Unsere Koffer sind einsortiert, wir haben einen Platz bekommen und ich versuche alles, damit ich in Ruhe gelassen werde. Jetzt noch nicht das Problem, die meisten werden vermutlich eher zum Sommer herkommen und nicht zu Ostern.
Neben mir sitzt Christina, die bis gerade eben und während der ganzen Fahrt eines ihrer Bücher gelesen hatte. Genau konnte ich nicht sehen, worum es geht, aber jetzt gerade legt sie es weg, geht sich mit ihren Händen über ihr Gesicht und schaut danach zu mir hin.
Christina: Papa?"
Chris: Ist irgendwas? Ist dir schlecht? Bist du Seekrank?"
Zuerst bewegt sie sich nicht, dann fängt sie aber an zu lachen. Ich hingegen versuche meine verkrampfte Art abzulegen und das zu genießen, was wir seit langer Zeit geplant hatten. Der erste Urlaub seit so langer Zeit, du solltest die Zeit nutzen und nicht alles kaputt denken. Ich atme durch und schaue danach zu ihr hin.
Chris: Entschuldige. Ich will einfach nur, dass das alles gut wird."
Christina: Das wird es, mach dir keine Sorgen. Ich wollte einfach nur wissen, wie lange die Fahrt gehen wird?"
Chris: Etwa eine Stunde, dann sollten wir auch schon auf der Insel anlegen."
Christina: Ich wollte erst fragen, ob du schonmal hier gewesen bist, aber da ich fast dein ganzes Leben bei dir schon bin, kenne ich die Antwort."Nur 14 Jahre habe ich allein gelebt. Ab dann wusste ich, dass ich mich bald um einen anderen Menschen kümmern muss und dann war sie schneller da, als ich es gedacht hatte und hat alles verändert. Und trotzdem würde ich es nicht ändern wollen. Alles, was jetzt in meinem Leben passiert und was mir viel bedeutet, bekommt sie genauso mit, wie ich. Ich habe jemanden, der für mich da ist, obwohl ich dachte, mit Sarah und Papa alles verloren zu haben. Du hast sie. Du hast sie endlich wieder für dich.
Nach der Schiffsfahrt geht es mit der kleinen Bahn weiter. Alle unsere Sachen kommen irgendwie mit, hoffe ich zumindest und die letzte Strecke wird von uns zurückgelegt. Während ich dort sitze uns aus den Fenster auf die Umgebung schaue, ist meine Tochter neben mir auf ihren Platz eingeschlafen. Heute morgen musste sie auch schon sehr früh wach sein. Im Ort angekommen, ging es für uns wieder weiter. Für die 10 Tage habe ich ein kleines Bungalow gebucht. Zu Fuß machen wir uns auf den Weg, laufen an einigen anderen Urlaubern vorbei und finden das besagte Haus. Mein Handy musste mir etwas weiterhelfen, aber immerhin haben wir es gefunden. Für die Tage ausreichend. Die Küche geht ins Wohnzimmer über, zwei Zimmer und ein gemütliches Bad. Nicht zu vergleichen mit zu Hause, aber mehr als genug. Ums Essen und so mussten wir uns kümmern. Mit einem im Haus vorhandenen »Hackenporsche« - Ja, auch Christina musste drüber lachen – konnten wir uns die Sachen für die ersten Tage besorgen und den ersten Tag zusammen ausklingen lassen. Für mehr hatten wir beide keine Energie.
Die Tage hatten wir immer wieder anders gestaltet. Mal waren wir im kleinen Ort unterwegs. Einen Tag haben wir die Gegen erkundet, in der das Haus steht. Dann waren wir an einen der besseren Tage am Strand und heute sind wir in einen der Cafés, bevor wir später wieder nach Hause gehen werden. Zum Morgen sitzen wir immer auf der kleinen Terrasse, trinken den ersten Kaffee und essen irgendwas, was wir am Vortag mitgebracht hatten.
Christina: Haben wir für heute Abend etwas vor?"
Chris: Nichts spezielles, warum fragst du?"
Ich trinke gerade etwas aus meiner Tasse, als eine der Bedienungen zu uns an den Tisch kommt und uns das Gebäck bringt, was wir uns ausgesucht hatten.
Bedienung: Sollte ich etwas vergessen haben, dann sagen Sie mir das gerne."
Für einen Moment bleibt die Dame stehen und schaut gezielt zu Christina. Zuerst versucht sie deren Blick zu meiden, aber irgendwann muss sie aufschauen.
Bedienung: Ich finde deine Haarfarbe wirklich cool."
Christina zeigt ihr ein leicht verlegenes Lächeln, bevor sie sich still dafür bedankt, damit uns die Dame danach wieder allein lässt.In letzter Zeit denke ich, nimmt sie das anders wahr. Ihren dunklen Ansatz kann man mittlerweile sehr stark sehen. Seit November hatte sie das nicht mehr gefärbt. Mit ihren Kotaktlinsen wurde sie auch immer zögerlicher. Wenn wir das Haus verlassen, macht sie es aus Gewohnheit, aber die meiste Zeit zu Hause, wenn wir unter uns sind, trägt sie diese gar nicht mehr. Sie hatte die in den letzten Monaten immer wieder mal vergessen, aber mittlerweile trägt sie diese absichtlich nicht mehr. Hoffentlich denkt sie nicht, dass sie es wegen mir machen müsste.
Christina greift nach ihrer Gabel und nimmt sich etwas von ihrem Kuchen. Überraschend war es einer mit Erdbeeren. Auch ich esse etwas, bevor ich mich nochmal an meinen Kaffee wage, da mit wieder der Satz von Christina einfällt.
Chris: Hast du heute Abend etwas vor?"
Ich reiße sie sichtlich aus ihren Gedankengefängnis heraus und bringe sie dazu, dass sie zu mir schaut. Still und ruhig sitze ich ihr gegenüber, esse wieder etwas und warte darauf, dass sie die Frage beantwortet, die sie vorher eigentlich selbst gestellt hatte.
Christina: Ich denke nicht. Ich überlege mir aber etwas."
Chris: Ich würde später nur gerne meine Haare waschen. Da ist noch immer Sand vom Vormittag drinnen und das nervt mich sehr."
Während ich mit meiner Hand durch mein Haar gehe, muss Christina etwas anfangen zu lachen und lässt sich in den Sitzt fallen. Etwas Leichtigkeit, das ist alles, was ich von dir haben wollte.
Chris: Wir haben auch einige Spiele im Haus. Vielleicht ist da was dabei."
Christina: Damit du wieder bei Monopoly gewinnen kannst? Nein Danke."
Chris: Wenn du das System hinter dem Spiel nicht verstehst."
Unter dem Tisch tritt sie mir leicht gegen mein Bein und tut danach so, als wäre nichts gewesen, sodass ich dieses Mal lachen muss, bevor wir uns wieder auf den Kaffee und den Kuchen konzentrieren, nicht mehr so viele Blicke auf uns ziehen.Ums Abendessen haben wir uns nebenbei gekümmert. Wir haben ein Fischbrötchen gegessen, hat gereicht für den Tag. Und ich will jetzt den Sand aus meinem Haar bekommen, dringend. Gerade, als wir wieder zu Hause ankommen und ich die Tür hinter mir schließe, schaut Christina wieder zu mir.
Christina: Ich habe eine Idee, was wir machen können. Ich muss dafür nur einmal eben schnell los, okay?"
Etwas misstrauisch schaue ich sie an und greife nebenbei nach dem Handtuch, was ich gleich gebrauchen würde.
Chris: Muss ich mir Sorgen machen?"
Christina: Keine Sorge, ich brauche nur 10 Minuten und dann bin ich wieder hier. Dann können wir uns einen schönen Abend zusammen machen."
Ich will ihr glauben und vertrauen, daher nicke ich einfach. Während sie ihre Tasche nimmt und ihr Portmonee darein schmeißt, stehe ich mit dem Handtuch vor dem Bad und beobachte sie.
Christina: Bin gleich wieder da. Mach du in der Zeit mal deine Haare."
Chris: Ich bin mit Sicherheit schneller als du."
Christina: Die Wette gilt."Christina verlässt die Wohnung durch die Tür der Terrasse und ich gehe in das Badezimmer. Immer wieder überlege ich, was sie bitte vor hat und was sie dafür noch besorgen will. Kochen fällt weg, ich weiß dass sie gerne backt, aber ich lasse mich wohl einfach überraschen...
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Nameless to You
Fanfiction»Es heißt immer, dass alles im Leben einen bestimmten Grund hat, aber manchmal würde ich diesen nur zu gerne wissen!« Ein anfangs normaler Herbsttag im November zerstört in diesem Fall eine gesamte Familie und keine erbrachte Mühe scheint das Ausmaß...