So schnell mich mein verletztes Bein tragen konnte, rannte ich durch die Straßen. Den Weg, den ich mit Kylo genommen hatte, als wir uns auf dem Hinweg befanden.
Die ganze Zeit über hoffte ich, dass Kylo das Schiff noch nicht erreicht hatte und flehte, dass ich ihn noch rechtzeitig warnen konnte. Das Dorf hatte ich schon hinter mir gelassen, als ich den Wald erblickte. Da wir das Schiff davor abgestellt hatten musste es nicht mehr weit sein. Und tatsächlich.
Als ich außer Atem den leichten Bergabhang hochhechtete, erblickte ich das Schiff. Es war nur klein erkennbar. Wenige Sekunden später konnte ich auch einen ganz kleinen, schwarzen Punkt in der Ferne ausmachen. Es musste Kylo sein. Und schon rief ich laut nach ihm: „Kylo!"
Meine Stimme war panisch und doch hoffte ich, dass Kylo mich hören würde.
„Kylo, geh weg da!"
Wie wild fuchtelte ich mit den Armen in der Luft herum und hoffte, dass er endlich auf mich aufmerksam wurde. Und da, als hätte er mich gehört, wagte ich zu erkennen, dass er sich umdrehte. Nicht weit vom Schiff entfernt. Mit zusammengebissenen Zähnen versuchte ich schneller zu rennen, doch langsam ging mir die Kraft aus.
„Weg vom Schiff!", schrie ich, als ich ihm immer näherkam. Ich konnte seine Gestalt nun gut erkennen, doch er war noch immer weit genug weg, sodass ich mir nicht sicher war, ob er mich hörte. „Das Schiff geht hoch!" Ich wedelte wild mit den Armen und hoffte, dass er meine Gedanken wahrnehmen konnte.
„Hier fliegt gleich alles in die Luft!"
Und wie, als hätte alles nur darauf gewartet, sah ich, wie sich etwas an dem Schiff tat. Ein Feuer, nein eine Explosion ging von der einen Seite aus und innerhalb einer Sekunde flog das komplette Schiff in die Luft. Der laute Knall hallte in meinen Ohren nach, als ich mich zu Boden warf und meinen Kopf schützend bedeckte.
Ich spürte, wie die Druckwelle an mir vorbeiraste und dafür sorgte, dass mir die losen Haarsträhnen ins Gesicht gegen meine Hände prallte.
Durch die Explosion gelöste Brocken vom Boden prasselte auf mich nieder und auch kleine Teile des Schiffes flogen über mir hinweg.
Sobald der erste Schock überwunden war, richtete ich mich auf. Überall lagen Schiffsteile, Rauch hing in der Luft und das, was noch vom Schiff übrig war, brannte vor sich hin.
„Kylo!", schrie ich panisch, als mir auffiel, wie nah er sich and er Explosion befunden hatte. Hektisch rappelte ich mich auf und wollte schon loslaufen, da fiel mir auf, dass ich an meinem Oberschenkel eine Verletzung hatte. Ein wenig Blut lief daran runter und tränkte die zerschlissene Hose, doch das ignorierte ich so gut es ging.
Ich humpelte durch die Trümmer, die überall lagen und hielt nach der schwarzen Gestalt Ausschau, doch entdecken konnte ich ihn nicht.
Je näher ich an die Explosion kam, desto dichter wurde der Rauch, weshalb ich hustete. Mein Körper krampfte sich leicht zusammen, doch ich versuchte erneut so wenig von der Luft einzuatmen, wie möglich. Als mir jedoch auffiel, dass unweit von mir Stoff im Wind wehte, rannte ich zu der Stelle.
„Kylo!", rief ich panisch, als ich seinen leblosen Körper dort entdeckte, zur Hälfte von einem großen Schiffsteil bedeckt. Ich griff nach dem Teil und wollte es hochheben, doch es war zu schwer. Einige Male versuchte ich es, doch es bewegte sich bloß einen Zentimeter.
Als ich merkte, dass ich durch meinen Kraftaufwand bloß noch mehr Gewicht auf Kylos Körper schob, hörte ich auf.
Angestrengt streckte ich meine Hand aus und hoffte, dass ich das Schiffteil mit der Macht heben konnte. Es bewegte sich, doch bloß sehr wackelig und lange konnte ich es nicht halten. Fahrig fuhr ich mir durch die Haare und versuchte es erneut. Dieses Mal konzentrierte ich mich nur darauf und versuchte alles um mich herum auszublenden, auch die Angst um Kylo, die wie eine rote Alarmleuchte vor meinem geistigen Auge leuchtete. Mein Puls raste, doch ich versuchte mich nicht darauf zu konzentrieren und streckte beide Hände aus. Es mag zwar nichts bringen, doch ich fühlte mich dadurch etwas stärker. Und wie als würde alles um mich herum verstummen, nahm ich nichts mehr wahr, außer dem Geräusch, das das Schiffsteil verursachte, als ich es hochhob und in der Luft schweben ließ.
Langsam öffnete ich meine Augen wieder und sah, dass es einen guten Meter über Kylos Körper schwebte. Mit einem kräftigen Stoß meinerseits flog es weg und kam entfernt wieder auf den Boden auf. Meine Aufmerksamkeit lag jedoch bloß bei Kylo.
Gehetzt rannte ich zu ihm und kniete mich neben ihn. Er lag merkwürdig da, als hätte es ihn durch die Luft gewirbelt, bevor er auf den Boden getroffen war und begraben wurde. Er war bedeckt mit Erde und andern Dingen, die ich schnell von ihm wischte. Schnaufend konnte ich ihn auf den Rücken drehen und hörte ihn dumpf aufkommen. Seine Maske starrte mir unentwegt entgegen.
„Kylo?" Ich rüttelte ihn und hoffte, dass er nur ohnmächtig war, doch auch nach einiger Zeit nahm ich keine Regungen war. Weder ein Zuckern der Finger, noch das Geräusch, das man hörte, wenn er mit der Maske atmete. Nun unsicherer starrte ich ihn an und mich beschlich ein ungutes Gefühl. Panik glomm in mir auf und ich rüttelte ihn nun verzweifelte.
„Kylo? Komm schon, Kylo, jetzt wach endlich auf!"
Doch es tat sich einfach nichts. Mit zitternden Fingern versuchte ich an seinem Hals nach seinem Puls zu suchen, doch der Kragen versperrte mir den Weg und die Maske störte zudem.
„Verdammtes Teil!", fluchte ich und zerrte an der Maske herum, um sie irgendwie von seinem Kopf zu entfernen. Je länger ich brauchte, um irgendetwas zu finden, desto verzweifelter wurde ich. Die Maske war wie festgeschweißt und sein Körper leblos. Er durfte nicht tot sein!
„Warum geht das dumme Teil nicht auf?!", fluchte ich erneut und schlug mit der Faust dagegen. Sofort bereute ich es, da sein Kopf zur Seite geschleudert wurde und schlaff wieder in die ursprüngliche Position zurückrollte. Meine Hand schmerzte, doch ich konnte daran nicht denken, schließlich hatte ich ihn womöglich noch mehr verletzt.
Wenn er nicht bereits eh schon tot ist. Meldete sich eine Stimme in meinem Kopf. Sofort rief ich mich zur Ordnung und verbannte den Gedanken.
„Kylo? Kannst du mich hören?" Ich wurde immer entmutigter und das merkte ich auch, während ich sprach, denn meine Stimme begann zu zittern.
„Kylo... Bitte!"
Wenn er tot ist, hilft kein Flehen mehr... Erneut ertönte die Stimme in meinem Hinterkopf. Zulassen konnte ich es dennoch nicht. Nur, weil er sich nicht bewegte musste es nicht heißen, dass er nicht mehr lebte.
Mit neuer Hoffnung, oder auch Verzweiflung, suchte ich an seiner Brust nach einem Herzschlag. Mit hektischen Handbewegungen entfernte ich seine vielen Lagen Stoff, bis ich mir sicher war, dass ich seinen Puls spüren würde, doch dort, wo ich das leichte Klopfen wahrnehmen sollte, war nichts. Kein Herzschlag.
Zitternd beugte ich mich zu ihm herunter und legte meinen Kopf auf seine Brust. Nichts war zu vernehmen, kein Herzschlag, kein Atmen.
Geschockt ließ ich mich nach hinten fallen und saß halb zusammengefallen neben ihm. Nun übermannte mich doch die Hoffnungslosigkeit und die Stimme ertönte lauter, als zuvor: Das war es wohl. Der große Kylo Ren ist nun tot. Du bist frei, geh! Hier gibt es niemanden, der dich noch bei der ersten Ordnung hält. Und niemand der dich aufhalten kann. Du solltest dich freuen! Energisch schüttelte ich den Kopf. So durfte es nicht enden. Er durfte nicht sterben! Mir war es egal, ob ich nun fliehen könnte, Kylo hier so tot liegenzulassen konnte ich nicht, nicht nachdem er mich vor dem Anführer gerettet hatte. Ich würde ich noch helfen können! Er war nicht lange ohne Herzschlag!
Mit neu gefasster Hoffnung, angetrieben durch die Angst vor seinem Verlust, richtete ich mich wieder auf und kniete mich direkt neben ihn. Meine Hände bebten, doch ich versuchte sie möglichst ruhig auf seiner Brust zu platzieren. Ich begann mit der Herzdruckmassage, die ich einst gelernt hatte und betete innerlich, dass es funktionierte.
Das bringt nichts. Du verschwendest deine Zeit, Mädchen, hörte ich erneut die Stimme sprechen, nur diesmal erschien es mir fast so, als wäre sie neben mir. Tränen traten in meine Augen, als ich entschlossen den Kopf schüttelte und laut mitzählte.
„Acht."
Hör doch auf damit.
„Neun."
Er ist tot und bliebt tot, egal was du machst.
„Zehn."
Flieh endlich und lass ihn zurück! Die Stimme wurde beinahe zu einem Zischen. Dennoch widerstrebte es mir.
„Nein, er wird leben!", schrie ich laut und machte weiter, „Hörst du, Kylo? Du wirst leben! Ich mache mich hier schließlich nicht umsonst zum Affen!" Immer kräftiger drückte ich, doch es fiel mir kaum auf, so sehr redete ich mich in Rage.
„Verdammt!" Wut und Verzweiflung mischten sich und ich merkte, wie ich fast nur noch auf seine Brust schlug. Es erschien mir effektiver als das Drücken.
„Wach!" Meine Fäuste trafen seine Brust mit einem dumpfen Geräusch.
„Endlich!" Wumm. „Auf!" Ein letztes, verzweifeltes Mal ließ ich meine Fäuste niedersausen und schrie das letzte Wort schon fast, während ich meine Augen fest zusammenkniff, damit sich keine Träne daraus verirrte.
Erschrocken schrie ich auf, als ich durch eine gewaltige Druckwelle von ihm weggeschleudert wurde und unsanft auf dem Boden aufkam. Erneut zuckte ein Schmerz durch mein Bein, als die Wunde über den Boden scharrte. Schockiert sah ich auf meine Hände und dann wieder zu Kylo. Was hatte ich getan?!
Mit einem lauten Ausruf der Bestürzung rannte ich wieder zu ihm und warf mich auf die Knie in den Dreck. Hoffnung keimte in mir auf, als mir der Gedanke kam, dass ich eine Art Machtstoß verursacht hatte. Meine vor Angst begebenden Hände legte ich auf seine Brust, als ich meinen Kopf drehte und mein Ohr an die Stelle hielt, wo ich sein Herz vermutete. Ob es nun mein eigener Atem und mein Herzschlag war, der laut in den Ohren pochte, konnte ich nicht klar feststellen. Doch, als ich spürte wie er sich unter mir bewegte, war ich mir nicht sicher, ob mir mein Verstand einen Streich spielte. Erst, als ich das leise Zischen wahrnahm, das ertönte, wenn er seine Maske öffnete, riss ich meine Augen auf.
„Schön, dass du davon ausgehst, dass ich ein Herz habe."
Bei dem Klang seiner Stimme richtete ich mich blitzschnell auf und drehte meinen Kopf zu ihm. Schlaff ließ er seine Hand sinken, in der er den Helm hielt, der mit einem dumpfen Geräusch zu Boden plumpste.
Vor Erleichterung traten mir Tränen in die Augen, als ich sah, wie sich seine Augenlieder flatternd öffneten. Seine Stimme klang gepresst und ich erkannte, dass er sich bei jedem Wort ungeheuerlich schwertat.
„Du lebst!", rief ich voller Freude aus und stürzte mich ihm dankbar um den Hals. Ich klammerte mich an ihn, während ich spürte, wie die Wellen von Erleichterung mich fluteten.
Nach einiger Zeit fiel mir auf, was ich gerade tat und ich ließ ihn wieder los, um mich aufrecht neben ihn zu setzten.
„Du lebst...", wiederholte ich fast schon tonlos und schloss meine Augen vor Erleichterung. Der dicke Kloß in meinem Hals verschwand und ich spürte, wie ein Gewicht von meinen Schultern fiel. Die Verzweiflung und die Angst, die ich nicht zugelassen hatte, überkam mich nun, obwohl ich mich freuen sollte, spürte ich, wie immer mehr Tränen in meine Augen traten und senkte den Kopf. Unter Anstrengung richtete Kylo sich auf und ich spürte, wie seine Hand an mein Kinn griff.
„Du weinst?" Verwunderung spiegelte sich in seinen Augen, als er mich wachsam musterte, doch schnell entzog ich mich seinem Griff und schüttelte den Kopf. „Es ist... Die Asche... Ich habe etwas davon ins Auge bekommen..." Schnell wischte ich die Tränen, die meine Wange entlangliefen weg und lächelte ihm zu.
Ein wissender Blick lag in seinen Augen und ich konnte die Tränen nicht stoppen. Ein leiser Schluchzer durchzuckte mich, für den ich mich bereits schämte. Warum zur Hölle saß ich vor ihm und weinte so erbärmlich?! Schnell sah ich wieder weg und hörte ihn leise lachen.
„Ist die Asche denn so schlimm?" Auch, wenn es nicht in seiner Stimme mitschwang, wusste ich dennoch, dass er sich über mich lustig machte. Seine zuckenden Mundwinkel verreiten ihn.
„Das verdammte Schiff ist in die Luft geflogen und es hat dich erwischt!", rief ich laut und boxte ihm gegen die Schulter. Er lachte bloß auf, doch das machte mich noch wütender. „Ich dachte du wärst tot!" Verzweifelt boxte ich ihm gegen die Brust, „Du hattest keinen Puls mehr!" Und so sehr ich mich dafür hasste, kamen die Tränen wieder in mir hoch. Er zuckte nicht zusammen, als meine Fäuste auf seine Schulter trafen. Wieso auch? Viel Kraft hatte ich nicht mehr.
„Ich war... Du warst... Wie konntest du nur?" Nun kam die Wut hoch und vertrieb die Tränen. Es war ein guter Weg um mit dem Weinen aufzuhören und mir war gerade alles lieber, als vor ihm eine solche Blöße zu zeigen. Er umgriff meine Handgelenke und hinderte mich somit daran weiter auf seine Brust zu hämmern. „Und deine Maske ging nicht auf! Ich suchte nach deinem Puls, aber da war keiner! Ich konnte nichts spüren!" Ich musste dieser Verzweiflung Platz machen und ließ seine Umklammerung zu. Es hinderte mich immerhin daran ihn noch mehr zu verletzen.
„Ich weiß...", sprach er leise und beruhigend. Schweratmend sackte ich zusammen und wurde fast nur durch seinen Griff in Position gehalten. Seine sanfte Stimme veranlasste mich dazu ihn anzusehen. Seine braunen Augen strahlten eine Wärme aus, die meine Tränen verseigen ließ und meine Verzweiflung davonjagte.
„Schön zu wissen, dass du dich um mich sorgst..." Ein erleichtertes Lächeln trat auf mein Gesicht und langsam ließ er meine Handgelenke wieder los. Seine freie Hand strich mir kurz über das Gesicht, doch ich schreckte erneut vor ihm zurück. Mein Stolz war wieder da und ließ es nicht zu, dass er mir auch noch die Tränen wegwischte, Beweise meines schwachen Momentes. Er ließ seine Hand wieder sinken und ich wusste, dass er mein Verhalten nicht als Kränkung empfand. Erst jetzt fiel mir auf, dass er noch ziemlich mitgenommen aussah.
„Ich brauche bloß eine kurze Pause...", murmelte er, als ich ihn verwirrt musterte, sobald er sich zurücksinken ließ und seine Augen langsam zufielen. Wachsam saß ich neben ihm und betrachtete ihn, um zu überprüfen, dass er wirklich atmete und es ihm gut ging.
„Mein Kopf fühlt sich an, als hätte jemand dagegengetreten..."
Bei diesem Satz zuckte ich ertappt zusammen und mir wurde auch langsam das permanente Pochen in der Hand bewusst, das ich von dem Schlag gegen das Metall noch hatte. Ob es Kylo egal war, was ich getan hatte, oder er es einfach nicht in meinen Gedanken erkannte, blieb offen, aber er schloss einfach die Augen und blieb ruhig auf dem Rücken liegen.
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It's You (Kylo Ren ff)
FanfictionMan kennt sie unter vielen Namen, doch kaum jemand kennt sie wirklich. Eine, die im Schatten lebt, die von niemandem gesehen wird. Und doch wurde sie von einer Person gefunden. In Zeiten des Krieges werden harte Maßnahmen gefordert. Der Widerstand h...