♦ Benjamin ♦
„Ist das dein Ernst?", schreie ich ungehalten, „Dieses Arschloch macht es sich auf meinem Grund und Boden gemütlich, reißt sich alles unter den Nagel was mir gehört und ihr habt noch immer keine neuen Informationen über seine Pläne?" Das Plastik meines Handys knirscht verdächtig unter der Anspannung meiner Finger und ich lockere sie angestrengt.
„Nein, Sir, es tut mir leid, aber alles was Santos anfasst scheint undurchsichtig. Es sind nirgends Spuren zu finden, dass er auf der Suche nach Ihnen oder Miss Emily ist. Alles was er tut, ist jeden Abend Partys zu feiern und sich sein Hirn zuzukoksen." Carlos knirscht mit den Zähnen und ich fahre mir erschöpft durchs Gesicht. Ich kann nicht glauben, dass Santos sich auf seinen Lorbeeren ausruht und nur auf meinen nächsten Schachzug wartet. Das sähe ihm nicht ähnlich. Auch wenn ich zugeben muss, dass er in letzter Zeit unberechenbar geworden ist. „Auf jeden Fall wurde die Leiche wirklich als Alvarez identifiziert. Meinen Informationen nach zu urteilen, hat er nicht an offiziellen Ermittlungen gearbeitet und somit dürfte auch niemand Offizielles von dem Verbleib Emilys erfahren haben." Wenigstens eine gute Nachricht. „Gut. Halte mich auf dem Laufenden", brumme ich, warte seine Antwort nicht mehr ab und kann nur schwer dem Drang wiederstehen, mein Handy gegen die Wand zu knallen.
Seit einer beschissenen Woche sitze ich ihm Exil, dazu verdammt, unfähig und mit gebundenen Händen zuzusehen, wie mein Cousin sich an meinem Verschwinden ergötzt. Ich möchte etwas töten, zerstückeln. Dieser Impuls scheint übermächtig zu sein. Hinzu kommt Emilys Anwesenheit, die mich zusätzlich daran hindert, nur einen halbwegs sinnvollen Gedanken zu fassen.
Über dem Bedürfnis jemanden aufzuschlitzen steht nämlich hauptsächlich das Verlangen danach, sie endlich voll und ganz in Besitz zu nehmen. Sie hart und tief zu ficken. Sobald sie sich im gleichen Raum befindet wie ich, fällt es mir schwer mich zusammenzureißen und nicht wie ein Löwe über sie herzufallen.
Ich kann nicht ganz verstehen, dass mein Schwanz die Macht über mich an sich reißt, während eine halbe Kolonie hinter mir her ist und sich meinen Tod wünscht. Fuck, es ist wichtiger denn je, dass ich einen kühlen Kopf bewahre!
Es ist nicht so, dass ich nicht bereits mit dem Gedanken gespielt hätte, meinen Trieben nachzugeben und darauf zu hoffen, dass mein Hunger gestillt werden würde. Doch irgendwie bezweifle ich das. Alles was mit Emily McMillen zu tun hat, zieht mich weiter in einen Strudel des Begehrens, tiefer in eine schwarze Dunkelheit, die mich handlungsunfähig macht. Schließlich habe ich diese ganze Situation in der ich stecke ihr zu verdanken. Trotzdem hätte ich wahrscheinlich im Nachhinein nichts anders gemacht.
Dieses Flimmern, diese Zärtlichkeit in ihren grünen Augen an dem Tag als wir angekommen sind, hat sich auf ewig in meine Netzhaut eingebrannt.
Stöhnend erhebe ich mich von meinem Schreibtisch, rücke meinen harten Penis in eine angenehmere Position und verlasse mein Büro. Die Sonne ist bereits untergegangen, das Knistern des Feuers ertönt in der Stille des Hauses und bietet die einzige Lichtquelle. Im Gefrierfach suche ich nach den Pizzen, die Jose mir besorgen sollte und stelle anschließend den Ofen an. Auch wenn es mir widerstrebt, werde ich heute dafür sorgen, dass Emily mal mehr als fünfhundert Kalorien am Tag zu sich nimmt. In der letzten Woche habe ich sie nur mit Toast und Obst durch die Gegend laufen sehen. Mir fehlen Marias Kochkünste auch, aber wenn wir noch länger hier verweilen müssen, wird sie womöglich bald von dem Wind davongetragen.
Ich komme mir ein wenig lächerlich vor, während ich den Tisch decke und die kleine Lampe neben dem Esstisch anmache. Da wir hier in der Wildnis leben und mich sowieso keiner sieht, kann das meine Männlichkeit aber gerade so verkraften. Als die Zeitschaltuhr nur noch wenige Minuten anzeigt, gehe ich die Treppen nach oben und klopfe an die Tür zum Schlafzimmer. „Komm runter, Darling. Es gibt essen", befehle ich und mache mich wieder auf den Weg nach unten, nachdem ich ihre kleinen Schritte auf dem Boden hören konnte.
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Afraid of you
Misterio / SuspensoKolumbien. Gefangen bei einem der einflussreichsten Männer des Landes. Und es gibt kein Entkommen. "Auch er sieht mir direkt in die Augen. Er verzieht keine Miene. Kalt, wie die Farbe seiner Augen. Hart, wie die Muskeln an seinem Körper...