✨Kapitel 27

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„Wir sind umzingelt...", stellte ich panisch fest, während ich mich mit Kylo im Kreis drehte.
Immer näher kamen sie auf uns zu, wobei ich genau in ihren Augen sehen konnte, wie sie sich auf das bevorstehende freuten. Sie besaßen verschiedenste Waffen, Schwerter, Messer, Schusswaffen und Keulen. Und immer mehr kreisten sie uns von allen Seiten ein.
„Ausgezeichnet, dann können wir in jede beliebige Richtung angreifen!" Meinte er das Ernst?!
Ich griff an meinen Gürtel und zog mein Lichtschwert. Gleichzeitig mit Kylo aktivierte ich es und die Klinge kam herausgeschossen. Einer von ihnen, scheinbar der Anführer, richtete seine Keule in unsere Richtung uns rief etwas, was ich nicht verstehen konnte. Die Folge davon konnte ich jedoch stark erkennen. Es war das Signal zum Angriff.
Meine Muskeln spannten sich an, bereit loszulegen. Alle stürzten auf uns zu, Schüsse wurden abgefeuert und wir rissen unsere Schwerter nach oben.
Rücken an Rücken stand ich mit Kylo, während wir jeden, der uns zu nah kam, abwehrten, Schläge erwiderten.
Den Schüssen, die ich nicht abwehren konnte, musste ich ausweichen, während ich gerade damit zu kämpfen hatte, dass mich fünf umzingelten. Ich wirbelte herum, schlug und trat, traf mit der Klinge auf Körper und Gegenstände. Das Adrenalin pochte durch meinen Körper und ich hörte das Blut in meinen Ohren rauschen. Auch, wenn ich immer wieder einige traf oder komplett außer Gefecht setzte, kam es mir nicht so vor, als würden sie weniger werden, eher das Gegenteil.
Kylo hatte auch mit mehreren zu kämpfen und schlug sich gut. Er wirbelte seine Waffe herum. Es sah beinahe so aus, als würde es ihn keine große Mühe kosten zu kämpfen, was womöglich aus so war, wie ich in den Trainingsstunden immer bemerkte.
Mein Atem ging schnell, als ich gerade herumfuhr, um einen Schuss abzuwehren und dabei von einem der Männer ablassen musste. Mit viel Schwung rammte ich einem meine Klinge in den Körper, der gerade zu schießen begann und auf Kylo zielte. Ein kurzer Laut kam von ihm, doch dann sackte er bloß zu Boden. Schweratmend wischte ich mir den Schweiß von der Stirn und sah schnaufend auf den Mann vor mir.
„Lyria, pass auf!", hörte ich Kylo rufen und fuhr herum. Gerade rechtzeitig, um einem der Männer die Klinge in den Bauch zu rammen, bevor er mich mit seiner Keule erwischte. Ich sah kurz zu Kylo, der selbst sehr beschäftigt war, da sich ziemlich viele um ihn herum tummelten und ihn angriffen.
Ich wollte ihm gerade zur Hilfe eilen, als mir jemand den Weg versperrte. Es war der Mann, der mich entdeckt hatte, als ich am Schiff stand.
„So sieht man sich wieder. Mal sehen, wie gut du dich schlägst, bevor ich dich kalt mache!" Er grinste selbstsicher und zückte seine beiden Waffen. Ein Messer und einen Blaster.
„Bringen wir es hinter uns!", knurrte ich und schwang meine Klinge gefährlich herum.
Er begann zu schießen, doch die Schüsse wehrte ich alle ausgezeichnet ab und auch sonst war er nicht gut. Ich konnte ihm mit einem gezielten Tritt den Blaster aus der Hand schlagen, was ihn nur mit dem Messer als Waffe zurückließ. Ab da war es mir ein leichtes ihn zu besiegen und mit dem Lichtschwert zu treffen. Getroffen sank er zu Boden und ich widmete mich den anderen Männern.

Ich kam hart auf, da ich mit viel Wucht zu Boden geschleudert wurde, als ich mich auf die Schultern von einem gesetzt hatte, um ihn von oben zu attackieren.
Der Aufprall war unangenehm. Mein Lichtschwert war mir aus der Hand gefallen, als ich auf den Boden traf und rollte nun einige Meter weg von mir. Sofort streckte ich meine Hand danach aus und wollte es zu mir holen, doch meine Sinne nahmen etwas wahr.
Reflexartig rollte ich mich zur Seite und schon traf etwas auf den Boden. Es sah aus wie eine Lanze, doch an der Klinge befand sich ein Draht, der ebenfalls wie das Lichtschwert funktionierte. Als ich erschrocken aufsah, erkannte ich den Anführer. Seine Waffe war wohl eine Vibro-Waffe. Eine eher seltene Waffe, die doch sehr effektiv war, fast so wie das Lichtschwert.
Sein Blick war äußerst entschlossen als er nochmal ausholte und mich diesmal getroffen hätte, wenn ich ihm nicht schnell die Beine weggetreten hätte. Oft genug befand ich mich beim Kampf mit Kylo in einer solchen Situation. Mit der Zeit entwickelte man eine Taktik um nicht so zu verlieren, wofür ich im Moment mehr als dankbar war.
Blitzschnell sprang ich auf und wollte zu meinem Lichtschwert laufen, doch er trat es noch einige Meter weiter, weshalb es noch mehr aus meiner Reichweite gelangte. Nun ohne Lichtschwert musste ich ihm gegenübertreten, was nicht sehr schwer war. Ich konzentrierte mich darauf seiner Klinge auszuweichen, während ich irgendwie zu meiner Waffe kommen musste.
Zum Glück griff mich niemand an, sonst wäre es für mich noch schwieriger geworden, da ich meine vollste Konzentration auf den Anführer vor mir wandte.
Er grinste ebenfalls selbstsicher, wobei in seinen Augen noch ein anderer Ausdruck lag, eine gewisse Kampfeslust, womöglich auch eine Mordlust. Gerade holte er aus und verfehlte mich nur um Haaresbreite, doch das war für mich sehr günstig, da ich ihn mit einem Tritt zum Taumeln brachte und somit zur Seite springen konnte, bevor er die Klinge ungezielt auf mich niedersauen ließ.
Nun befand ich mich etwas näher an meinem Lichtschwert, dennoch war es noch zu weit weg, als dass ich es direkt greifen könnte. Ich streckte die Hand aus und spürte, wie es sich langsam bewegte. Ebenfalls spürte ich, dass der Anführer nun wieder sein Gleichgewicht gefunden hatte und zu mir kam. Gerade, als das Lichtschwert auf mich zuflog und ich es auffangen wollte, durchzuckte mich ein Schmerz an der rechten Schulter. Ein kurzer Laut kam aus meiner Kehle, ehe ich zu Boden fiel und erneut harte Bekanntschaft machte. Mir blieb die Luft weg und ich griff nach meiner schmerzenden Schulter.
Als ich meine Hand wieder wegnahm, sah ich, dass Blut daran klebte. Ich wurde angeschossen!
Und tatsächlich: Auf dem Dach befand sich ein Schütze, der nun begann zu schießen. Nur nicht auf mich, da sonst die Gefahr bestand, dass er den Anführer treffen könnte, der gerade auf mich zukam. Panisch versuchte ich mich aufzurichten und wollte mein Lichtschwert holen, was nur wenige Meter von mir entfernt gelandet war, da ich es durch meinen Sturz nicht auffangen konnte. Doch ich konnte mich bloß rechtzeitig zur Seite rollen, als er mit seiner Klinge direkt neben mir den Boden traf, genau da, wo mein Kopf noch zuvor war und nur wenige Zentimeter davon entfernt, wo mein Kopf nun wirklich lag.
Mit einem siegessicheren Grinsen sah er auf mich hinab, als er seine Klinge aus dem Boden zog. Ich rappelte mich in der Zeit auf und schaffte es auf die Beine, doch gerade wollte ich loslaufen, während ich mir meine Schulter hielt, als er mich von hinten trat, was zur Folge hatte, dass ich erneut fiel, diesmal auf meine verletzte Schulter. Laut schrie ich auf und kniff kurz die Augen zusammen. Entschlossen biss ich meine Zähne zusammen und versuchte von ihm wegzukommen. Ein scharfer Schmerz an meinem Unterschenkel brachte mich erneut zum Schreien. Er hatte mich getroffen.
Mit einem geschockten Ausdruck sah ich an mir herab und erblickte sogleich die Wunde. Der Stoff der Hose war verbrannt und an meinem Bein klaffte eine handbreite Wunde, an der er mich erwischt hatte. Die Haut war leicht verkohlt, doch nicht so stark, als wäre sie durch ein Lichtschwert verursacht worden. Mit stark zusammengebissenen Zähnen versuchte ich auf dem Boden von ihm weg und zu meinem Lichtschwer hinzukrabbeln, was scheiterte, da er mich mit einem erneuten Tritt zu Boden beförderte. Mühsam zog ich mich vorwärts und versuchte so gut es ging auch meinen Verletzten Arm zu benutzen.
Die Steine knirschten, als der Anführer langsam hinter mir lief. Das Geräusch hörte sich bedrohlich in meinen Ohren an, wie ein Raubtier, das mit seiner Beute ncoh ein letztes Mal spielte. Ein letztes Mal, bevor es getötet wurde. Ich durfte auf keinen Fall sterben! Nicht jetzt! Mein Lichtschwert war bloß eine Armlänge von mir entfernt, doch noch bevor ich es mit der Macht zu mir holen konnte, spürte ich, wie sich die Hand des Anführers um meine Schulter legte. Ohne einen scheinbaren Kraftaufwand riss er mich auf den Rücken und das nicht gerade sanft.
Ich zappelte wild, doch er setzte seinen Fuß auf meine Wunde am Bein und übte Druck aus. Meine Hand lag auf der verletzen Schulter zum Schutz, doch ihn interessierte es nicht. Ich wollte mich wehren, zappelte, doch das hatte nur zur Folge, dass der Druck auf meiner Wunde so stark wurde, dass mir ein lauter, schmerzerfüllter Schrei entwich. Die Steine, die sich unter seiner Sohle befanden und in meine Wunde drückten, halfen nicht gerade dabei es zu bessern.
Krampfhaft bleckte ich die Zähne und fauchte.
„Du bist echt zäh, du Göre...", murmelte er nur und holte aus. „Schade, dass es nicht von Dauer sein wird." Und schon ließ er die Klinge auf mich niedersausen.
Alles fühlte sich an, als wäre es in Zeitlupe. Ich sah, wie das rot mir immer näherkam und war mir bereits bewusst, was mir bevorstand, wie ich enden würde.
Ich schloss meine Augen und versuchte die aufkeimende Verzweiflung zu unterdrücken, wenigstens nicht mit Angst zu sterben. Ein Gedanke schoss mir kurz durch den Kopf.
Was wenn Kylo den Kampf nun doch verlieren würde?!
Wenn er ohne meine Hilfe nicht mit allen fertigwurde?
Entschlossen schlug ich meine Augen wieder auf, bereit dem Schlag auszuweichen, der noch nicht kam, um an Kylos Seite zu kämpfen. Ich sah rot, das leuchtende Rot der Klingen und wusste genau, dass ich ausweichen musste. Unter großen Schmerzen spannte ich meine Muskeln an und rollte mich zur Seite, wodurch mein Bein etwas verdreht wurde. Die Schmerzenswelle, die mich flutete kam unerwartet stark, dennoch schrie ich nicht. Die Zähne biss ich so stark zusammen, wie es ging. Schnell streckte ich meine Hand aus und spürte sofort, wie das Lichtschwert reagierte. Es kam zu mir und in der Sekunde, in der meine Finger das kühle Metall berührten, schlossen sie sich darum und ich drehte mich dem Anführer zu.
Doch zu meinem Erstaunen, stand er erstarrt da, seine Klinge nur locker in der Hand. Und da viel mir auch auf wieso: In seiner Brust steckte eine rote Klinge, die wieder herausgezogen wurde. Und sofort sackte der Anführer zusammen und gab den Blick auf einen wütend aussehenden Kylo Ren frei. Zwar trug er seine Maske, doch ich konnte es an seiner Haltung erkennen. Mit zwei großen Schritten war er neben mir und zog in einer fließendschnellen Bewegung den Helm ab. Dadurch konnte ich sein besorgtes Gesicht erkennen.
„Alles in Ordnung?", fragte er und kniete sich neben mich. Schweratmend schluckte ich und brachte ein Nicken heraus. Ein Schuss ertönte und Kylo fuhr herum, um ihn rechtzeitig mit seiner Kling abzuwehren. Er kam von dem Schützen auf dem Dach, scheinbar der einzige.
Ohne groß zu zögern hob Kylo seine freie Hand und bewegte sie ruckartig. Der Schütze schrie erschrocken auf, als er vom Dach gerissen wurde und herunterstürzte. Den Sturz würde er sicherlich nicht überleben.
Schnaubend wandte sich Kylo wieder mir zu und sofort legte sich wieder etwas Weiches auf seine wütende Miene. Die anderen Männer, die noch übrig waren, hatten in ihren Bewegungen innegehalten, als sie sahen, dass ihr Anführer tot am Boden lag.
„Kannst du kämpfen?", kam es von Kylo, als auch er den Rest betrachtete, der sich wieder bereit machte, um weiterzukämpfen.
Hatte ich denn eine Wahl?
Ein knappes Nicken meinerseits und er zog sich seinen Helm wieder an.
„Dann los!", ertönte es verzerrt und schon richtete er sich wieder auf. Ohne groß zu zögern stürzte sich Kylo in den Kampf und begann erneut sein Lichtschwert durch die Luft zu wirbeln und dabei so viel Schaden anzurichten, wie möglich.
Da ich selbst nur schwer dazu fähig war zu laufen und meine Wunde an der Schulter das Kämpfen mit dem Lichtschwert erschwerte, entscheid ich mich dazu den größten Teil mit der Macht zu bewältigen. Mein Lichtschwert behielt ich in der Hand, doch die wenigen, die sich mir von einer Seite näherte, setzte ich anders außer Gefecht. Ich hob meine Hand und ließ eines der Motorräder schweben. Mit einem Mal raste es zu uns und landete auf den dreien.
Nach dieser Aktion wichen die meisten vor mir zurück. Und diejenigen, die es nicht taten, wurden mit voller Wucht gegen irgendeine Wand geschleudert, an der sie womöglich tot zusammensackten.
Mir war es in dem Moment egal, wie viele ich tötete, Hauptsache ich wurde nicht getötet.
Kylo machte es ebenfalls so. Mit der Macht hob er gerade drei gelichzeitig hoch, weshalb sie wie wild zappelten du scheinbar nach Luft schnappten. Und schon traf sie das Lichtschwert.
Mit seinem Lichtschwert durchbohrte er viele, aber nicht alle, da sich einige aus dem Staub machten, während ihre Kameraden gerade durchlöchert wurden.
Die wenige, die außerhalb von Kylos und meiner Reichweite waren, wechselten kurze Blicke, als ich mich neben Kylo stellte und wir sie angriffslustig ansahen, dann drehte sie uns den Rücken und hetzten zu den Fahrzeugen. Sie sprangen auf und fuhren so schnell es ging davon. Einige von ihnen warfen sogar noch ängstliche Blicke zurück.
Sobald sie nicht mehr zu sehen waren, wandte ich den Blick ab. Um uns herum lagen Leichen.
„Lass uns gehen!", befahl Kylo ohne noch einen Blick zurückzuwerfen und ging mit zügigen Schritten voraus. Leicht humpelnd folgte ich ihm und versuchte sein tempo einzuhalten.
„Und sonst haben wir nichts vergessen? So, bevor wir zum Schiff laufen? Irgendwie das Gepäck, den Kopf oder das Gespür für eine Falle?!" Feixend starrte ich in an. Ja, ich war wütend, dass er nicht auf mich gehört hatte und seinen blöden, sturen Kopf durchsetzen musste.
„Ich kann deine Gedanken hören!"
Aber natürlich konnte er das! Er durfte auch gerne hören, was ich von seiner Stumpfsinnigkeit dachte!
„Wenn du mir etwas sagen willst, dann sprich es laut aus!" Ob es nun an dem vielen Adrenalin lag, das durch meinen Körper gepumpt wurde, oder ob ich einfach nur wütend war, wusste ich nicht, als ich mich vor ihn stellte und ihm wütend gegen die Brust tippte. „Wenn du nicht so unvorsichtig gewesen wärst, wäre das alles nicht passiert! Das ist alles deine Schuld, du hast nicht auf mich gehört! Und das nur weil du so stur und einfältig bist! Du wolltest nicht auf mich hören und hast dich damit direkt in die Falle begeben! Ich würde ja sagen, dass ich dich gewarnt habe, aber,", wetterte ich weiter und machte eine kurze Kunstpause, „Ach warte, ich habe dich ja gewarnt!"
Wild gestikulierend stand ich vor ihm, während ich meinen Frust an ihm ausließ. Die Schmerzen in der Schulter und dem Bein machten das alles nicht einfacher. „Nicht zu vergessen, dass ich durch diese blöde Falle verletzt wurde!" Ich zeigte mit dem verletzen Arm auf mein Bein, was ich sofort bereute, da mich erneut der Schmerz durchzuckte und zum Zischen brachte.
Kylo wollte gerade die Hand nach mir ausstrecken, so sah es aus, doch ich schnitt ihm diese Bewegung direkt ab. „Und wofür das alles?!" Unbeirrt fuhr ich fort und schlug seine Hand aus dem Weg. „Für blöde Informationen!"
Ich war mir dessen bewusst, dass ich sehr laut sprach und womöglich bloß das gesamte Dorf zusammenschrie, doch durch die Kampfgeräusche kamen sie auch nicht aus den Häuser, also würden diese lauten Rufe nicht das große Problem darstellen...
Doch etwas anderes erschein mir viel lauter. Kylos Gedanken, die mir beinahe schon entgegenflogen.
„Warte mal, du hast die Informationen nicht Mal?!" Beinahe ertappt drehte er mir den Kopf zu und spannte sich an. „Warum sagst du mir das nicht vorher?!" Er zuckte bloß mit den Schultern. „War nicht wichtig..."
„Nicht wichtig?!" Ich gab ein ungläubiges Schnauben von mir.
„Ja, jetzt lass uns zum Schiff gehen!" Er wollte schon wieder weitergehen, doch ich griff nach seinem Arm und brachte ihn zum Anhalten. „Und die Informationen?!"
„Die sind nicht so wichtig, als dass wir darauf warten sollten, bis sie wiederkommen. Wir sollten zum Schiff und wieder zur Finalizer zurück. Diese Mission war ein Reinfall..." Mit offenem Mund sah ich ihn an. Er, der große Kylo Ren, zog sich zurück?! „Aber scheinbar waren die Informationen doch wichtig genug, dass du persönlich vorbeikommen musstest..." Das passte doch alles nicht zusammen. „Und du hast zudem ihren Anführer getötet, so schnell werden die wenigen, die noch lebend davongekommen sind, nicht wiederkommen. Nicht nach diesem Gemetzel..." Kylo machte bloß eine abtuende Handbewegung und wollte sich aus meinem Griff lösen, doch ich klammerte mich beinahe schon an ihn. Ich wollte eine Antwort, wie mir sein merkwürdiges Verhalten erklärte, sofort!
„Du benimmst dich seltsam..." Er ging nicht darauf ein, sondern entriss sich meiner Umklammerung. Mit schnellen Schritten lief er los, wobei ich noch stehenblieb.
„Kylo...", begann ich und wollte mich erneut aufregen, doch da fuhr er herum.
„Ich sehe zu viele Risikos, wenn ich nochmal zurückgehen würde, um den Stick zu holen. Besonders, da du bereits jetzt verletzt bist und ich nicht weiß, wie stark deine Verletzungen werden, wenn wir nochmal zurückkehren. Ich hatte dir gesagt, dass es gefährlich werden könnte... und wie es aussieht, war es ein Fehler dich mitzunehmen..."
Empört stemmte ich die Hände in die Hüfte.
Einerseits bereitete es mir Freude zu hören, dass er sich aus Angst um meine Gesundheit zurückzieht, doch andererseits war ich wütend, da er mir scheinbar nicht zutraute, dass ich noch mehr aushalten könnte.
„Lass uns gehen!" Er wollte sich gerade wieder umdrehen, doch da keimte ein Gedanke in mir auf. Normalerweise hätte ich ihn mir wieder sofort aus dem Kopf geschlagen, doch durch meinen verletzten Stolz wurde er noch mehr entfacht.
„Nein. Ich gehe zurück und hole die Informationen!" Ich konnte sein Gesicht durch die Maske nicht sehen und daher auch seine Miene nicht deuten, dennoch merkte ich, wie er sich anspannte. „Nein, du kommst mit."
Ich würde mich nicht einfach unterkriegen lassen, das konnte er vergessen! „Nein, ich werde dir beweisen, dass ich nicht so zerbrechlich bin, wie du denkst und es aushalte!"
„Lyria," selbst durch die Maske hörte ich, wie seine Stimme einen warnenden Ton beinhaltete, „allein das Gift darin wird dich fast umbringen."
„Es ist vielleicht schon weg. Und außerdem kann ich es aushalten! Ich habe dich ja schließlich gerettet, was ich nicht geschafft hätte, wenn ich das Gas nicht ausgehalten hätte."
„Ja, aber dann musste ich dich retten." Wütend starrte ich zu ihm.
„Ohne mich wärst du fast gestorben!"
„Du ohne mich doch auch!"
Ein verzerrtes Lachen war zu hören. „Als ob du mich je retten könntest!" Und da war er wieder, der kalte, ablehnenden Kylo, den ich von Anfang an kennengelernt hatte.
„Ich wünschte mir, dass ich es nicht getan hätte. Dann wäre ich nicht in eine Falle gerannt und mein Bein UND meine Schulter wären noch heil!", fauchte ich wütend. Auch Kylo nahm nun eine abwehrende Haltung ein, als er mir gegenübertrat.
„Nun, daran kann ich nichts mehr ändern. Kommst du nun mit, oder willst du deinen kleinen, sturen Kopf durchsetzen und mir törichterweise etwas beweisen wollen? Oder kommst du nun mit zurück zum Schiff?"
Es passte nicht zu mir mich auf halben Wege, so knapp vor dem Vollenden der Mission, zurückzuziehen, weshalb mir dieser Plan widerstrebte. Dazu kam noch, dass ich mich von Kylo wie ein kleines, unerfahrenes Kind behandelt fühlte, was nicht der Fall war.
Widerspenstig verschränkte ich mein Arme und reckte das Kinn in die Höhe.
Sollte er ruhig merken, dass ich keine Lust hatte ihm immer zu gehorchen und klein bei zu geben.
„Weißt du was, versuch du doch dein Glück! Ich warte solange beim Schiff. Aber glaub nicht, dass ich dir auch nur zur Hilfe eilen werde!", fauchte er und ich merkte, wie er seine Hände zu Fäusten geballt hatte.
„Gut, denn ich brauche deine Hilfe auch nicht!"
„Schön!" Und schon drehte er mir den Rücken zu und stapfte wütend davon, zurück zum Schiff. Ich dagegen blieb zurück. Mit einem letzten zornigen Schnauben sah ich ihm nach und drehte mich dann wieder um.
Entschlossen lief ich wieder zurück zu dem Gasthaus, riss die Tür auf und sah mich um. Die Bar war leer, selbst die Männer, die in den Ecken gesessen hatten, hatten sich verzogen. Bis auf einen, der noch immer vollkommen betrunken auf dem Tisch lag und schlief. Ob er noch lebte war eine andere Frage.
Schnellen Schrittes durchschritt ich den Raum und öffnete die Tür, die zu den Zimmern führte. Dabei fluchte ich die ganze Zeit vor mich hin und überlegte mir wüste Beleidigungen, die ich Kylo an den Kopf werfen würde. Was fiel ihm auch ein mich als schwach zu bezeichnen und die komplette Mission wegen meiner Gesundheit abzusagen?! Auch, wenn es eine nette Geste war, fühlte ich mich dadurch nur noch mehr so behandelt, als würde Kylo mir nichts zutrauen.
Als ich dann der Treppe ankam, griff ich nach meinem Lichtschwert. Es könnte sein, dass die Männer aufgewacht waren oder andere Gefahren auf mich warteten.
Vorsichtig setze ich einen Fuß auf die Treppe und lauschte. Außer meinem eigenen Atem konnte ich nichts hören und so lief ich die Treppe nach oben, bis ich zu dem Gang kam. Ab da verfestigte ich meinen Griff um das Lichtschwert. Das Gas, das zuvor noch die Sicht erschwert hatte, war nur noch flüchtig wahrzunehmen, weshalb ich es als ungefährlicher ansah zu atmen, dennoch versuchte ich so wenig wie möglich nach Luft zu schnappen.
Ich stieß mit der Fußspitze gegen eine Dose, die polternd durch den Gang rollte und erschrak mich selbst. Sofort riss ich das Lichtschwert hoch und aktivierte es. Die goldene Klinge erleuchtete den Gang, doch sonst war nichts dort, was gefährlich werden konnte.
Bedacht schlich ich an den Türen vorbei und vergewisserte mich nochmal, dass sie auch wirklich leer waren. Als ich die beiden Männer auf dem Boden sah, wollte ich mich nochmal vergewissern, dass sie mir wirklich nicht mehr gefährlich werden konnte, als mir etwas auffiel. Unter einem hatte sich eine Blutlache gebildet, die meine Aufmerksamkeit weckte, da ich mich nicht erinnerte, dass Kylo oder ich so fest zugeschlagen hatten. Und als ich ihn auf den Rücken drehte, erkannte ich auch, woher das Blut kam. Ihm wurde die Kehle aufgeschlitzt.
Der zweite hatte eine Einstichstelle am Rücken. Gefährlich konnten die mir nicht mehr werden. Dennoch machte mir mehr Angst, wer dafür verantwortlich war...
Mein Herzschlag ging schneller und ich klammerte mich beinahe schon an den Griff meiner Waffe. Diese Männer waren bereits außer Gefecht gesetzt worden. Wer also nicht davor zurückschreckte Ohnmächtigen die Kehlen aufzuschlitzen und von hinten zu erstechen, der war nicht der Mensch, mit dem man gerne seine Gesellschaft verbrachte.
Während ich über die Leichen hinwegstieg lauschte ich auf jedes Geräusch. Womöglich hatte Kylo doch recht behalten. Es war für mich gefährlich... Blödsinn! Sofort schüttelte ich den Gedanken ab. Ich war schon auf gefährlicheren Missionen!
Glasscherben knirschten unter meinen Schuhen, als ich den Raum betrat, in dem der Rauch noch dichter war. Dennoch konnte ich den gesamten Raum durchblicken und sah den Informanten nicht. Weder am Boden noch sonst wo. Verwirrt lief ich zu dem Tisch, wo ich ihn gefunden hatte, als ich auf der Suche nach Kylo gewesen war, doch da war er nicht. Keine Spur von ihm...
Dann könnte er es gewesen sein, der die Männer umgebracht hatte. Durch seine Kiemen war er wohl nicht so anfällig für das Gas und hatte es ausgehalten. Kylo hatte erzählt, dass das Giftgas den Informanten getroffen hatte. Das würde erklären, weshalb ich ihn bewusstlos gefunden hatte... Er musste aufgewacht sein und dann hatte er die Flucht ergriffen.
Innerlich fluchend trat ich wieder aus dem Raum heraus und kniete mich neben die Leichen. Das Blut war noch warm und die Wunden sehr frisch. Sogar so frisch, dass es nicht lange her sein musste. „Er ist noch nicht weit...", murmelte ich laut und hörte eine Tür zuschlagen, verbunden mit schnellen, gehetzten Schritten. Das musste der Informant sein... Blitzschnell sprang ich auf und lief los. Den Gang entlang und die Treppe herunter. Ich sah noch, wie Stoff wehte, als die Person um die Ecke rannte.
„Hey!", rief ich sofort aus und versuchte hinterherzukommen. Die Person lief weiter weg vor mir und machte keine Anstalten stehenzubleiben, eher das Gegenteil, denn mir kam es so vor, als würde die Gestalt an Tempo zunehmen, während sie die Treppe nach unten lief und durch den Gang jagte. An einer Tür blieb sie stehen, drehte den Knauf und huschte durch die Tür. Doch in dem Moment konnte ich genau erkennen, dass es sich um den Informanten handelte.
Ohne zu zögern rannte ich ebenfalls in den Raum, der eine weitere Treppe verbarg und lief auch diese herunter. Sie musste wohl in den Keller führen, denn ich befand mich in einem Gang ohne Fenster. Es roch modrig und irgendwo hörte ich ein Rohr tropfen.
Die Schritte der Person hallten von allen Seiten wieder. Jedoch teilte sich der Gang in zwei Hälften. Die Schritte waren nicht mehr zu hören, fast so, als wäre die Person stehengeblieben. Ich ließ mein Gefühl entscheiden und rannte in den Linken Gang, der bloß spärlich durch Leuchtstoffröhren an der Decke, beleuchtet wurde. Und tatsächlich hatte ich den richtigen Gang gewählt, da ich wenig später den Informanten erkannte, der aus einem Mauervorsprung sprang und weiterlaufen wollte. Scheinbar hatte er gehofft mich abhängen zu können und wollte warten, bis ich weg war. Doch dadurch hatte er gewaltig an Abstand verloren und ich konnte immer mehr aufholen, trotz meines verletzten Beines.
„Stehenbleiben!", rief ich ihm hinterher, doch er wollte mir nicht gehorchen.
„Sofort!", rief ich nochmal lauter und streckte meine Hand aus. Notgedrungen stoppte er in seinen Bewegungen und ich musste kurz grinsen, als mir bewusst wurde, wie schnell ich es geschafft hatte. Langsamen Schrittes trat ich vor ihn und konnte in seinen lilafarbenen Augen Angst erkennen. Es war ja auch nicht verwunderlich, schließlich konnte er sich nicht wehren und wurde mit der Macht gehindert sich auch nur zu bewegen. Ich selbst konnte aus Erfahrung sprechen, wenn ich sagte, dass dieses Gefühl unangenehm war.
„Wieso bist du weggerannt?", fragte ich mit einer schneidenden Stimme.
„Ich habe den Kampf gehört und wollte fliehen!", brachte er bloß hervor und versuchte erneut gegen die Macht anzukommen, was sinnlos war.
„Also sind das nicht deine Männer?" Ein abfälliges Schnauben kam von ihm. „Nein, sicher nicht. Mit dem Abschaum mache ich keine Geschäfte!" Das war wenigstens eine gute Nachricht. Der Informant gehörte nicht zu den Männern, die uns angegriffen hatten.
„Und warum läufst du dann weg?"
„Was sollte ich denn tun? Mich auch in den Kampf stürzen? Nein, sicher nicht. Ich überlebe, weil ich mich aus solchen Angelegenheiten raushalte."
Nachdenklich musterte ich ihn. „Eine Frage noch: Wo sind die Informationen?"
„Auf dem Stick."
„Und wo ist der?" Nun grinste er. „Das sage ich dir, wenn du mich loslässt..."
Zögernd kam ich seiner Aufforderung nach und er griff ich eine Tasche in seinem Umhang. Wachsam beobachtete ich ihn dabei und war bereit jeden Angriff abzuwehren, doch er holte wirklich nur einen Stick hervor.
Der Stick war klein und unscheinbar. Man könnte sich kaum vorstellen, dass der mächtige Kylo Ren extra dafür die Finalizer verließ. Ich nahm den Stick entgegen und steckte ihn sofort in meine Tasche.
„Darf ich nun gehen?" Die Feindseligkeit war dem Mann anzusehen.
„Wohin führt dieser Tunnel?" Nun war es meine Neugierde, die die Oberhand gewann.
„Aus der Stadt raus. Mehr brauchst du nicht wissen!" Mit der Antwort gab ich mich zufrieden, da ich nun den Stick betrachtete. Siegessicher hielt ich ihn in der Hand und war bereit ihn Kylo voller Triumph unter die Nase zu halten. Der Mann wollte an mir vorbei, also trat ich zur Seite.
„Ich nehme an, es ist nun alles geklärt..." Er nickte knapp, doch bevor er schon gehen wollte, drehte er sich nochmal um. „Diese Männer wissen, wo ihr das Schiff gelandet habt?" Ich nickte nur knapp. Warum spielte das eine Rolle?
„Diese Bande jagt gern Dinge in die Luft... Also ist es gut möglich, dass sie auch an eurem Schiff herumgepfuscht haben..." Und schon verschwand er im dunklen Teil des Tunnels.
Sobald die Bedeutung seiner Worte bei mir ankam, fuhr ich wie vom Blitz getroffen zusammen. Kylo! Kylo war auf dem Weg zum Schiff. Die Männer hatten etwas an dem Schiff gemacht, das musste es sein, was der Informant meinte...
Und schon rannte ich los, um keine Zeit zu verlieren.
Immer wieder schossen die Gedanken durch meinen Kopf.
Kylo war auf dem Weg zum Schiff. Er wusste nichts von der Gefahr, die ihm drohte.
Gehetzt kletterte ich die Treppe wieder nach oben und rannte wieder in den Raum, in dem sich auch die Bar befand. Die Tür knallte ich laut zu, was zu Folge hatte, dass ich etwas laut poltern hörte. Ob es nun von dem Mann kam, der betrunkene aufgewacht war oder nicht, blieb offen, aber es war mir auch egal. Kylo war das einzige, was für mich zählte. Und er lief gerade mitten in seinen Tod.

It's You (Kylo Ren ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt