Dr. Crane

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Ich lachte noch kurz, wurde aber von einem Klopfen an der Tür unterbrochen. Diese wurde geöffnet und ein Mann in Uniform stand dort.
"Spencer"
Ich sah ihn erwartungsvoll an.
"Mitkommen"
Ich nickte und ging aus der Zelle. Jetzt musste ich zur Therapie. Ich wollte nicht, aber ich musste.
Der uniformierte Mann brachte mich zu dem Raum, in dem mein Therapeut sein müsste.
Danach ging er. Ich wollte an der Tür klopfen, aber diese wurde schon geöffnet bevor ich hätte klopfen können. Vor mir stand ein Mann mit dunkelbraunen Haaren, kristallblauen Augen und einer Brille.
"Hab ich doch richtig gehört. Du bist wahrscheinlich Clarke?"
"Nee, der Joker..", meinte ich sarkastisch.
Er schien es zu ignorieren.
"Komm doch bitte herein. Ich bin Dr. Jonathan Crane, dein Therapeut"
"Hm", meinte ich schulterzuckend.
"Setz dich doch bitte", meinte Crane und zeigte auf eine Couch. Ich setzte mich und er nahm in einem Sessel, gegenüber der Couch, platz.
"Wie geht es dir?"
"Ganz ehrlich?"
"Ich bitte darum"
"Scheiße!"
"Und warum?"
"Weil ich keine Verrückte bin, trotzdem in Arkham festhänge und zu Therapiestunden gehen muss!"
"Ich habe gehört, du wurdest zusammen mit dem Joker gesehen und es sah nicht sehr unfreiwillig aus", sagte Crane und setzte seine Brille ab.
"Es klingt absurd, aber ich wollte nur meinen Rucksack zurück haben. Dass der Joker dort war, war Zufall.."
"War das deine erste Bekanntschaft mit der Kriminalität?"
"Nee, ich musste mich ja irgendwie überwasser halten.."
"Hast du bisher nur den Joker kennengelernt? Also, wo du noch außerhalb von Arkham warst"
"Nein, aber das ist nicht wichtig"
Er lehnte sich zurück. "Du meintest, du wolltest dich überwasser halten. Hast du kein Zuhause? Was ist mit deinen Eltern?"
"Ich lebte in einem Heim. Was mit meinen Eltern ist, weiss ich nicht. Ich habe im Heim mehrmals nachgefragt, aber nie eine konkrete Antwort bekommen.. Das Leben dort hat mir nicht gefallen und seit ich vierzehn war, lebte ich auf der Straße"
"Wie alt bist du jetzt?"
"Fast siebzehn"
"Erzähl mir doch bitte ein wenig über deine Kindheit"
"Da gibt's nicht viel zu erzählen. Meine Kindheit war nicht schön. Im Heim wurde ich gemobbt und ausgegrenzt, weil ich anders bin und das ging dann solange, bis ich abgehauen bin. Nach mir hat anscheinend niemand gesucht, wieso auch.."
"Definiere 'anders' "
"Ich hab mich als kleines Mädchen nicht für Puppen interessiert. Ich wollte lieber Sport machen, habe mich für Dinge interessiert, die andere nicht nachvollziehen konnten. Mich interessierten schon damals die kriminellen Leute. Aber nicht, weil ich selber kriminell sein wollte. Diese Menschen sind interessant und so gut wie unabhängig.. und einer von ihnen, der Joker, inspiererte mich auch zum Teil. Er scheint so gut wie keine Angst zu haben"
"Du fürchtest dich also vor nichts und niemandem?", fragte Crane und zog die Augenbrauen hoch.
" 'Vor nichts und niemandem' würde ich nicht sagen, aber ich fürchte mich vor fast nichts"
"Und was fürchtest du?"
"Das tut hier nichts zur Sache. Meine Ängste machen mich angreifbar. Je weniger Menschen sie kennen, desto besser."
"Interessant.. also bist du eher eine verschlossene Person?"
"Ja"
"Hattest du im Heim eine Person, mit der du über Alles reden konntest?"
"Nein, dort schien mich jeder zu verspotten und das wollte ich mir nicht länger antun"
"Wie denkst du über Leute, die ihre Ängste zeigen?"
Ich sah ihn an und bemerkte, dass er ein bisschen grinste.
"Nunja, da bin ich geteilter Meinung. Es ist mutig, aber auch dumm"
"Warum?"
"Angst ist der wunde Punkt eines Menschen, wenn man das so sagen kann. Wenn jemand weiss, wovor du Angst hast, kann er dich besiegen. Angst haben ist an sich nichts Schlimmes. Es ist normal. Aber man sollte lernen, damit umzugehen."
"Nun, ich glaube wir sind hier für heute erstmal fertig"
Er stand auf, ich ebenfalls.
Ich verabschiedete mich und ging zur Kantine. Jetzt war Mittagszeit. Dort angekommen nahm ich mir ein Tablett und holte mir etwas zu Essen.
Ich ging an einigen Tischen vorbei und guckte, ob ich hier jemanden sah, von dem Ivy mir erzählte, wurde aber nicht fündig. Sie meinte, dieser Twoface hätte eine verbrannte Gesichtshälfte. Das musste ja auffällig sein. Ich ging weiter und sah unauffällig in die Runde.
"Jester! Komm her", rief jemand hinter mir. Ich drehte mich um und sah Ivy an einem der Tische sitzen. Ich ging zu ihr und setzte mich.
"Ähm, hi", meinte ich und lächelte ein bisschen.
Am Tisch saßen zwei Männer, die nun zu mir sahen. Den einen kannte ich schon. Es war der Joker. Der andere war mir noch unbekannt. Er sah kurz zum Gang und da erkannte ich ihn sofort. Die nun mir zugewandte Gesichtshälfte hatte starke Brandnarben. Es musste Twoface sein.
Jetzt sah er wieder zu mir.
"Ist das nicht unsere kleine Meisterdiebin?", meinte er. Es klang nicht grad erfreut, eher sarkastisch und abwertend.
Ich sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.
Kurz darauf fingen wir alle an zu essen.
Als Twoface und der Joker mich und Ivy nicht beachteten beugte ich mich leicht zu ihr herüber. "Das sind also deine Freunde?", flüsterte ich.
"Nein, aber ich kenne sie"
Ich beugte mich wieder zurück und aß weiter.
Twoface begann mit einer Münze auf dem Tisch zu spielen.
"Was ist das für eine Münze?", fragte ich.
"Der Glückstaler meines Vaters", antwortete er, sah dabei aber nicht auf. Ich schaute auch zu der Münze.
Danach guckte ich kurz zum Joker und bemerkte, dass er mich beobachtete.

Whatever doesn't kill you simply makes you strangerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt