gedrängt, dass wir miteinander Sex haben sollten. Ich war 14 und hatte nicht mal eine Ahnung von all dem! Ich war dort nicht mal richtig im Stimmbruch und klang wie eine Kröte, auf die man draufgetreten war! Sie meinte, es würde nichts passieren, sie würde das wissen. Und dann saßen wir alle dort und ich bekam das aufgetischt, was "Ich" angerichtet haben soll.Meine Ferien waren zerstört. Alles, was danach kam, war zerstört. Nein, es lag nicht an dem kleinen Mädchen, was ich im Januar des Folgejahres das erste Mal auf dem Arm halten konnte, es lag an Sarah. Ihr einziger Gedanke war: Wenn ich ihr Leben zerstört habe, dann wird sie mir das noch und nöcher zurückgeben. Mit meinen Freunden konnte ich mich niemals wieder treffen, da ich zufällig immer an den Tagen auf unsere Tochter aufpassen musste. Sie hat mir über all die Jahre immer wieder das Gefühl gegeben, ich dürfe sie niemals verlassen oder allein lassen. Nach meinem Abi, sie machte eine Ausbildung und Cassy war da gerade vier geworden, haben wir beide geheiratet. Wir zogen zusammen in eine Wohnung und danach immer wieder um. Ich musste ein Jahr Zivildienst absolvieren, hatte da keine große Wahl und danach wusste ich nicht, was ich machen will. Und sie verdiente als Krankenschwester ganz okay, aber sie war sich immer das wichtigste.
Immer wieder wollte ich sie bitten, dass sie uns das allen nicht antun muss. Wir beide waren zusammen niemals wieder glücklich geworden und ich wusste, dass wir es auch niemals wieder werden würden. Aber sie war dagegen. Ich könnte auch nie vergessen, was sie an einem Tag zu mir sagte, als ich sie bat, dass wir uns doch bitte scheiden lassen sollten und uns gemeinsam um Cassy kümmern sollten.
Sarah: Du hattest mir das damals angetan, Christian. Es soll dich immer wieder daran erinnern, dass du an all dem Schuld bist und niemals im Leben sollst du das Glück bekommen, was du mir verwehrt hast."Heute...
Und jetzt sitze ich in meinem Haus, ohne sie, und habe trotzdem alles verloren, was mir jemals irgendwas bedeutet hat. Am Ende hat sie gewonnen, auch wenn sie nicht mehr hier ist. Aber sie hat das geschafft, was sie immer wollte: Sie hat mir mein Glück genommen und mein Leben so zerstört, dass ich niemals wieder irgendwas gutes darin sehen kann. Job, Traum, Geld...das alles bedeutet mir nichts, wenn Cassy mich immer wieder daran erinnert, was ich angerichtet habe. Ich habe ihr Leben zerstört.
Die Tür des Hauses fällt ins Schloss und vom Wohnzimmer aus kann ich sie sehen. Dass sie sich ihre Schuhe auszieht und die Jacke an den Haken hängt. Sogleich läuft Stitch zu ihr hin, sodass sie ihn mit einem sanften Lächeln streichelt.
Chris: Ich habe ihn bereits was zum Fressen gegeben."
Als Cassy aufschaut, sehe ich nichts mehr von dem Lächeln, was sie vorher ihrem Kater gezeigt hat. Immerhin hast du irgendwas, was du scheinbar liebst. Aber trotzdem nickt sie kurz, bevor sie sich wieder richtig hinstellt.
Cassy: Danke. Hast du dir was zum Abendessen ausgedacht?"
Chris: Ich hatte Ideen, aber willst du was bestimmtes?"
Cassy: Wir haben noch den Fisch im Kühlschrank...könntest du daraus was machen?"
Ich nicke und lächle ganz vorsichtig. Das Lächeln, was ich von ihr zu sehen bekomme, ist nur dafür da, dass sie sich stumm bedanken kann, damit sie danach gleich wieder hoch in ihre Etage laufen kann. Stitch sitzt unten an der Treppe und läuft ihr nicht nach, sondern schaut zu mir hin. Daher lege ich meinen Kopf leicht zur Seite.
Chris: Du hasst mich nicht, oder?"
Danach miaut er, bevor er meiner Tochter nachläuft. Ich denke, ich sollte das als ein »nein« ansehen. Der Kater hasst mich nicht.Ich stand zuerst allein in der Küche, habe mich ums Abendessen gekümmert, damit wir danach schweigend beieinander sitzen und essen konnten. Nicht viel. Am Freitag muss ich wegfahren, nach Hamburg für eine Aufzeichnung und Cassy muss dort nach Bünde zum Klavierunterricht. Samstag noch ein Spiel und danach trifft sie sich mit Freunden. Ich komme erst am Sonntag wieder, aber auch nicht so wichtig...
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Nameless to You
Fanfiction»Es heißt immer, dass alles im Leben einen bestimmten Grund hat, aber manchmal würde ich diesen nur zu gerne wissen!« Ein anfangs normaler Herbsttag im November zerstört in diesem Fall eine gesamte Familie und keine erbrachte Mühe scheint das Ausmaß...