Kapitel 8

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"Okay, bereit?", flüsterte Johannes. Ich nickte und sein linker Mundwinkel zuckte kurz nach oben. Er legte seine linke Hand in meinen Nacken und seine rechte an meinen Rücken; seine Berührungen lösten auf meiner Haut eine kleine Gänsehaut aus. Ich platzierte zunächst meine Hände an seiner Hüfte und zog ihn etwas näher an mich ran; dass ich mich das überhaupt traute, grenzte an ein Wunder.
Ich spürte mein Herz unkontrollierbar schnell gegen meinen Brustkorb schlagen, meine Knie fühlten sich elendig weich an und ich starrte einfach nur in Johannes' Gesicht. Er schien seinen Blick ebenfalls kaum von meinen Augen abwenden zu können, bis ihm noch ein kleines Lächeln über die Lippen huschte, er seine Lider schließlich schloss und mir immer näher kam.
Sein warmer Atem prallte an meinen Lippen, bis Johannes diese schließlich ganz zaghaft mit seinen streifte. Ich zuckte zurück und ging einen Schritt nach hinten. Johannes starrte mich entgeistert und ein wenig verletzt an.
"Alles okay, Jakob?", fragte Kathi. Ich sah zu Kris und Niels rüber; Kris hatte die Stirn gerunzelt und Niels' Blick war mit Mitleid gefüllt. "Ich ehm", begann ich zu stottern und schaute noch einmal rüber zu Johannes. "Alles bestens. Es ist nur...sein Bart; bin ich normalerweise nicht gewohnt beim Küssen", scherzte ich, sah im Augenwinkel, wie Niels den Kopf schüttelte und sich auf einen der Stühle fallen ließ.
Johannes und ein paar aus der Crew mussten etwas lachen. "Na gut, dann eben nochmal", sagte Kathi und ich nickte. 'Reiß dich zusammen!', schrie ich mich innerlich an, drehte mich zu Johannes und nickte erneut.
Wir platzierten unsere Hände genau, wie zuvor, und diesmal brauchten wir nicht so lange, für den entscheidenden Schritt. Ich neigte meinen Kopf nach rechts und schloss die Augen, nachdem Johannes dasselbe tat und kurz darauf spürte ich seine Lippen auf meinen - Gott, sie fühlten sich so unglaublich weich an.

Diesmal zuckte ich nicht zurück; es wäre auch dumm gewesen, diesen Kuss zu unterbrechen, der in meinem ganzen Körper ein angenehmes Kribbeln auslöste. Anfangs waren wir etwas zaghaft und unbeholfen, doch als wir einen Rhythmus fanden, drückte Johannes mich näher an sich und seine Lippen fester auf meine.
Ab und zu nahm ich den Blitz und das Geräusch der Kamera wahr; ansonsten schien alles still zu sein. Mein Herz wusste nicht, ob es aussetzen oder rasen sollte, meine Hände zitterten und doch wollten sie an Johannes Rücken hinuntergleiten und noch mehr Körperkontakt erzeugen. Mein Gehirn setzte aus und ich wollte einfach nur mehr von Johannes' Küssen.
"Okay, wartet kurz", riss uns Kathis Stimme aus diesem - meiner Meinung nach - perfekten Moment. Ich löste mich schweren Herzens von Johannes, der mich frech angrinste: "Jetzt weiß ich, warum du so viele Freundinnen hattest; die kriegen gar nicht genug von deinen Küssen." Ich lachte verlegen, doch gleichzeitig ging mir die Wahrheit durch den Kopf; all meine Ex-Freundinnen. Nur ein gescheiteter Versuch nach dem anderen, das Verlangen nach Johannes zu ignorieren.

Kathi platzierte unsere Hände anders, nickte zufrieden und sagte: "So, nochmal. Bringt noch ein bisschen mehr Leidenschaft rein - experimentiert ein bisschen." - "Leidenschaft ist unser zweiter Vorname, oder?", schmunzelte Johannes und ehe ich antworten konnte, küsste er mich wieder. Ich wurde viel entspannter, sodass ich den Kuss noch mehr genießen konnte.
Ich entspannte mich sogar so sehr, dass die ganze Situation mir fast wie selbstverständlich erschien - Johannes und ich unterbrachen ab und zu und verfielen in Gelächter, wir alberten herum und das ein oder andere mal rutschte einem von uns die Hand ein kleines bisschen zu weit den Rücken runter.
Wir bekamen die Anweisung, uns auf das weiße Sofa zu setzten und wurden immer wieder umplatziert. Zwar hatte ich absolut kein Problem, mit Johannes auf dem kleinen Ding zu sitzen, eng an ihn gekuschelt zu sein und seinen Geruch in mein aufzusagen, dennoch fühlte sich das vor den vielen Kameras seltsam an.

"Jakob, setz dich mal bitte auf Johannes' Schoß", bat mich einer der Kameramänner. Zögernd tat ich dies und Johannes legte seine Arme um mich. "Ok, Johannes' rechte Hand etwas unter Jakobs Schulterblatt und Jakobs linke Hand in Johannes' Nacken...genauso! Perfekt!"
"Noch 'ne letzte Runde?", grinste mein bester Freund und ich küsste ihn als Antwort. Ich konnte gar nicht genug davon kriegen, seine Atemzüge mit meinen Mund aufzufangen, während auch Johannes scheinbar immer mehr Gefallen daran fand. Er presste seine Lippen immer fester gegen meine, sein Atem wurde flacher und seine linke Hand - die, die man von der Kamera aus nicht sehen konnte - schob sich unbemerkt ein kleines bisschen unter mein T-Shirt. Ich dachte nicht nach und schmuggelte einfach meine Zunge in den Kuss - die ganzen Kameras waren vergessen. Doch in diesem Moment drückte mich Johannes von sich. In seinen Augen konnte man den Schock ablesen und ich schob mich sofort von seinem Schoß.

"Ich denke, wir haben's!", rief Kathi begeistert und die ganze Crew klatschte; scheinbar hatte niemand was von meiner peinlichen Aktion mitbekommen.

Bis zum letzten MomentWo Geschichten leben. Entdecke jetzt