Anfangs unterhielten sich nur John und der Commissioner. Ich saß daneben und guckte nach unten auf meine Füße. Die Angst, zu viel zu sagen oder Schwierigkeiten zu bekommen, wurde immer größer. "Clarke?" Es war die Stimme von Jim. Ich sah auf.
"Dein Bruder meinte, du könntest mir erklären, wieso du an dem Tag beim Joker warst. Das kannst du doch oder?"
Ich sah kurz zu John herüber. Er nickte und lächelte leicht. Ich räusperte kurz und antwortete dann.
"Ja, ja das kann ich.."
"Dann erklär es mir einmal bitte"
"Also, vor ein paar Monaten lebte ich noch auf der Straße und da hatte ich nicht viel bei mir. Ich hatte nur die Sachen, die ich am Körper trug und einen Rucksack mit Zeitungsausschnitten und einem Baseballschläger. Eines Abends bin ich dann in ein Parkhaus gegangen, weil es geregnet hatte. Da war Scarecrow und-"
"Du hast Scarecrow getroffen und überlebt?"
"Zweimal, aber das ist jetzt unwichtig. Die haben mich im Van mitgenommen. Nach einer Weile hab ichs geschafft, abzuhauen. Mein Rucksack war noch im Parkhaus und den wollte ich zurück haben. Darum bin ich dorthin gegangen. Ich wollte den Parkhauswärter fragen und bin deshalb zu dieser Kabine gegangen, wo der hätte sein müssen, aber da war stattdessen der Joker. Ich bin erst weggerannt, bin dann aber in einer Sackgasse gewesen. Da war ich gezwungen, mich mit ihm zu unterhalten. Er wirkte erst sehr gefährlich, aber er scheint auch sehr schizophren zu sein. Nach relativ kurzer Zeit wollte er mit mir zurück zum Parkhaus um mir meinen Rucksack zu geben. Den bekam ich dann auch, aber dann fiel sowas wie 'ne Rauchbombe in den Raum und ich wurde ohnmächtig. Später bin ich im Transporter zum Asylum aufgewacht"
Jim hatte mittlerweile eine Akte auf dem Schreibtisch liegen.
"Hattest du sonst nichts weiter mit dem Joker zutun?"
"Ich hab für eine kurze Zeit bei ihm gelebt"
"Also bisher war ich der Meinung, du wärst nicht verrückt"
Ich sah ihn nervös an.
Dann fing er an zu lachen, was mich ein wenig verwunderte.
"Keine Sorge, du scheinst wirklich nicht verrückt zu sein, aber du hast bitte was?! Beim Joker gelebt?"
"Ja.. ich wusste nach dem Asylum nicht, wohin ich sollte und er meinte ich könnte bei ihm wohnen"
Jim seufzte und blätterte ein wenig in der Akte herum.
"Du bist ziemlich interessant", meinte er anschließend. Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte, weshalb ich einfach still blieb. Eine gefühlte Ewigkeit lang sagte niemand etwas.
"Clarke, warte du bitte vor meinem Büro. Ich würde gerne noch kurz allein mit deinem Bruder sprechen"
"Okay"
Ich stand auf und verließ den Raum. Draußen setzte ich mich auf einen der Stühle und wartete.
Nach zehn Minuten kam John aus dem Büro und lächelte. Dabei hielt er eine Hand hinter seinem Rücken. Ich sah ihn fragend an, konnte mir ein Lächeln aber nicht verkneifen. "Alle Infos über deine Zeit in Arkham", meinte er und hielt mir ein paar Blätter hin.
Ich sah ihn fragend an. "Und ähm und was soll ich damit jetzt machen?"
"Das kannst du entscheiden", hörte ich Jim sagen, als er auch aus dem Büro kam. "Mit diesem Fall wurde sehr schlampig umgegangen. In der Akte oder sonst irgendwo konnte ich keine konkreten Gründe finden, wieso du nach Arkham müsstest. Du wurdest zwar beim Joker gesehen, aber du bist nicht verrückt. Ich musste mich schon mit einigen 'Verrückten' auseinandersetzen und du bist keine von denen"Er lächelte ein bisschen und schloss die Tür hinter sich. "Du kannst selber entscheiden, was mit diesen Papieren passieren soll. Wenn du sie verbrennen willst, verbrenn sie. Du kannst sie auch einfach nur zerreißen oder wenn du sie nicht vernichten willst, kannst du sie auch einfach irgendwo hinlegen, als Erinnerung vielleicht", sagte er lachend. Den letzten Vorschlag äußerte er anscheinend nur spaßeshalber.
"Ich bin Ihnen sehr dankbar, Commissioner", sagte ich während wir zurück zur Eingangshalle gingen.
"Einer hübschen jungen Dame helfe ich doch gern", erwiderte er und ich merkte, wie ich langsam rot im Gesicht wurde.
"Geh du schonmal zum Wagen, ich komm gleich nach", wandte sich John an mich. Ich verabschiedete mich von Jim und tat, was er wollte. Dort machte ich das Radio an, lehnte mich zurück und schaute mir die Blätter mit den Infos über mich an. Schon als ich die erste Seite las, schweiften meine Gedanken vom Thema ab. Ich musste an den Joker denken sobald ich seinen Namen las. Wie es ihm jetzt wohl ging? Wo war er überhaupt? Ich würd mich gerne mal wieder mit ihm treffen, aber das ging jetzt nicht. Ich hab vor gerademal zehn Minuten eine 'neue Chance' bekommen. Das jetzt weg zu werfen wäre dumm und dämlich.
Ich legte die Blätter an die Seite und sah nach draußen. John kam gerade die Treppe herunter und guckte zu mir. Daraufhin lächelte er, was ich erwiderte.
"Jetzt nachhause?"
"Klar""Ähm John?"
"Ja?"
"Warum wollte Jim mir einfach so helfen?"
John blieb erst ruhig und sah auf die Straße, antwortete aber kurze Zeit später. "Er vertraut mir. Ich meinte andauernd zu ihm, dass er dir 'ne Chance geben soll. Anfangs war er nicht sehr begeistert davon, aber ich konnte ihn überreden. Wir verstehen uns beide sehr gut und die Tatsache, dass du meine Schwester bist, und vielleicht mein einziges Familienmitglied, hat da wahrscheinlich auch geholfen"
Ich blieb still und sah hinaus zu den Häusern und Menschen auf den Fußwegen.
"Kann ich heute Abend rausgehen?"
"Ja, aber bleib nicht zu lang weg"
"Okay"John und ich fuhren zur Wohnung und ich setzte mich an den Schreibtisch in meinem Zimmer und zeichnete ein bisschen. Abends zog ich mir andere Sachen an.
"Ich geh jetzt, ja?"
"Ja, warte"
John kam zur Tür und gab mir ein bisschen Geld. "Kannst dir was zu Essen kaufen"
"Danke", meinte ich und umarmte ihn.
Ich schloss die Tür, packte den Wohnungsschlüssel und das Geld in die Jacke und verließ, nachdem ich mit der Fahrstuhl ins Erdgeschoss gefahren war, das Haus. Draußen setzte ich mir meine Kapuze auf und ging die Straßen entlang. Nach einer halben Stunde war ich am Ziel - Jokers Wohnung. Ich wollte in die Seitengasse gehen, doch weiter hinten an der Tür standen ein paar Männer. Schnell ging ich zurück und hoffte, dass mich keiner gesehen hatte. Ich lehnte mich gegen die Wand und seufzte leise während ich überlegte, wie ich unbemerkt in die Wohnung kommen konnte.
Ich drehte mich zur Seite und blickte direkt in das Abbild eines Clowns. Erschrocken stolperte ich ein paar Schritte zurück und versuchte, nicht zu schreien. Der Typ stand einfach nur da und beobachtete mich. Ich wollte nicht schwach wirken und stand auf. Ich versuchte mutig rüber zu kommen und stellte mich möglichst selbstsicher hin. Ohne Pistole war das nicht sehr einfach, aber der Gedanke zählte.
Der Typ machte keine Anstalten, irgendwas zu machen. Ich bewegte mich ganz langsam rückwärts. Der Mann setzte langsam seine Clownsmaske ab. Ich blieb stehen.
"Montie?"
"Clarke, bist du das? Was machst du hier?" Er klang etwas gestresst.
"Ich wollte in die Wohnung"
"Warum"
Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Warum wollte ich in die Wohnung?
".. einfach so"
"Einfach so? Bist du verrückt?"
"Nein, glaube nicht. Was is denn so schlimm daran?"
"Kennst du Jokers Leute?!"
"Ich kenn dich"
"Ich bin nicht so wie die! Du willst nicht wissen, was die mit dir anstellen, wenn du denen unbewaffnet unter die Augen trittst!"
Ich blieb kurz still.
"Hier, nimm die hier", sagte er und seufzte während er mir eine Pistole gab.
"War-" "Tu einfach was ich sage"
Er ging wieder in die Gasse und zog mich am Ärmel mit sich.
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Whatever doesn't kill you simply makes you stranger
Fiksi PenggemarDas Leben auf Gothams Straßen ist alles andere als einfach und sicher. Doch was passiert, wenn man auf eine Person trifft, die dieses Leben vollkommen auf den Kopf stellt? Genau das passiert Clarke, eine junge Taschendiebin, die eigentlich nur vers...