Seventy. Rage

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Emily

Weitere Tränen lösen sich aus meinen Augenwinkeln und tropfen über meine Wangenknochen, während Ben mich hält, mich küsst. Seine Lippen sind weich und sanft und berühren mich tiefer als ich es für möglich gehalten habe. Er umgreift mit seinen Händen mein Gesicht, wischt die Feuchtigkeit auf meiner Haut davon und tastet sich mit seiner Zunge weiter vor. Der Kuss ist gleichzeitig zärtlich und unglaublich besitzergreifend. Ich fühle mich als würde ich schweben. Als würde ich nach Hause kommen.

Mit seinen Zähnen knabbert er an meiner Unterlippe, neckt mich, während eine seiner Hände in meinen Nacken wandert um mich an Ort und Stelle zu halten. Dabei möchte ich nirgendwo hin. Ich traue mich kaum zu rühren, aus Angst, ich könnte aus diesem Traum erwachen und die Seifenblase platzen lassen, in der ich mich im Augenblick befinde. Alles was ich kann, ist mich seinen Berührungen entgegenzustrecken und sie in mich aufzusaugen, als wären sie meine Luft zum Atmen.

Erneut verschafft sich seine Zunge Einlass in meine Mundhöhle, er saugt an meiner Zungenspitze, erkundet mich, küsst mich tiefer und leidenschaftlicher. Ein leises Stöhnen bringt seine Lippen zum Vibrieren und er zieht mich mit einem harten Ruck an seinen muskulösen Körper heran. Auch ich keuche, teils aus Überraschung und teils aus freudiger Erregung. Leben kommt mich und während ich alles in diesen Kuss lege, schlinge ich meine Arme um seine Hüften und kralle mich in seinem Hemd fest.

Ein Ruck fährt durch seinen Oberkörper und für einige Sekunden verharrt er ohne sich zu bewegen. Verwirrt löse ich mich von ihm, blicke in sein verzerrtes Gesicht und richte meinen Blick auf meine Arme. Abrupt lasse ich ihn los, sehe entschuldigend zu ihm auf und zappele nervös mit den Händen.

„Tut mir...", beginne ich, doch da hat er mich schon wieder an sich gezogen. „Geht schon wieder." Grummelnd greift er in meine Haare, neigt seinen Kopf, aber diesmal weiche ich ihm aus. „Du solltest dich besser ein wenig ausruhen", sage ich besorgt und schweife mit meinen Augen über die sichtbaren Blessuren in seinem Gesicht und an den Armen. Erst jetzt erkenne ich die Striemen um seine Handgelenke und schlage mir die Hand vor den Mund. „Gott, was haben sie nur mit dir angestellt?"

„Nicht der Rede wert, Darling." Er lächelt und wärmt damit mein Herz. Ich kann mich nicht erinnern je so einen weichen Ausdruck auf seinen sonst so harten Zügen gesehen zu haben. „Das sind nur ein paar Kratzer", ergänzt er, packt meine Haare fester und zieht meinen Kopf in den Nacken. Ich kann mich keinen Millimeter bewegen und ich spüre die Kraft seiner Muskeln, als er seine andere Hand um meine Taille schlingt. Seine Lippen sind leicht geöffnet, seine Atmung geht schwer und seine Augen glimmen wie eisiges Feuer. „Sind es nicht", flüstere ich einen schwachen Protest. Erneut küsst er mich. Von Sekunde zu Sekunde zerfließe ich mehr, mein Hirn wird zu Pudding, meine Knie werden weich. Würde er mich nicht halten, würde ich in mich zusammenfallen.

Ich wünschte, dass dies unser erster Kuss gewesen wäre. Es ist spürbar, dass nicht die reine Lust und Erregung ihn zu dieser Handlung bringt. Ein Mensch, der lediglich einen anderen ins Bett bringen möchte, kann nicht so viel Gefühl und so viel Emotionen in eine Berührung hineinlegen.

Bens Finger tasten meine Wirbelsäule entlang, bescheren mir eine Gänsehaut und lassen mich leise seufzen. Er presst mich fest an sich, nimmt mich vollkommen in Besitz.

Meine Hände machen sich selbstständig, erfühlen die angespannten Muskeln an seinem Rücken und rutschen anschließend unter sein Hemd. Seine Haut ist weich und warm. Der Zug an meinen Haaren wird fester und ich erschaudere, als er kurz seine Lippen von meinen löst um mir tief in die Augen zu sehen. „Du weißt gar nicht was du mit mir anstellst, Ems", haucht er. Mein Spitzname sorgt für eine Welle der Gefühle von mir und klingt wie eine sonore Liebkosung aus seinem Mund. Ich sehe ihn an, blicke in die Tiefen seiner geheimnisvollen Augen. Mein Herz springt und pocht und meine Kehle ist trocken.

Afraid of youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt