Scheiße ist mir kalt und dabei bin ich seit über einem Tag wieder zu Hause. Gestern Abend waren wir um 20 Uhr wieder in Herford und jetzt, einen Tag später, sitze ich in meinem Zimmer unter meiner Decke und mache noch die Aufgeben für die Schule, die ich gestern nicht geschafft hatte. Mir fehlt jetzt nur noch ein Antwortsatz in Mathe, dann ist das auch geschafft und ich habe den Rest des Abends frei.
Der letzte Punkt hinter dem letzten Satz und dann lasse ich meinen Stift neben meinem Block fallen und lehne mich gegen das Rückenstück meines Stuhls. Nachdem ich einen Moment meine Augen geschlossen und entspannt habe, schaue ich neben mir und nehme dort Stitch wahr, der die ganze Zeit auf mich gewartet hat.
Christina: Was ist denn los mit dir kleiner?"
Stitch bleibt erst sitzen, steht dann aber auf und geht zur Tür, sodass er mein Zimmer verlässt. Vielleicht will er in ein anderes Zimmer, seine Ruhe oder unten was trinken. Der kommt schon wieder. Mich hingegen treibt es auf den Balkon. Ich stehe auf, nehme meine Decke mit, damit ich danach auf den Balkon gehen und mich dort setzen kann. Vom kleinen Tisch nehme ich mir eine Zigarette aus der Schachtel und zünde mir diese an. Heute ist es nicht ganz so kalt wie gestern. Das kann auch der Grund dafür sein, dass, als ich eine Moment über das Geländer schaue, meinen Vater unten im Garten sitzen sehe. Auch er scheint mich zu bemerken, sodass wir uns kurz anschauen, etwas verlegen lächeln, aber danach wieder für uns sind.So viele Dinge sind noch so seltsam zwischen uns, so verhalten. Am Morgen sitzen wir jetzt immer zusammen am Frühstückstisch, weil Stitch ihn jeden einzelnen Morgen wecken musste. Ich weiß auch nicht, warum mein Kater das auf einmal macht, da es gar nicht zu ihm passt. Abends arbeitet er oft noch, aber auch ich setze mich dann dazu, will bei ihm sein und irgendwie immer wieder noch etwas erfahren, was ich über die Jahre ignoriert habe. Ich will wissen, wer mein Vater ist, was er macht und was seine Sicht der Dinge gewesen ist. Was musste er schlussendlich alles durchmachen, solange er mit meiner Mutter verheiratet gewesen ist?
Ich bekomme mit, dass er einen Moment nach hinten schaut und sehe dann auch, dass Stitch zu ihm nach unten gelaufen ist und jetzt neben ihm auf dem Boden liegt, sodass mein Vater ihn kurz streicheln kann. Danach, während er kurz wegschaut, schaut mich Stitch die ganze Zeit an. Er starrt regelrecht und hört damit auch einfach nicht auf. Er miaut irgendwann, damit mein Vater wieder zu ihm schaut, sodass auch ich das wieder mitbekomme. Ich muss wirklich verrückt geworden sein. Meine Decke nehme ich schön mit, verlasse aber meinen Balkon und mein Zimmer, damit ich die Treppe runterlaufen und somit im Wohnzimmer ankomme. Die Tür zum Garten ist nur angelehnt und wieder schaut mich mein Kater an. Als hätte ich genau das getan, was er wollte.
Die Glastür schiebe ich auf und reiße so auch gleich die Aufmerksamkeit meines Vater auf mich, der anfängt leicht zu lächeln, während ich zu ihm rauskomme.
Christina: Darf ich dir Gesellschaft leisten?"
Chris: Sehr gerne."
Ich nehme mir einen der Stühle, stelle den neben ihm ab und wickle mich im Anschluss wieder in meiner Decke ein, was auch ihn jetzt zum Lachen bringt. Bevor ich was sagen kann, springt Stitch auf meine Beine und wärmt mich dadurch auch noch etwas.
Chris: Ist irgendwas passiert?"
Christina: Ich habe die Schulaufgaben gerade fertig und war oben. Ich dachte, dass ich dann ja auch zu dir runter kommen kann."
Eventuell glaubt er mir das nicht vollkommen, aber scheinbar reicht es ihm aus, damit er keinen Einwand geben würde oder anfängt, darüber zu diskutieren.
Christina: Warum bist du hier draußen?"
Zu Beginn versucht er es zu wahren und weiterhin glücklich zu scheinen, aber nach und nach fällt diese Fassade, bis er verträumt in unseren Garten schaut.
Chris: Mir fällt drinnen etwas die Decke auf dem Kopf."
Christina: Wegen den ganzen Sachen auf Arbeit?"
Chris: Zum einen..."
Die bedrückte Stimmung meines Vaters bringt mich dazu, dass ich ihn immer genauer beobachte, um zu verstehen, was gerade in ihm los ist.
Chris: Und zum anderen einfach die Zeit. Weihnachten haben wir immer als Familie verbracht und sowohl Sarah als auch mein Papa sind nicht mehr da."
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Nameless to You
Fanfiction»Es heißt immer, dass alles im Leben einen bestimmten Grund hat, aber manchmal würde ich diesen nur zu gerne wissen!« Ein anfangs normaler Herbsttag im November zerstört in diesem Fall eine gesamte Familie und keine erbrachte Mühe scheint das Ausmaß...