Kapitel 54

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Die Tage in Stuttgart und folgend Nürnberg zogen irgendwie an mir vorbei, was aber daran liegen kann, dass ich irgendwie nichts davon genau verarbeiten konnte und zu lange brauchte, um Dinge zu begreifen und dann war der Tag wieder vorbei. Und heute Abend ist das Jahr 2015 vorbei. Jetzt aber beginnt der Tag erstmal wieder halbwegs normal – so normal, wie ich es bezeichnen könnte – und ich hoffe, dass ich ihn wach überstehe.

Auch wenn ich am Abend immer zeitig ins Bett gehe und nach einigen Tagen, wo man sich an das Schlafen und Fahren gewöhnt hat, auch gut und schnell einschlafen kann, ich bin jeden Tag immer ein bisschen müder.
Christina: Wo sind wir heute, Papa?"
Mit meinen Händen gehe ich über meine Augen, als wir zusammen den Bus verlassen. Es ist halbwegs hell, der Himmel wieder bedeckt, aber bei meinen Blick in eben diesen, weiß ich gleich selbst, wo wir uns befinden und ich gebe dadurch meinen Vater gar nicht erst die Möglichkeit, dass er darauf antworten kann.
Christina: Wir sind in Frankfurt."
Bei der Anzahl an Hochhäusern ist es kein Talent, dass ich diese Stadt ausnahmsweise mal erkannt habe. Alles ist irgendwie so...anders. In Herford ist es so anders als in den ganzen Städten, die ich in den letzten Tagen sehen durfte. Jeder Morgen, jede Stadt und jeder Anblick hat mir immer auf eine Art und Weise den Atem verschlagen, aber Frankfurt macht es wieder auf seine eigene Art und Weise.
Chris: Ja, Frankfurt ist immer wieder auf seine Art und Weise beeindruckend."
Ein still schweigendes Nicken ist das einzige, was ich hervorbringe, bevor ich ihm einfach mehr oder weniger nachlaufe, sodass wir dann auch wieder in der Arena ankommen.

Mein Vater sitzt am Tisch und ich hole uns beiden noch einen Kaffee, muss darauf einen Moment warte. Das ist der Moment, wo ich zuerst merke, dass sich jemand neben mich stellt und dann hinsehe, wer es ist. Karina.
Karina: Guten Morgen."
Zu gut gelaunt für meine Verhältnisse und für diese Zeit.
Karina: Ich wollte nach dem Frühstück wieder etwas die Stadt erkundigen. Willst du mit?"
Ich hätte sowieso das gleiche vor gehabt und in den letzten Tagen sind wir immer zusammen gegangen. Und du musst zugeben, dass sie dich von Velory abgelenkt hat. Dein Problem mit deinen Dad wird dadurch nicht besser.
Christina: Klingt gut. Ich Frühstücke eben noch. Wollen wir uns in so etwa 30 Minuten vorm Bus treffen?"
Karina: Ich werde da sein."
War sie nur wegen dir noch hier? Während ich nämlich noch auf meinen Kaffee warte, geht Karina wieder und vorher habe ich sie hier auch nicht beim Frühstück gesehen. Egal. Mit beiden Tassen gehe ich wieder zur meinem Vater und setze mich wieder dazu.
Chris: Hat etwas gedauert."
Christina: Wurde kurz aufgehalten. Ich gehe gleich wieder in die Stadt."
Chris: Sicher, dass du dich nicht ausruhen willst? Oder wie willst du später bis nach Mitternacht ausharren?"

Dass ich keine Antwort darauf habe, bekommt er auch schnell mit. Dadurch muss er ein wenig lachen und trinkt den ersten Schluck aus seiner Tasse, die er sich vorher vom Tablett genommen hat.
Chris: Du kannst dich danach ja noch in der Kabine hinlegen. Aber heute Abend musst du zur Show wieder da sein."
Christina: Warum?"
Der Blick von ihm gibt mir dabei schon die Antwort und bringt mich dazu, dass ich freudig lächeln kann.
Christina: Darf ich mir die Show heute endlich vom Innenraum aus ansehen?"
Chris: Heute konnte ich es einrichten. Um 18.30 Uhr beginnt die Show."
Christina: Ich werden dann schon wieder da und wach sein, versprochen."

Um 14 Uhr krame ich aus meiner Schachten Zigaretten die Vorletzte heraus und starre einen etwas zulangen Moment darein. Du bist beinahe komplett seit dem ersten Tag mit dieser Schachtel ausgekommen, aber jetzt ist halt Schluss.
Karina: Wolltest du auch noch etwas Gebäck vom Stand? Ich hätte gerade etwas Hunger."
Ich schaue auf und zu ihr hin, wobei ich erstmal wieder aus meiner Gedankenspirale rauskommen muss. Halbwegs normal wirken, Christina. Gerade läuft es zwischen euch gut.
Christina: Ja, das klingt ganz gut. Ich würde kurz in den Tabakladen gehen und komme hier wieder her, okay?"
Abgemacht und so trennen sich unsere Wege für einen kurzen Moment. Ich öffne die Tür zum Laden hin, sogleich kommt mir der Geruch von Tabak und derlei Dingen entgegen und die Dame hinter der Theke schaut zu mir hin.
Verkäuferin: Womit kann ich Ihnen helfen?"
West Silver zu 7 Euro. Aber als ich dort vor ihr stehe, bekomme ich kein Wort raus. »Wenn du selbst nicht an etwas glaubst, dann solltest du auch keine Versprechungen machen. Sie werden schlussendlich nur zu Lügen, die dich unglaubwürdig erscheinen lassen. Wenn du es dir selbst nicht abkaufen würdest, versprich es niemals jemand anderen.«
Christina: Ich...würde nur gerne dieses Kaugummi kaufen."
Verkäuferin: Klar, sehr gerne."
Ich weiß, dass ich das kann und ich habe dir versprochen, dass ich es schaffe. Ich glaube an mich selbst, dass es ein Ende hat.

Ich starre auf die Packung Extra, die ich nur aus reiner Panik gekauft hatte, aber immerhin hat es halbwegs einen Nutzen.
Karina: Erde an Christina."
Sie winkt mit ihrer Hand vor meinen Augen und bringt mich dazu, dass ich aufschaue und das Kaugummi zu meiner fast leeren Schachtel Zigaretten stecke.
Karina: Hier, ich habe dir eines mit Erdbeeranteil mitgebracht. Ich habe gesehen, dass du die wohl sehr gerne magst."
Ich habe halt Joghurt und Milch oft damit genommen beim Frühstück und das hat Karina sich gemerkt? Süß.
Christina: Danke, auch wenn es wohl nur Aromen sein werden, immerhin haben wir Dezember, aber ich schätze die Geste sehr."
Von ihr erhalte ich einen kleinen Stups gegen den Arm und bekomme danach auch ihr durchaus niedliches Lachen zu hören. Ich schaue hingegen verlegen weg. Kann zum Ende des Jahres doch noch alles gut werden...

Nameless to YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt