✨Kapitel 75

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Die Evakuierung der Basis hatte gut funktioniert und auch unsere Taktik dafür zu sorgen, dass sie uns nicht nach Naboo folgen können, funktionierte ebenfalls.
Mehrere unserer Leute mussten auf dem Schlachtfeld ihr Leben lassen, doch diese Verluste blieben geringer als damals auf Crait. Und dennoch fühlte ich mich so, als hätte ich verloren. Ben war verletzt, ich wusste nicht, wie es ihm ging. Den Flug über half Finn mir bei meinen Aufgaben als Gruppenführer, oder übernahm sie teilweise ganz. Er nutzte meinen verletzten Zustand als Ausrede, weshalb ich weitestgehend in Ruhe gelassen wurde. Dafür war ich ihm sehr dankbar, denn mit jeder verstreichenden Minute wurde es für mich nur unerträglicher.
Als wir endlich auf Naboo ankamen, wurden die Verletzten sofort abgeholt und auf die Krankenstation gebracht. Leia erwartete uns bereits im Hangar.
„Willkommen zurück." Sie begrüßte uns mit einem stolzen Lächeln. Die Mission war erfolgreich abgeschlossen. Mir jedoch war nicht nach Lächeln zumute. Tränen traten erneut in meine Augen, als ich vor sie trat.
„Leia, es... es tut mir leid!" Ich wagte es nicht sie anzusehen.
„Ihr habt die Mission erfolgreich abgeschlossen, Liebes. Verluste waren zu erwarten." Noch immer sah ich nicht zu ihr.
Finn trat neben mich. „Danke, General, aber ich denke es geht hier um einen unerwarteten Verlust." Dass er mir zur Seite stand und dennoch mir überließ, die Nachricht zu überbringen, war wirklich freundlich. Finn hatte in den letzten Stunden mehr für mich gemacht, als ich jemals erwartet hätte. Dafür war ich ihm sehr dankbar.
„Liebes, was meint Finn?" Erst jetzt sah ich auf, doch es kostete mich mehr Kraft, als erwartet ihrem Blick standzuhalten. „Ben...er wurde auf dem Schlachtfeld verletzt." Ein besorgter Ausdruck trat in ihre Augen. „Aber er lebt?"
„Als wir den Planeten verlassen haben, war er noch am Leben." Sie legte mir ihre Hand auf die Schulter und schenke mir ein aufmunterndes Lächeln. Woher sie nur die Kraft dazu nahm? „Du darfst nicht vergessen, dass mein Junge zäher ist, als man immer denkt." Damit hatte sie recht. Diese Tatsache schaffte es mir ein schwaches Lächeln auf mein Gesicht zu zaubern.
Zufrieden nickte Leia. „Da das nun geklärt ist, werdet ihr im Besprechungsraum erwartet." Stumm nickte ich und folgte Finn die Gänge entlang. Im Besprechungsraum befanden sich bereits einige Wesen. Sowohl Truppenführer als auch Leias engster Beratungskreis. Wir erblickten Rose, die gerade mit Rey sprach. Finn gesellte sich zu ihnen, doch ich setzte mich still hin und ging den Bericht durch, den er auf dem Flug formuliert hatte. Mit der Zeit füllte sich der Raum immer mehr, bis Leia gefolgt von Poe als letzte eintraten. Es wurde still und jeder setzte sich.
Die Besprechung drehte sich primär um den Kampf, die verzeichneten Verluste, Berichte jeweiliger Gruppen und schließlich auch, wie wir weiter verfahren würden. Doch viel bekam ich nicht mit. Meine Gedanken schwirrten nur vor Sorge um Ben.
Als diese Besprechung endlich beendet war, verließen fast alle den Raum, um sich auszuruhen, in der Krankenstation vorbeizusehen oder die ihnen zugeteilten Aufgaben direkt erledigten.
„Aha, du hast also den Obersten Anführer geküsst, Ria?" Poes Stimme direkt neben mir riss mich aus meinen Gedanken. Mit einem Grinsen setzte er sich auf den Tisch. „Einige der Bodentruppen munkeln da sowas..." Erschrocken weiteten sich meine Augen, sobald mir bewusstwurde, was er damit meinte. „Ich meine, ich bin nicht gerade überrascht, dass es zu einem Kuss kam, aber auf dem Schlachtfeld? Direkt vor allen? Und gerade, nachdem er uns den Krieg erklärt hat? Ria, das verwundert mich nun doch." Er zog eine Augenbraue nach oben.
War er wütend? Konnte man es ihm verdenken? Er wusste ja nicht von Kylos eigentlichem Plan uns zu beschützen.
„Ich...ähm..." Nach Worten ringend senkte ich den Blick auf meine nervös zitternden Hände. Warum fürchtete ich mich so sehr Poe anzusehen? Hatte ich Angst verurteilt zu werden? Dabei war es immerhin meine eigene Schuld...
„Poe, lass sie-", hörte ich Finn sagen. Er trat neben mich und legte mir beschützend die Hand auf die Schulter. Doch bereits im nächsten Moment wurde er harsch von Rey unterbrochen: „Nein, ich bin auch an ihrer Antwort interessiert." Erschrocken fuhr ich hoch. Rey sah mich mit einem säuerlichen Blick an. „Er ist unser Feind. Ist dir das bewusst?" Sofort stand ich auf und stellte mich ihr entgegen. Die Wut darüber, was sie Ben angetan hatte, überkam mich nun endgültig.
„Nein! Du machst ihn zu deinem Feind! Er ist nicht unser Feind, sondern die Erste Ordnung."
„Deren Anführer er ist."
„Das heißt dennoch nicht, dass wir ihn töten sollen! Du hättest ihn nicht angreifen sollen! Wegen dir wird er vielleicht sterben!" Wütend ballte ich meine Fäuste.
„Ich würde mich freuen, wenn er stirbt!" Dieser kleine Satz löste einen unbeschreiblichen Zorn aus. „Abgesehen davon brauchst du mich nicht zu beschuldigen. Ich habe das getan, was deine Aufgabe war!" entschlossen blickte sie mir entgegen. Wieso war sie davon so überzeugt?! „Ich weiß, dass du daran glaubst, dass es Gutes in ihr gibt, aber du irrst dich. Er hat seinen Vater getötet, Finn schwer verletzt, ist an Lukes Tod Schuld und hat unsere Kameraden getötet, ohne mit der Wimper zu zucken! Kylo Ren ist unser Feind! Ich habe den Widerstand beschützt und was hast du getan? Du küsst unseren Feind!" Sie hatte mit vielem Recht und doch konnte ich ihr nicht zustimmen. Abgesehen davon war es Finn, der mir trotz diesem Kuss Unterstützung gab.
Unser Streit hatte mehr Aufmerksamkeit auf sich gezogen uns so kam Rose auch zu uns.
„Was höre ich hier, du hast den Obersten Anführer geküsst?" Wider aller Erwartung hatte sie keinen feindseligen Ausdruck, als sie sprach - im Gegenzug zu Rey - sondern wirkte nur neugierig. Auch Beaumont trat zu uns, schwieg jedoch. Mir wurde die Sache langsam mehr als nur unwohl.
„Nun, jetzt bist du uns eine Erklärung schuldig.", meldete sich Poe wieder zu Wort, wofür er direkt einen kleinen Tritt von Finn bekam. „Poe!", mahnte er, doch erneut redete ihm jemand rein: „Ich will nicht unhöflich sein, aber an einer Erklärung bin ich nun auch interessiert, Jedi." Am Eingang stand Captain Astat mit verschränkten Armen. „Ich habe zwar nicht mal die Hälfte eurer Verhandlung mitbekommen, aber das hat mich nun doch sehr überrascht." Ihren Arm hielt sie in einer Schlinge, doch mit dem anderen wedelte sie in der Luft herum. „Einige Gerüchte besagen, dass es etwas mit dieser 'Macht' zu tun hat und, dass der Grund dafür ist, so als wärst du verzaubert worden. Doch eurem Streit nach zu urteilen war das kein Zauber, sondern volle Absicht... Oder du bist noch immer verzaubert."
Schulterzuckend betrat sie nun den Raum und ließ sich auf einen der Stühle fallen. Mit einem auffordernden Blick schaute sie zu uns auf. Ihre Art erstaunte mich immer wieder.
Ein lautes Seufzen erweckte die Aufmerksamkeit aller Anwesenden. Leia trat an den Tisch.
„Alyria, Liebes, so wie es scheint erwarten einige eine Erklärung. Auch ich als General bin neugierig." Sie schloss die Tür. „Wenn du nichts dagegen hast, dürfen alle gerade Anwesenden zuhören."
In Gedanken ging ich meine Möglichkeiten durch, bis ich schließlich nickte. Der größte der Teil wusste eh schon von meiner besonderen Verbindung zu Ben. Selbst Rose und Beaumont.
Jeder, außer mir, setzte sich. In den meisten Gesichtern spiegelte sich Neugierde. Rey jedoch rümpfte die Nase.
„Um eines klarzustellen: ich wurde nicht verzaubert." Das entlockte Astat ein kleines Lächeln. „Ja, die Erste Ordnung hat uns auf Befehl des Obersten Anführers den Krieg erklärt, aber dahinter steckt mehr, als man denkt. Ben hat es mir erklärt."
Nun hob Astat ihre Hand. „Du redest von einem Ben, ist das der Oberste Anführer?" Ich nickte als Antwort. Seltsamerweise wirkte es fast so, als würde Astats unbesorgte Art für eine weniger ernste Atmosphäre sorgen, wofür ich sehr froh war.
„Die Kriegserklärung sollte als Warnung dienen, damit wir vorbereitet sind und evakuieren können."
„Das ist doch nur eine Ausrede!" Ich hatte erwartet, dass Rey etwas Derartiges sagen würde.
„Rey, lass sie ausreden.", kam es von Finn. Seufzend verschränkte sie die Arme.
„Sie hat aber schon irgendwie recht mit dieser Annahme...", flüsterte Poe nicht ganz so leise, wie vermutlich geplant, zu Finn, weshalb er auch von Finn einen bösen Blick bekam.
„Es ist keine Ausrede!", begann ich wieder zu sprechen, weshalb Poe seine Hände als Zeichen der Niederlage hob. Noch immer erstaunte mich Finns Rückhalt. Dennoch fuhr ich fort: „Würde der Oberste Anführer die Basis nicht angreifen, sobald sie den Standort wissen, wäre es äußerst auffällig. Also musste er zum Schutz von unserer Basis hier, diesen Angriff befehlen." Erstaunte Gesichter blickten mir entgegen.
„Er weiß von dieser Basis?!" Ich wechselte einen Blick mit Poe. Er wusste immerhin davon. „Ja, aber Ria hat recht, diese Basis wurde nicht angegriffen, also wird wohl einiges an ihrer Geschichte wahr sein." Rose, Beaumont, Rey und Astat wirkten erstaunt. Finns Gesicht nach zu urteilen wusste er bereits davon. Vermutlich hatte Poe ihm davon erzählt... Und Leia schien nun wirklich nichts mehr zu wundern. Mit einem Nicken forderte sie mich auf fortzufahren.
„Sein Plan war also von Anfang an nicht böswillig, sondern hauptsächlich dem Schutz dieser Basis gewidmet."
„Und das glaubst du wirklich?", meldete sich Rey erneut zu Wort. Ich nickte.
„Ich habe noch eine weitere Frage", kam es von Astat, „wenn mich meine Augen nicht betrogen haben, dann hat er sich vor dir hingekniet. Du hattest seine Licht-Waffe -Lichtschwert, wenn ich mich richtig erinnere- und hast ihn nicht getötet, sondern geküsst... Warum?" Ja, warum. Wie sollte ich ihnen das nun erklären?! „Ich meine, es ist ganz klar, dass da zwischen euch irgendwas in der Vergangenheit war... Sonst würde ich ja nochmal auf die Möglichkeit mit dem Zauber zurückkommen..."
„Sie hat soeben gesagt, dass das keine Zauber sind, warum hörst du auch nie zu?!", brummte Poe.
„Ich habe zugehört, Dameron. Außerdem war das nur als Witz gemeint!", blaffte sie ihre Antwort. Allein bei dem Anblick kam mir der Gedanke, dass sich beide wie kleine Kinder benahmen. Sie kannten sich wohl... Jedoch war mein Kopf primär damit beschäftigt eine mögliche Antwort zu erarbeiten.
Leia räusperte sich laut, was die zwei Streithähne zum Schwiegen brachte und auch meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Mit einem auffordernden Lächeln sah sie zu mir. Es kam mir fast so vor, als würde sie mir mit diesem Blick etwas mitteilen. Vielleicht hatte sie recht, es war an der Zeit die Wahrheit zu sagen.
„Es stimmt, selbst aus meiner Sicht ist es verrückt, was ich getan habe... Ich wollte ihm anfangs auch nicht glauben und war ebenfalls wütend." Mein Blick wanderte zu Rey. „Viele hätten vor mir erwartet, dass ich ihn töte oder sonst was, nur kein Kuss... Ja, das war in der Tat...unbeschreiblich dumm und kaum zu erklären..." Während ich sprach, oder viel eher vor mich hinbrabbelte, senkte ich den Blick. Nervös spielte ich mit meinen Fingern und suchte nach den richtigen Worten. Warum war das nur so schwer?!
Weil ich versuchte um das Thema herumzureden?
Weil ich versuchte es für sie entsprechend darzustellen?
Hatte ich Angst vor ihren Urteilen?
Ja, ich drehte und wendete die Tatsache, um sie angepasst zu erklären, aber es ging nicht anders als direkt raus. Ich durfte mich nicht davon einschüchtern lassen!
Wann hatte ich jemals darauf geachtet, was andere von mir dachten? Ich würde nicht mehr weglaufen! Wenn ich etwas wollte, dann musste ich dafür kämpfen! Und ich wollte, dass sie mich so akzeptierten, wie ich war! Wenn selbst Finn und Leia, die Menschen, die Kylo besonders hassen konnten, hinter mir standen, hatte ich nichts mehr zu befürchten.
Durch diese Tatsache bestätigt, fasste ich neuen Mut. Entschlossen ballte ich meine Hände zu Fäusten, richtete mich auf und begegnete allen mit einem entschlossenen Blick.
„Obwohl, es gibt ein Wort für das: Es ist Liebe. Ich liebe ihn, okay. Wenn du nach dem Wort suchst, das bedeutet, dass du dich um jemanden sorgst, wider aller Vernunft und willst, dass er alles hat, was er will, egal wie sehr es dich zerstört? Dann ist es Liebe." Tränen traten mir langsam in die Augen, dennoch musste ich zugleich Lächeln. „Und wenn du jemanden liebst... hörst du damit nicht einfach so auf; niemals. Selbst wenn Leute ihre Augen verdrehen, dich für verrückt erklären. Denn könnte ich einfach aufhören, würde ich einfach den Rat der Welt annehmen und mit meinem Leben weitermachen, aufhören zu kämpfen, wäre es nicht Liebe. Es wäre einfach nur eine weitere Sache ohne Bedeutung, für die es nicht Wert ist zu kämpfen. Aber das ist nicht das, was wir haben." Im Raum war es still. Poe lehnte sich nachdenklich grinsend zurück, Finn neben ihm schmunzelte ebenfalls. Astat wirkte überrascht, ebenso Rose und Beaumont, doch keiner von ihnen wirkte urteilend. Rey klappte der Mund auf. Sie musterte mich abschätzig. Leia jedoch lächelte nur. Für sie war diese Tatsache nichts neues.
„Ria, du machst es dir echt nie einfach...", scherzte Poe nur. Schulterzuckend erwiderte ich sein Lächeln
„Niemand ist perfekt."
Rey schnaubte. „Und Kylo, unser Feind, ist es erst recht nicht!" Ihre Reaktion war nicht anders als erwartet, weshalb ich mich bereit machte ihn und mich zu verteidigen.
„Dann haben wir wohl Glück." Dass Leia sich das erste Mal zu Wort meldete, ließ Rey sofort verstummen und ebenfalls änderte sich ihr Ausdruck zum ersten Mal von wütend oder urteilend zu überrascht. „Liebe ist die einzige Macht fähig dazu einen Feind in einen Freund zu verwandeln." Das ließ Rey nun nachdenklich zurück. Es kam mir fast so vor, als würde sie durch Leias Worte ihren Zorn auf Kylo senken. Ihre Miene wurde schwer zu deuten. Erleichterung flutete mich bei Leias Worten.
Langsam sank auch ich auf den Stuhl vor mir, da nun die ganze Anspannung meinen Körper verließ und meine Kraft direkt mit sich zog.
„Ist ja krass!", unterbrach Astat die Stille, „laufen diese Nachbesprechungen hier jedes Mal so ab? Dann will ich echt immer dabei sein!" Ein schwaches Lächeln schlich sich auf mein Gesicht.

It's You (Kylo Ren ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt