Thirty-Seven. Proceeding

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Benjamin

Mein Blick schweift unentwegt von ihrem Handgelenk zu ihren funkelnden Augen. Hin und her, hin und her. Am liebsten würde ich ihr das hässliche Ding von ihrer makellosen Haut zerren und darauf rumstapfen wie ein dämliches, bockiges Kind. Es ist mir ein Rätsel, wann Diego damit angefangen hat, sich gegen mich zu stellen. Gut, man sollte nicht vergessen, dass er allgemein nie ein treudoofer Welpe gewesen ist, der Kommentarlos jeden einzelnen meiner Befehle hingenommen hätte. Aber es kommt mir vor, als würde er von Minute zu Minute mehr den Respekt mir gegenüber verlieren. Das schmeckt mir ganz und gar nicht.

Emily andererseits hatte diesen Respekt noch nie. Sie ist trotzig und so sehr es mich auch anpisst, so sehr gefällt es mir auch. Das Glimmen und Flackern ihrer grünen Augen ist aufregend genug, um die Wut in meinem Brustkorb auf ein erträgliches Maß zurück zu schrauben. Vielleicht bin ich aber auch immer noch besoffen. Und high.

Erwartungsvoll sieht sie zu mir auf und um nicht von meinem eigentlichen Plan abzuweichen und mein Angebot auf höchst unmoralische Weise umzupolen, lege ich mir meine Worte ganz genau in meinem Kopf zurecht. Beschissener Bourbon.

„Du wirst für mich arbeiten." Ihre Stirn kräuselt sich und ihre Körperhaltung spannt sich an, nur, um im darauffolgenden Moment wieder zusammenzufallen. Ihr herausfordernder Blick weicht einem verwirrten und dann wird er sauer. Wenn mich meine leicht schwindelige Sicht nicht täuscht, sehe ich für einen kurzen Moment ihre Hand zucken, als wollte sie mich schlagen. Es amüsiert mich, dass jetzt sie diejenige mit den schmutzigen Gedanken ist. Unanständig. Heiß.

Das hilft mir gerade echt nicht weiter.

Bevor sie ihren Mund öffnet und etwas zu meinen Worten sagen kann, plappere ich weiter.

„Du bist seit Monaten hier, hast Charakterstärke bewiesen und meine Recherchen haben ergeben, dass du durchaus bewandert mit Zahlen bist. Und genau nach einem solchen Mitarbeiter suche ich schon lange. Dass du dabei auch noch ganz ansehnlich aussiehst und mit Möpsen gesegnet bist, trägt zu deinem Vorteil bei." Diesen Kommentar kann ich mir einfach nicht verkneifen und muss grinsen, während ihre Augen sich in eine Art Todesstrahl verwandeln. „Ich brauche jemanden, der meine Partner und Kunden in Schach hält, sich gegenüber von Ihnen behaupten kann", ergänze ich und werde bei dem Gedanken mit ihr Geschäfte abzuschließen ganz kribbelig. Mit ihrer engelsgleichen Erscheinung und ihrem inneren Biest wird sie ganz sicher für einige Furore sorgen. Das ist gut und genau das, was ich in meiner Stellung ausnutzen kann. Mein Informant auf der Insel hat ausgegraben, dass dieses kleine Mädchen nicht nur herausragende Noten in Mathe geschrieben hatte, sie war noch dazu seit Jahren in die Buchhaltung ihres Vaters involviert. Eine kleine Farm ist nicht unbedingt zu vergleichen mit meinen Geschäften, aber ich weiß, dass sie schnell lernen wird.

Ihre Kinnlade ist mittlerweile fast bis auf ihre Brust gesunken und wie es scheint, sucht sie nach den richtigen Worten. „Was für Recherchen?", platzt es aus ihr heraus und ich seufze ernüchtert. DAS ist das erste, was ihr einfällt?

„Oh Darling, ich habe meine Augen und Ohren überall." Grinsend zwinkere ich ihr zu, starre auf ihre Lippen und verfluche meinen treulosen Schwanz dafür, dass er schon wieder stramm steht wie beim Militär. Eigentlich möchte ich mich schlicht und ganz einfach auf diese kleine Verhandlung einlassen, die eigentlich ja keine ist. Ihr bleibt nämlich irgendwie keine Wahl. Emily tritt einen Schritt zurück, als könnte sie meine Gedanken lesen und ich kann schon wieder etwas freier durchatmen, da ihr Duft nicht mehr durch das tote Tier in meinem Mund dringt. Die uralten Mentos in meinem Handschuhfach konnten diesen Geschmack nämlich auch nicht verdrängen.

Afraid of youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt