Kapitel 59

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Das Abendessen haben wir zum großen Teil schweigend zu uns genommen. Immer wieder schaute ich auf und zu meinen Vater hin. Dieser wollte mir vermutlich den Abstand geben, den ich in den Moment gebraucht habe. Und jetzt bräuchte ich jemanden, der mich davon abhält, wieder in das Loch zu fallen, in welches ich nach Velorys Aktion gefallen und gefühlt nie richtig raus gekommen bin.

Im Schneidersitz habe ich es mir auf dem Sofa gemütlich gemacht und habe auf meinen Beinen Stitch sitzen, oder eher liegen. Während ich mit meiner Hand durch sein Fell gehe, schnurrt er ruhig und ist kurz davor, dass er wieder einschläft. Er wirkt so friedlich und ruhig. Etwas, was mir gerade fehlt.
Chris: Ich dachte, dass du auch etwas trinken willst."
Vor uns auf den Tisch hat er gerade Gläser und eine Falsche Trinken abgestellt. Ich habe gar nicht mitbekommen, dass er überhaupt wieder zu mir gekommen ist. Mit absoluter Sicherheit bin ich davon ausgegangen, dass er noch in der Küche steht.
Christina: Ja, danke dir."
Auch mein Vater lässt sich auf dem Sofa nieder und schaut zuerst zu mir hin, bevor er seinen Blick von mir abwendet.
Chris: Willst du darüber reden?"
Wenn ich mir selbst da mal so sicher sein könnte. Bis vor einer Stunde wusste er nichts von den Gedanken, die mich seit so lange Zeit bereits verfolgen und jetzt sitzen wir uns hier wieder gegenüber und haben von den anderen jeweils etwas erfahren, was wir zuvor nicht wussten.

Es hatte damals so lange gebraucht, bis ich mir eingestehen konnte, dass ich mich in Velory verliebt hatte. Damals musste sie der ersten Schritt machen. Warum es dieses Mal bei Karina so einfach war, verstehe ich daher selbst nicht. Ob es einfach zum Teil noch das Gefühl war, was Velory mir gegeben aber zurückgelassen hatte? Wir hatten so viele schöne Moment zusammen und sie hat es für jemand anderen getauscht.

Meinen Kopf muss ich wieder hängen lassen und mit meinen Händen über meine Augen wischen, da ansonsten meine Tränen auf das Fell von Stitch fallen würden. In der letzten Zeit habe ich zu oft vor meinen Papa geweint, aber immerhin ist da jemand, der mir jetzt zuhört und keine Gegenleistung erwartet.
Christina: Ich habe mich in Karina verliebt..."
Mein Vater gibt sogleich eine Reaktion darauf und ich weiß gleich, dass er sich denken kann, wie es geendet ist. Immerhin wusste er von ihren Versuchen ihm gegenüber.
Christina: Sie war immer so nett mir gegenüber, hatte sich so viele Kleinigkeiten gemerkt, war einfach zuvorkommenden und süß zu mir...aber ich habe das wohl falsch gedeutet."
Chris: Christina..."
Christina: Sie hatte mir gesagt, sie hätte es nur getan, wegen dir."
Ich schaue das erste Mal wieder richtig auf und zu ihm hin. Zum einen sehe ich bei ihm, dass er mit mir fühlt und zum anderen aber auch, dass er innerlich wütend ist, versucht sich gerade zu beherrschen.
Christina: Du hast sie aber immer wieder abgewimmelt und dann dachte sie, dass sie über die Tochter rankommen würde. Wieso war ich auch so dumm?"

Nur für einen kurzen Moment schließt mich Papa in Arm, bevor wir einander wieder anschauen. Sichtlich sucht er nach den richtigen Worten, da er zuvor kaum in einer solchen Situation gelandet ist.
Chris: Hätte ich sowas ahnen können, hätte ich dich davor geschützt. Sie geht in wenigen Monaten, da wir bereits jemand neuen suchen, aber das..."
Christina: Du kannst nichts dafür...das war einfach nur ihr dummes handeln, auf das ich reingefallen bin. Es war nur so schmerzhaft, für den eigenen Vater sitzengelassen zu werden, weil ich..."
So viele Wahrheiten an einem Abend. Ich weiß genau, was ich als nächstes sagen müsste und zugleich kommen diese Worte so schwer über meine Lippen.
Christina: Das, was im November gewesen ist. Als mich die Polizei hier am Abend abgesetzt hat..."
Chris: Ja?"
Christina: Es ging damals nicht um zwei Freunde. Also auch irgendwie, aber eigentlich..."
Ich atme durch, fasse meinen Mut zusammen und schaue wieder zu meinen Papa hin. Wie du mal wieder die Ruhe bewahren kannst, weiß ich auch nicht so richtig.
Christina: Velory war für fast ein Jahr meine Freundin und hat mich für Nate sitzenlassen. Aber erst, als ich es rausgefunden hatte. Sie hatte mich über Wochen noch ausgenutzt und ausgebeutet..."

Auch wenn er mich zuerst noch anschaut, nach kurzer Zeit lässt Papa seinen Kopf in den Nacken fallen und schließt seine Augen einen Moment. Ja, mein Leben war in den letzten Wochen einfach nur ein schlechte Serie und ich hoffe, dass die Staffel bald mal vorbei sein wird und dass die nächste ein besseres Casting hat. Stitch hebt für einen Moment seinen Kopf und schaut zu mir hoch. Ich hingegen lächle nur sanft und streichle ihm wieder, was ihn dazu bringt, dass er sich erneut hinlegt.

Aus dem Augenwinkel bekomme ich mit, dass er sich wieder richtig neben mich hinsetzt und auch in meine Richtung schaut. Nur kurz lasse ich meinen Blick noch bei Stitch, bis ich zu ihm schaue.
Chris: Ich glaube dir, dass das gerade für dich schmerzhaft sein muss, aber Christina, du hast deutlich was Besseres verdient als das, was die beiden da mit deinen Gefühlen abgezogen haben."
Christina: Wenn es so einfach zu verstehen wäre."
Chris: Das Leben und die Liebe ist nicht immer angenehm. Jeder Herzschmerz bringt einen irgendwie weiter, auch wenn man sich immer wieder fragt, warum gerade ich wieder? Du solltest nur wissen, dass ich immer da bin, falls du reden willst und auch wenn es gerade schwer zu sein scheint, du bist nicht mal 20 Jahre alt. Es wird sowas immer wieder geben, aber wenn dich jemand wirklich und wahrhaftig will, wird er alles dafür tun, dir das zu beweisen...sie wird alles dafür tun."

Ich muss etwas lachen. Er bemüht sich, dass er wohl auch seine Sicht ändern muss. Und auch wenn ich gerade wirklich nur weinen könnte, ich weiß, dass er irgendwo auch recht hat. Es wird alles irgendwie besser und irgendwann wird da hoffentlich jemand sein, der nicht so mit mir spielt. Das hättest du auch verdient, Papa...

Nameless to YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt