Fourty-One. Protector

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♦ Emily ♦

Mit einem Ruck stößt er mich gegen die Wand, die Luft in meinen Lungen wird mit einem Stoß herausgepresst, weiterhin ist seine große Hand auf meinem Mund, die er gar nicht mehr bräuchte. Alles in mir ist eingefroren, ich kann mich nicht rühren, kann nicht schreien, nicht kämpfen, nicht fühlen. Es ist genauso wie damals als Jesus und Miguel mich entführt haben. Meine Füße sind in Beton gegossen und ich kann nur wie eine Außenstehende zusehen, wie er seine freie Pranke auf meinen Busen legt. Mir wird übel und mein Herz klopft so wild, dass meine Rippen darüber zu brechen scheinen. „Als würde er so eine heiße Partnerin haben. Sag schon, wie oft fickt er dich?" Er spricht spanisch und es dauert, bis ich die Worte in meinem verwirrten Kopf übersetzt habe.
Sein Körper presst sich gegen meinen und ich schließe entsetzt die Augen, während seine Hand über meinen Bauch rutscht, immer tiefer. Er schoppt mein Kleid nach oben und ich kann nichts tun. Gar nichts. „Es ist nicht nett, dass er nicht teilen möchte. Aber weißt du was?", höhnt er. Kurz lässt er von mir ab und ich glaube in Ohnmacht zu fallen, als er seinen Gürtel und seinen Hosenschlitz öffnet. Diese Geräusche brennen sich erbarmungslos in mein Gedächtnis. „Das ist mir scheißegal", beendet er seinen Satz und betatscht erneut meine Brüste. Ich würge, kann nicht glauben, dass dieser Perversling glaubt, mich einfach wie Freiwild behandeln zu können. Hat Ben ihm nicht klar gemacht, dass ich nichts mit den Mädchen da draußen zu tun habe? Dass er mich nicht einfach nach Lust und Laune berühren darf?

Jedoch reicht ein einziges Blinzeln in seine Augen um zu sehen, dass es diesem Mann wirklich egal ist. Er nimmt sich was er möchte und in diesem Fall – bin ich das.

Erst ein kurzes Schielen auf seine Armbanduhr lässt mich aus meiner Schockstarre erwachen. Leben kommt in mich, vertreibt die Angst, den Ekel und die Scham. Ben hat mir fünf Minuten gegeben, bevor er meinen Bruder töten lässt und dieser Widerling wird mich nicht von meinem Plan abhalten meinen Kleinen zu beschützen.

Entschlossen reiße ich die Augen auf, meine Arme schießen nach oben und ich stoße mit aller Kraft die ich habe gegen seine Brust. Tatsächlich taumelt er einen Schritt zurück und ich nutze den Überraschungsmoment und ziele mit meinem Knie direkt zwischen seine Beine. Wie ein getretener Hund jault er auf, fällt auf die Knie und hält seine Hand vor die geöffnete Hose. Eine Sekunde verstreicht, ehe ich mich bewegen kann und an ihm vorbeirenne, nur ein Ziel in Sicht; so schnell wie möglich zurück zu Ben zu kommen. „Du verdammte Schlampe", ächzt Raul. Ich bekomme erst mit, dass er meinen Knöchel umgreift, als ich zu Boden stürze. Mit einem dumpfen Aufprall falle ich auf die Fliesen, irgendwas knackt und durch meine Rippen fährt ein fürchterlicher Schmerz. Meine Arme schrammen über den Boden, während er mich an den Füßen zu sich zieht.

Ziellos trete ich um mich, versuche vor ihm zu flüchten, doch es ist sinnlos. Ich keuche, als er mich an den Haaren packt und zu sich hochzieht, nur, um mich brutal gegen das Waschbecken zu drücken. Sein Gesicht ist wutverzerrt und seine Hand zieht unerbittlich an meinem Schopf, sodass ich glaube, er reißt mir meine Haare heraus. „Das wirst du bereuen", knurrt er und erneut macht er sich am Saum meines Kleides zu schaffen, den ich zuvor wieder heruntergezogen hatte. „Nicht", wimmere ich. Wie ein wildgewordenes Tier schnappe ich nach seiner Hand, die sich auf meinen Mund legt. Meine Arme und Beine zappeln unter seinem Griff. Brutal zerrt er meinen Kopf in den Nacken, sodass ich kaum mehr Luft bekomme, sodass ich nur noch die Decke über mir sehe. Sein teuflisches Lachen lässt meine Ohren klingeln und mir wird kurz schwarz vor Augen, als er seine dreckigen Finger unter den Rand meines Slips schiebt und die dünne Spitze darunter nachgibt. Der Stoff reißt und segelt zu Boden. Ich stehe entblößt, gedemütigt vor einem wildfremden Mann und kann trotzdem nur an meinen Bruder denken. An die Zeit, die mir unter den Fingern zerrinnt. Diese grausigen Bilder von meinem Kleinen flackern erneut vor meinem geistigen Auge auf und zwingen mich dazu nicht aufzugeben.

Rauls Nägel bohren sich in die Haut meiner Oberschenkel, die ich unerbittlich versuche zusammenzupressen, aber meine Muskeln sind zu schwach. Innerlich beginne ich mich mit meinem Schicksal abzufinden und hoffe, dass ich das nicht überleben werde, was er gleich mit mir tun wird. Mit dem Gewissen, dass mein unschuldiger Bruder wegen mir getötet wurde, würde ich vollkommen zu Grunde gehen. Irgendwie konnte ich alles ertragen was mir in den letzten Wochen passiert ist. Den Schmerz, die körperliche Pein, die Machtspiele von Ben. Selbst die unbändige Angst, die mich jeden Tag begleitet, ist solange kein Problem, wie ich noch Hoffnung in meinem Herzen trage. Hoffnung, irgendwann unversehrt zu meiner Familie zurückzukehren und sie in meine Arme schließen zu können. Aber wenn das nicht mehr ist, dann überlebe ich das hier nicht. Unmöglich.

Die Tür springt auf und kracht mit einem ohrenbetäubenden Knall gegen die Wand. Raul dreht sich um, versteift sich und rückt sofort von mir ab, als er Ben zu sehen bekommt, der wie ein Rächer den Rahmen der Tür ausfüllt. Die Emotionen die sich in seinem Gesicht wiederspiegeln sind kaum zu erfassen. Wut, Hass, Unglaube. Ich glaube nicht, ihn je schöner gesehen zu haben.

Rasend schnell ist er bei ihm, hat ihn am Hals gepackt und gegen die nächstbeste Wand gedonnert. Meine Beine geben nach und ich sacke zu Boden, umklammere verzweifelt meine Knie und beobachte wie durch einen Schleier hindurch die Szene vor mir. Es geht alles so schnell, dass ich gar nicht begreife was passiert. Dass er hier ist, dass er mich gerettet hat.

Bens Kieferkonchen treten hervor, die Muskeln unter seinem Hemd sind so angespannt, dass man jede einzelne Erhebung erkennen kann. „Das nennst du Respekt, du verfickter Pisser?!", brüllt er. Rauls Gesicht ist mittlerweile rot, seine Augen treten hervor und er versucht Luft zu bekommen, die durch Bens Hand an seinem Hals abgedrückt wird. Die rohe Gewalt mit der er handelt sollte mich schockieren, doch das tut es nicht. Noch nie war ich so froh, dass er in meiner Nähe ist, dass er der ist, der er nun mal ist; ein rücksichtsloser Mensch, der handelt ohne viele Worte zu verlieren.

Er lässt Rauls Hals los, schlägt ihm mit der Faust mehrmals in Gesicht, bevor er ihn an den Schultern packt. Der Widerling hat nicht den Hauch einer Chance und dennoch beruhigt sich mein Puls für keine einzige Sekunde.

„Was ist mit meinem Bruder? Was ist mit ihm? Geht's ihm gut?", schreie ich abgehakt und zucke zusammen, als Ben erneut zuschlägt und seinen Ellenbogen in Rauls Magen rammt. „Sieh weg, Darling. Das willst du nicht sehen", ruft mir Ben zu ohne auf meine Frage einzugehen. Meine Augen bleiben jedoch auf die beiden Männer gehaftet. Ob es mein Schockzustand ist oder die Faszination dieser Situation weiß ich nicht. Auch wenn ich weiß, dass er ihn töten wird. Das tut er doch immer, oder? Alles was ich wissen will, ist, ob James lebt oder ob ich zu spät komme.

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Tach ihr Schnuggelhasen x) weil ich so viele rückmeldungen zum letzten kapitel bekommen habe, werde ich einfach heute schon hochladen  😂

Ben der Retter? Ben der Bösewicht? Teufel oder Engel? ;) Die Frage ist, hat er ihrem Bruder etwas getan oder nicht? Und ich glaube wir sind uns alle einig, dass ein Mann der die Ehre einer Frau verteidigt einfach nur sexy ist, oder? 😁

Ich muss mal wieder fragen: Habt ihr Verbesserungsvorschläge für mich? Tipps? Ideen, von denen ihr denkt, dass sie UNBEDINGT in die Geschichte mit hinein müssen?

Liebe Grüße :-*

Eure Lary<3

Afraid of youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt