Kapitel 69

25 5 0
                                    

Es ist mir egal, dass es die Zeit ist zu der ich aufstehen sollte. Meinen Wecker hatte ich mir gestellt, ich bin gestern früh ins Bett gegangen und dennoch war ich hundemüde als mich mein Vater daran erinnert hat, dass die Zeit gekommen war. Um 08:00 Uhr morgens werde ich einfach nie richtig wach sein.

Mit müden Augen gehe ich neben meinem Vater her, während wir uns auf den Weg in die Arena machen. Er hat wieder den kompletten Überblick und ich versuche hier nicht aufzufallen. Die Arbeiter schauen ihn an, fragen ihn etwas, halten ihn für einen Moment auf und ich bin mit dabei, weil ich keine Ahnung habe, wo hier die verdammte Kantine sein soll. Etwas fehl am Platz werde ich mich hier vermutlich immer fühlen, wobei ich das Gefühl habe, dass mich diese Menschen, die mit meinem Vater arbeiten, deutlich besser kennen als so manch andere Menschen, die ich als meine Freunde bezeichnet hatte. An diesem Morgen kommen wir in der Kantine an und sein Bruder sitzt ebenfalls noch an einen Tisch. Mit dabei einige der Arbeiter, die ich zum Teil kenne, andere sind mir fremd, aber mit dabei ist auch wieder Sina. Was hatte ich eigentlich auch anderes erwartet? Neulich zu Hause kam sie mir schon so seltsam vor und irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich auch sie, wie Karina damals, nicht wieder so schnell los werde. Ich versuche mir nichts anmerken zu lassen nehme einen Platz neben meinem Vater und neben meinen Onkel und Versuche erst mal wach zu werden.

Bekanntermaßen waren mein Vater und ich noch nie Morgenmenschen. Sein Bruder macht irgendwelche Anspielungen, dass er die Nacht vermutlich wieder gearbeitet hätte und sich jetzt gar nicht auf den Tag konzentrieren kann, während ich einfach nur auf den Tisch starre und mich frage, warum ich überhaupt hier bin. Mein seltsames Verhalten bekommt auch Sina mit, die etwas besorgt zu mir schaut und dadurch meine Aufmerksamkeit zu sich zieht.
Sina: Na du siehst ja nicht sonderlich ausgeschlafen aus. Soll ich dir vielleicht einen Kaffee bringen?"
Mir wäre es lieber, hätte irgendein anderer mich das gefragt oder wäre mein Vater vorher schon gegangen, aber da ich selbst gerade keine Lust drauf habe, nehme ich das Angebot einfach an. Im nächsten Moment steht sie von ihrem Platz auf und schaut auch nochmal zu meinem Papa hin.
Sina: Soll ich dir auch einen Kaffee mitbringen, Chris? Ich denke du könntest ihn gebrauchen."
Chris: Das wäre sehr lieb von dir, vielen Dank."
Vielleicht sollte ich sie nicht so streng bewerten. Vielleicht möchte sie einfach nur nett sein und ich sollte es annehmen. Immerhin konnte ich mir so den Gang zu dieser seltsamen Kaffeemaschine sparen, die ich nicht verstehen will.

Nebenbei, während wir auf unseren Kaffee warten, sprechen mein Vater und mein Onkel über den folgenden Tag. Ich habe noch nicht wirklich eine Ahnung, was ich heute machen möchte. Ich habe nicht mal eine Ahnung, in welcher Stadt wir gerade sind. Das sind Dinge die ich heute morgen noch nicht gefragt habe, aber um ehrlich zu sein, habe ich dieses mal keine Lust darauf mir die etlichen Städte anzugucken, in der wir jetzt landen werden in den folgenden Tagen.

Vor mir auf den Tisch wird eine Tasse abgestellt. Mein Kaffee, endlich! Vielleicht kann ich dann etwas wacher werden. Sina gibt auch meinem Vater seine Tasse, wobei er einen Schluck davon nimmt, etwas lacht und wieder zu ihr hin schaut.
Chris: Wie oft sollte ich dir eigentlich noch sagen, dass auch ich meinen Kaffee mit etwas Milch trinke?"
Sina: Entschuldige das, Chris. Ich muss es einfach wieder vergessen haben. Wenn du willst-"
Chris: Ist doch nicht schlimm. Ich kümmere mich selbst eben drum."
Christina: Ich kann mich über meinen Kaffee nicht beschweren. Da hast du heute wohl leider Pech gehabt, Papa."
Er muss etwas lachen, allerdings hab ich sogleich das Gefühl, dass es nicht über meine Aussage ist, sondern über etwas ganz anderes. So richtig will ich das nicht verstehen und ich habe auch das Gefühl, ich kann es jetzt, zu dieser Zeit vor allem, noch nicht verstehen. Zumindest ist in meinem Kaffee die richtige Menge Milch. Ich kann etwas trinken und dann gedanklich planen, was ich an den Tag machen werde. Ich werde schauen, was die Arena so zu bieten hat und wer so in der Crew meines Vaters arbeitet. Vielleicht lerne ich jedoch noch mal jemanden kennen, sei es auch nur für die kommende Woche, wo ich mit dir bin.

Zu schnell wird mein Vater dabei auch bei der Bühne gebraucht, sodass ich erstmal wieder alleine klarkommen muss. Mein Onkel hatte dadurch natürlich auch keine Zeit für mich, sodass ich nicht mal eine Ahnung habe, wie diese Arena hier aufgebaut ist. Ich bin gleich mit ihnen aus der Kantine gegangen, habe dadurch einige der Crew, die ich sowieso aber nicht kenne, dort zurückgelassen und wollte schauen, dass ich mich selbst hier zurecht finde.

In einer Seitenflure läuft meine Frau entgegen. Auch wenn sie auf mich etwas gehetzt und gestresst wirkt, sie bleibt wegen mir stehen, schaut mich an und scheint einen Moment überlegen zu müssen, wer ich bitte bin. Ich möchte es ihr gerade sagen, als sie selbst auf die Idee kommt, dass ich wohl die Tochter des Chefs bin. Ich kann es ihr nicht verübeln, immerhin, als ich das letzte Mal hier war, hatte ich doch noch eine komplett andere Haar- und auch eine andere Augenfarbe.
Levi: Du bist Christina, richtig? Wir haben wahrscheinlich beim letzten Mal schon gesprochen, aber ich habe dich jetzt wirklich fast gar nicht erkannt. Ich meine, die braunen Haare stehen dir wirklich verdammt gut und du siehst deinen Vater auch wirklich unfassbar ähnlich, aber ich hatte mich einfach an die blauen Haare gewöhnt. Tut mir leid."
Christina: Ich habe mich selbst noch nicht mal wirklich daran gewöhnt, also mach dir nichts draus. Ich denke auch, dass mich einige andere noch nicht erkannt haben."

Sie muss darüber etwas lachen. Vielleicht, weil ich selbst sehr locker darüber spreche und weil ich es aber auch so meine. Ich denke, dass mich einige nicht erkannt haben, obwohl sie wissen, wer ich bin. Immerhin hat mein Vater immer viel über mich gesprochen.
Levi: Kann ich dir irgendwie helfen? Du wirkst so, als hättest du keine Ahnung, wo du bist, geschweige denn wo du hin willst."
Christina: Um ehrlich zu sein, hab ich wirklich keine Ahnung, wo ich bin. Und dazu kommt auch, dass ich keine Ahnung habe, was ich bitte machen soll. Mein Vater ist arbeiten und ich...bin da."
Levi: Ich kann immer etwas Hilfe gebrauchen. Also wenn du Lust hast, dir vielleicht etwas die Tontechnik anzugucken, kannst du mich den Tag über gerne begleiten."
Ich musste darüber einen Moment nachdenken. Andererseits war mir auch bewusst, was sollte ich bitte bis heute Abend, zirka 20 Uhr machen, wenn mich nicht irgendwie beschäftigen? Außerdem das, was mein Vater mir immer gezeigt hatte, fand ich schon recht interessant. Vielleicht würde ich doch noch etwas finden, was mir Spaß macht.
Christina: Weißt du, das klingt wirklich sehr gut. Wenn ich dich wirklich nicht störe und dir irgendwie helfen kann, dann bleibe ich gerne bei dir."
Levi: Sehr schön, ich freue mich! Endlich mal etwas mehr Frauenpower am Mischpult. Nicht, dass ich was gegen meine Kollegen habe, aber ich freue mich über jede andere Frau, die mit dabei ist. Außerdem kann ich denen dann einfach vorhalten, sie müssen jetzt aufpassen, da die Tochter des Chefs da ist."

Im Normalfall hätte ich das immer nicht gewollt. Einfach nur die Tochter des Chefs sein, einfach nur die Tochter von Chris Ehrlich sein. Aber hier habe ich das Gefühl, ich bin irgendwo mehr. Natürlich kann ich mich nicht rausreden, dass ich die Tochter des Chefs bin, aber bei dem, was ich in den letzten Monaten immer erleben durfte von der Crew, hatte ich einfach das Gefühl, ich bin hier auch einfach nur Christina...

Nameless to YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt